Martin Wälti (links) tritt im Sommer aus der Geschäftsleitung von «Intact» zurück. Andreas Burckhardt ist Bereichsleiter in Langnau. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Emmental: 1997 öffnete in Burgdorf eine bewachte Velostation, betreut durch Stellenlose. Das Angebot wurde ausgebaut, die Stiftung Intact gegründet, die auch in Langnau tätig ist.
Velodiebstähle und Vandalismus waren die Gründe, warum die IG Velo Burgdorf vor 25 Jahren beim Bahnhof Burgdorf eine bewachte Velostation eröffnete. Zusammen mit dem Gratis-Hauslieferdienst wurden zwei neuartige Dienstleistungen geschaffen. Martin Wälti, der Gründer und Co-Geschäftsführer, erinnert sich: «Die Bewachung und Serviceleistungen für die Pendlervelos erfolgten über ein Beschäftigungsprogramm durch ein Dutzend Arbeitslose.» Heute ist die Stiftung Intact ein Nonprofit-Unternehmen von Langnau über Burgdorf bis Kirchberg. Rund 40 Prozent der Erträge wird erwirtschaftet, die restlichen Kosten werden hauptsächlich über Leistungsverträge mit dem Kanton und Gemeinden gedeckt.
Arbeitsplatzangebot ausgebaut
Gegen 220 Langzeitstellenlose werden durch rund 70 Mitarbeitende begleitet. Die Zuweisungen erfolgen durch die regionalen Sozialdienste, den Strafvollzug oder Contact Netz. Letztes Jahr konnten 77 Teilnehmende in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden.
Inzwischen weist die Stiftung Intact ein vielfältiges Arbeitsplatzangebot auf. Martin Wälti zählt auf: «Die Teilnehmenden können Elektrogeräte recyceln, Keramikprodukte herstellen, in der Küche wirken oder in der Logistik arbeiten.» Das schrittweise Erweitern habe sich ausbezahlt. Der Arbeitseinsatz, kombiniert mit Schulungsmodulen, bringe die Teilnehmenden dem Hauptziel, der beruflichen Integration, näher.
Langnau mit 20´000 Lieferungen
In Langnau ist Andreas Burckhardt verantwortlich. Hier konzentriert man sich auf den Hauslieferdienst, Velokurier-Fahrten und die Velowerkstatt. Pro Jahr werden allein in Langnau 20´000 Lieferungen durchgeführt. In der Velowerkstatt stehen zwölf Arbeitsplätze zur Verfügung. Die Teilnehmenden werden von zwei Velomechanikern ausgebildet. «Es ist uns wichtig, dass die Teilnehmenden Freude an der Arbeit gewinnen», betont Burckhardt. Das Wiederfinden einer persönlichen Stabilität und die für die Arbeit im Team nötigen sozialen Fähigkeiten seien wichtiger als das gewonnene Spezialwissen. Gleichwohl werden jährlich rund 100 Velos für den Occasionsmarkt aufbereitet, sogar 1000 Velos gehen in derselben Zeit an die Entwicklungsorganisation Velafrica. «Für einige eröffnet eine Mitarbeit in unserem Gastrobereich, im Nähatelier, in der Töpferei oder in der Raumpflege mehr Perspektiven, dann arbeiten sie an anderen Standorten bei Intact», erklärt Andreas Burckhardt.
Man werde auch künftig neue Angebote für die Integration der Teilnehmenden entwickeln, ergänzt Co-Geschäftsführer Martin Wälti. Angedacht seien etwa Qualifizierungsmodule im Bereich Gastro oder die Pilzzucht auf Kaffeesatzbasis. Zukünftig sei es aber auch wichtig, die Teilnehmenden auf die Digitalisierung vorzubereiten.
Wälti tritt aus Geschäftsleitung aus
Die Stiftung Intact sei operativ und auf strategischer Ebene für die Zukunft gerüstet, meint Wälti. Für ihn sei nun der richtige Moment, sich auf die strategischen Aufgaben als Stiftungsratspräsident zu fokussieren. Mitte Jahr wird er aus der Geschäftsleitung austreten. Der langjährige Geschäftsleitungs-Partner, Theophil Bucher, wird künftig allein verantwortlich sein. Ein Ziel von Wälti ist es, den Betrieb finanziell besser abzustützen. Weil man im zweiten Corona-Jahr knapp nicht von der Härtefallregel profitieren konnte, habe dies den Jahresabschluss stark belastet.
Nun wird das 25-Jahr-Jubiläum gefeiert; im Mai ist ein Anlass mit den wichtigsten Partnern geplant.