«Der letzte Schritt ist der schwierigste»

«Der letzte Schritt ist der schwierigste»
Piranha Chur mit Corin Rüttimann (links) war Endstation für die Skorps um Nathalie Spichiger (Mitte). / Bild: Janine Sahli (jsb)
Unihockey: Das NLA-Frauenteam Skorpion Emmental hat die packende Playoff-Halbfinalserie gegen Piranha Chur mit 2:4 verloren. Zeit für einen Rück- und Ausblick.

Zum Schluss bleibt die Enttäuschung. Darüber, einmal mehr nahe dran gewesen zu sein, das grosse Ziel aber doch nicht erreicht zu haben.

So lautet die Bilanz von Trainer Lukas Schüepp und seinem Team, dem UHV Skorpion Emmental. Nach der Qualifikation lagen die Skorps auf Rang zwei der NLA, mit zwei Toren mehr hätten sie die Quali sogar gewonnen. Die Playoff-Viertelfinals überstanden sie souverän, ehe sie in der Halbfinalserie auf Piranha Chur trafen. Hier stand es 2:2 in der Serie. Dann folgte das wegweisende Spiel fünf in der Ballsporthalle Zollbrück. Über 550 Zuschauerinnen und Zuschauer verwandelten die Halle in ein Tollhaus, pushten die Emmentalerinnen nach vorne. Vier Minuten vor Schluss führten die Skorps mit 6:4, doch die Churerinnen schafften noch den Ausgleich und entschieden das Spiel in der Verlängerung mit 7:6 für sich. Auch im sechsten Spiel der Serie begegneten sich die beiden Teams auf Augenhöhe, doch im Mitteldrittel konnte Piranha von 1:1 auf 5:2 davonziehen. Das war die Entscheidung im Spiel – und in der Serie. So trifft Piranha Chur im Superfinal am Samstag auf die Kloten-Dietlikon Jets.

Ein überragendes Duo

Details hätten den Unterschied für Piranha gemacht, sagt Skorps-Coach Lukas Schüepp. «Insbesondere konnten wir zu wenige Zweikämpfe gewinnen.» Zwar hatten die Skorps mehr Breite im Kader, dafür verfügte Piranha über eine erste Linie der Extraklasse. Allen voran das Duo Martina Repková und Corin Rüttimann stellten die Emmentalerinnen mit ihrer Wucht und ihrem Kampfgeist immer wieder vor Probleme.

Es sei schwierig, zwei solche Spielerinnen zu bändigen, sagt Skorps-Verteidigerin Nadia Reinhard. Sie fuchst vor allem, «dass es uns im entscheidenden Moment erneut nicht gelungen ist, unsere beste Leistung abzurufen». Dabei spricht sie nicht nur die Playoffserie gegen Chur an, sondern auch auf den diesjährigen Cupfinal sowie den letztjährigen Superfinal jeweils gegen die Kloten-Dietlikon Jets. Beide Male waren die Skorps nahe dran, mussten aber doch mit leeren Händen vom Feld.

Zwei Abgänge, drei Zuzüge

«Nachdem wir letzte Saison zum ersten Mal den Superfinal erreichten, ist uns dieses Jahr mit der erstmaligen Teilnahme am Cupfinal erneut ein Meilenstein gelungen», sagt Lukas Schüepp. Oder anders formuliert: «Wir haben unsere Fortschritte bestätigt.» Der letzte Schritt – der Sieg in einem Finalspiel – sei der schwierigste. Auch der SV Wiler-Ersigen habe einige Finals verloren, ehe es mit dem Triumph geklappt habe.

Für Skorpion Emmental beginnt bereits in einem Monat das Sommertraining und damit die Vorbereitung auf die nächste Saison. «Wir wollen unseren Weg nach oben weitergehen, wollen einen Titel gewinnen», sagt Lukas Schüepp. Dass das Gros des NLA-Teams beisammen bleibe, sei ein gutes Zeichen. Definitive Abgänge gibt es nur zwei zu vermelden: Die tschechische Verteidigerin Veronika Zittová kehrt aus beruflichen Gründen in ihre Heimat zurück. Die schwedische Flügelstürmerin Malin Brolund führt ihre Karriere bei einem anderen Team in der Schweiz weiter. Dem gegenüber stehen bisher drei Zuzüge: Die 25-jährige Offensivverteidigerin Ada Hök wechselt nach zwei Saisons bei Zug United zu den Skorps. Von den eigenen U21A-Juniorinnen werden Selina Lüthi und Anja Lanz ins NLA-Team aufgenommen. Mindestens ein weiterer Zuzug dürfte noch folgen.

Eine Pause 

Noch nicht ganz klar ist die Zukunft von Skorps-Verteidigerin Nadia Reinhard. Sie wird in der kommenden Saison eine Pause einlegen. «Seit 20 Jahren spiele ich Unihockey», sagt sie, «nun möchte ich dem Körper etwas Zeit geben, mehr Zeit für Familie und Freund haben.» Reinhard startete ihre Karriere bei Lejon Zäziwil. 2012 wechselte sie zu den Skorps und erkämpfte sich sofort einen Platz in der ersten Mannschaft. Sie wurde als Stürmerin wie auch als Verteidigerin eingesetzt und absolvierte zudem 34 Länderspiele im Schweizer A-Nationalteam. Seit vier Jahren machen ihr aber Knieprobleme zu schaffen, die sich nach der WM 2019 verschärften. «Das nagt auch an der Psyche», sagt die heute 28-Jährige, die neben dem Spitzensport zu 100 Prozent als Schreinerin arbeitet.

Nun will Nadia Reinhard spüren, wie sich das Leben ohne Unihockey anfühlt. Mit den Teamverantwortlichen ist abgemacht, dass sie jederzeit wieder einsteigen kann. Wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie nach der Pause weitermacht? «Wir werden sehen», sagt sie.

21.04.2022 :: Markus Zahno (maz)