«Diese Kaufmöglichkeit ist ein Glücksfall»

«Diese Kaufmöglichkeit ist ein Glücksfall»
Das Wohn- und Geschäftshaus an der Stöckernfeldstrasse 5 könnte bald auch als Schulraum dienen. / Bild: zvg
Oberburg: Die Gemeinde will die Liegenschaft der Familie Bolzli an der Stöckernfeldstrasse kaufen, um mehr Platz für die Schule zu schaffen. Am 15. Mai kommt das Geschäft an die Urne.

«Es ist alles schnell gegangen», sagt Gemeinderatspräsident Werner Kobel. Im Dezember 2021 habe die Familie Bolzli erstmals mit der Gemeinde Oberburg Kontakt aufgenommen und informiert, dass die Liegenschaft an der Stöckernfeldstrasse 5 verkauft werden soll. Dies, weil die Bolzli Holzbau AG mehr Platz braucht und umziehen will (siehe Kasten). Der Gemeinderat zeigte sich interessiert und traf erste Abklärungen. Diese ergaben, dass sich das Gebäude gut eignet als Schulraum und für nebenschulische Angebote. «Diese Kaufmöglichkeit ist ein Glücksfall für uns, denn die Schule braucht dringend mehr Platz und das Haus steht in unmittelbarer Nähe zur Schulanlage», erklärt Kobel. Nach einer unabhängigen Verkehrswertschätzung einigte man sich auf einen Kaufpreis von 2,2 Millionen Franken. Dabei handle es sich «um einen äusserst fairen Verkaufspreis seitens der Familie Bolzli», schreibt der Gemeinderat in der Botschaft zur Urnenabstimmung vom 15. Mai. Weil die Liegenschaft an die Heizzentrale der Schule angeschlossen werden soll, beläuft sich der beantragte Kredit auf 2,3 Millionen Franken.


Beide Seiten brauchen Klarheit

Den Entscheid für oder gegen den Kauf habe der Gemeinderat rasch treffen müssen, führt der Gemeinderatspräsident aus. Beide Seiten bräuchten Klarheit, ob der Kauf zustande komme. Die Familie Bolzli, um bei einer Ablehnung eine andere Käuferschaft zu suchen. Die Gemeinde, um die Schulraumplanung den neuen Gegebenheiten anpassen und vorantreiben zu können. Falls das Stimmvolk dem Kredit zustimmt, soll der Kauf auf Ende dieses Jahres getätigt werden. Die Firma Bolzli Holzbau würde dann noch ein Jahr als Mieterin bleiben, bis sie ihren neuen Standort beziehen kann. Sobald sie ausgezogen ist, will die Gemeinde mit den Umbauarbeiten beginnen. Geplant sind diese ab Frühjahr 2024.


Mehr Platz für Tagesschule

Im Erdgeschoss soll im Sommer 2024 die Tagesschule einziehen. Sie sei stetig gewachsen und ab dem neuen Schuljahr komme ein weiteres Nachmittagsmodul dazu, erklärt Werner Kobel. Im Aulaanbau, wo die Tagesschule heute untergebracht ist, müsse zudem jeden Abend immer alles weggeräumt werden, da der Raum anderweitig genutzt werde. «Auch wenn der Kauf an der Urne abgelehnt würde, müssten wir für die Tagesschule eine Lösung finden», betont Kobel. Für den Umbau rechnet der Gemeinderat mit Kosten von 500´000 Franken. Über den Kredit würde später im Rahmen der Schulraumplanung entschieden.

Im ersten Obergeschoss, das heute vermietet ist, soll Platz geschaffen werden für verschiedene Angebote wie die Logopädie und die Schulsozialarbeit. «Durch die Verschiebung erhalten wir im Stöckernfeldschulhaus mehr Schulraum», schildert der Gemeinderatspräsident die Überlegungen. Wann dieser Umbau erfolgen würde, sei noch offen.

Die Wohnungen im zweiten Obergeschoss und Dachgeschoss möchte die Gemeinde weiterhin vermieten. «Diese würden uns als langfristige Raumreserve dienen», so Kobel.


Situation verschärft sich

Die Schulraumplanung ist nicht erst seit dem Kaufangebot der Familie Bolzli ein Thema in Oberburg. Schulraum sei seit einigen Jahren sehr knapp, schreibt der Gemeinderat in der Abstimmungsbotschaft. Mit den wachsenden Schülerzahlen und dem grossen Bedarf nach Gruppenräumen werde sich die Situation weiter verschärfen. Die heutigen Schulräume, welche aus den 1960-er Jahren stammen, müssten zwingend saniert und erweitert werden. Im Mai 2020 setzte der Gemeinderat eine Arbeitsgruppe ein. Ein Jahr später wurde ein Architekturbüro beigezogen. Dieses erarbeitete vier Varianten, die den Gemeinderat aber nicht restlos zu überzeugen wussten. «Es ging dabei um Fragen der Statik, aber auch des schulischen Ablaufs. Wir gaben deshalb noch drei zusätzliche Varianten in Auftrag», ergänzt Gemeindepräsident Werner Kobel. Diese Abklärungen würden noch laufen.


15 Millionen bis 2030

Klar sei, so Kobel, dass es auch nach dem Kauf der Liegenschaft Stöckernfeldstrasse weitere An- oder Neubauten auf dem Schulareal brauche. Jedoch habe man dann mehr Handlungsspielraum und gewinne Zeit, weil das drängendste Problem – mehr Platz für die Tagesschule – gelöst werden könne.

Gemäss ersten Schätzungen kommt tatsächlich noch einiges auf die Gemeinde Oberburg zu. Es stehen, inklusive Liegenschaftskauf, bis 2030 Sanierungen von neun und Erweiterungen von sechs Millionen Franken an.

Die Bolzli Holzbau AG braucht mehr Platz

Die Liegenschaft an der Stöckernfeldstrasse 5 in Oberburg gehört Hansruedi und Barbara Bolzli. Die Bolzli Holzbau AG, die inzwischen ihr Sohn Beat führt, ist darin eingemietet. «Wir haben 1983 klein angefangen. Die Firma ist dann ständig gewachsen und braucht nun mehr Platz», nennt Barbara Bolzli den Grund für den Verkauf des Wohn- und Geschäftshauses. Sie hätten in Oberburg die Möglichkeit, eine grössere Liegenschaft zu erwerben. «Doch zuerst müssen wir wissen, ob die Gemeinde unser Haus kaufen wird», sagt Barbara Bolzli. Andernfalls müssten sie einen neuen Käufer suchen, denn verkaufen würden sie so oder so. Wenn es an der Urne ein Ja gebe, werde die Gemeinde auf 1. Januar 2023 Besitzerin und die Firma Mieterin. «Ende 2023 sollten wir dann umziehen können.» Es werde eine Klausel eingefügt, wonach jede Partei vom Vertrag zurücktreten könnte, sollte etwas nicht wie vorgesehen klappen. 

Barbara Bolzli hofft, dass der Verkauf an die Gemeinde zustande kommt. «Da ich und auch unsere Kinder hier im Stöckernfeld zur Schule gingen, wäre es schön, wenn unser Haus künftig als Schulraum genutzt würde.»

07.04.2022 :: Silvia Wullschläger (sws)