Bei der Skulptur von Catherine Mühlemann geht es um Schuld und Vergebung (nach Johannes 20, 23 in der Bibel). / Bild: zvg
Lützelflüh: Im Zentrum eines neuen Themenwegs steht die Versöhnung. 16 Stationen sollen zum Nachdenken anregen, bieten aber auch Spiel und Spass. Eröffnung ist an Ostern.
«Das Thema Versöhnung ist hochaktuell», findet Daniel Suter. «Gerade die Debatten rund um Corona und das Impfen sind oft gehässig geführt worden. Die Gesellschaft, aber auch Familien und Freunde, wurden entzweit.» Es sei nun Zeit, andere Wege zu beschreiten. Wege der Versöhnung. Daniel Suter ist Projektleiter des Themenwegs «der etwas andere Pfad», welcher durch das Evangelische Gemeinschaftswerk (EGW, siehe Kasten) realisiert wurde. Dort nehmen verschiedene Installationen und Kunstwerke das Thema Versöhnung auf. Eine Geschichte bildet den roten Faden. «Unser Ziel ist es, nebst Spiel und Spass, die Menschen zum Nachdenken anzuregen», erklärt Daniel Suter. «Wir wollen Fragen aufwerfen, ohne schnelle Antworten zu liefern.» Und ohne den Zeigefinger zu erheben. Denn dass das mit dem versöhnten Leben selbst unter Christen nicht ohne Weiteres klappt, zeigt auch die Geschichte des EGWs.
Spaltung und Wiedervereinigung
Das EGW wurde 1831 als Evangelische Gesellschaft des Cantons Bern (EGB) gegründet. Theologische und soziale Spannungen führten 1908 zur Spaltung. Der Riss ging durch Familien und Freundschaften. Doch die Unversöhnlichkeit konnte überwunden werden. 1996 vereinigten sich beide Werke und nahmen den heutigen Namen an. 25 Jahre sei man nun wieder gemeinsam unterwegs, schreibt das EGW. Die Stichworte «Versöhnung», «gemeinsam» und «unterwegs sein» hätten den Anstoss für den Themenweg gegeben. Dass sich dieser in Grünenmatt befindet, hat seinen Grund: auf dem Hof «Eigen» fanden viele Jahre die Konferenzen statt. Nun suche man dafür eine andere Lokalität, sagt Daniel Suter.
Ostern und Versöhnung
Eigentlich hätte der Weg im letzten Sommer eröffnet werden sollen. «Das Bewilligungsverfahren dauerte länger, als wir gedacht hatten», nennt der Projektleiter den Hauptgrund für die Verzögerung. Auch die Corona-Pandemie habe sie ausgebremst. Dass die Eröffnung nun am Ostersamstag stattfinde, sei aber passend. «Im christlichen Glauben ist die Versöhnung zentral. An Karfreitag und Ostern hat Gott den Weg dazu geebnet, indem sein Sohn stellvertretend für unsere Schuld starb und auferstand.» Nun sei es am Menschen, sich Gott zuzuwenden und ihm zu vertrauen.
Suter ist überzeugt, dass sich Versöhnung positiv auf das Leben der Menschen auswirkt, zu Glück und Zufriedenheit führt. In der Medizin sei es anerkannt, dass andauernde Konflikte und Spannungen krank machen könnten. Versöhnung will Daniel Suter aber nicht als Vereinheitlichung verstanden wissen. «Es geht nicht darum, dass alle einer Meinung sein müssen, sondern, den anderen mit seiner Haltung zu akzeptieren.»
Doch was, wenn es nicht um Meinungen, sondern um Verbrechen geht? Darf man angesichts von Kriegsgräueln oder Missbrauch an Versöhnung denken? Auf keinen Fall dürften Verbrechen relativiert werden, stellt Daniel Suter klar. Diese gehörten durch den Rechtsstaat bestraft. Versöhnung beruhe auf Freiwilligkeit. Es gebe Menschen, die Traumatisches erlebt haben und doch vergeben konnten. «Ich kann aber gut verstehen, wenn das nicht gelingt.» Und manchmal – oft – braucht Versöhnung Zeit. Und keine schnellen Antworten. Wie dies auch der Themenweg aufzeigt.