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Rettet den inneren Frieden!

Heute habe ich Zeit nur für mich. Seit ich Mutter bin, kommt das selten vor. Da mein Mann und meine kleine Tochter ausser Haus sind, habe ich heute aber viel Zeit, die nur mir gehört. Nur habe ich vergessen, wie ich mit so viel Zeit umgehe. Ein sogenanntes Luxusproblem! Das Haus ist leer und die Spielecke sieht fast geisterhaft aus. Die Stofftiere lassen den Kopf hängen und die Holzklötze
wirken irgendwie steif, wenn sie nicht durch die Wohnung geschleppt oder herumgeworfen werden.

Etwas orientierungslos stehe ich in der Wohnung und sehe mich um. Es gäbe zu tun: Die Küche blitzblank putzen! Die Büroarbeiten erledigen! Das Badezimmer wieder mal so putzen, als würde Besuch vorbeikommen! In
absoluter Ruhe einkaufen gehen, am besten für den ganzen Monat! In meinem Kopf rattert es. Nebst dem Einkauf, Büro und Haushalt sollte ich doch die Zeit in erster Linie zur Erholung, zum Auftanken nutzen. Stimmt, ich sollte noch das Auto tanken und den Akku meines Handys laden. Die To-do-Liste wird länger. 

Ich gehe online und informiere mich, wie andere Mütter ihre Zeit nutzen, wenn sie mal alleine sind. Schon ist eine Stunde vorbei. Ich habe dabei lediglich herausgefunden, dass es vielen Müttern so geht wie mir. Sie sind überfordert, wenn sie mal Zeit hätten und schreiben dies dann ins Netz. So ist mir dann die Idee gekommen, diese Kolumne zu schreiben, frei nach dem Motto: «Nützts nüt, so schadets nüt!»

Kaum angefangen zu schreiben, mache ich eine Denkpause, dazu mache ich mir einen guten Kaffee. Genüsslich sitze ich da mit meinem Tassli und schaue den Vögeli draussen beim
Nesten zu. Auf einmal wird mir ganz warm ums Herz. Ganz Vögeliwohl. Ich lege die Beine hoch und halte einfach mal inne. Da ist sie: die Zeit! Meine Zeit, die im Sekundentakt voranschreitet. Ich höre das Ticken der Uhr. Nach ein paar weiteren Atemzügen spüre ich nur noch mein Herz schlagen. Und da ist er: dieser innere Frieden! Dieses Zwitschern, Glitzern und Funkeln tief in meinem Inneren füllt mich voll und ganz aus, wird zu einem Rauschen des Meeres und schliesslich umhüllt mich eine wohlige Stille. Umgeben von diesem Gefühl schreibe ich nun diese Zeilen für Sie. Denn, wenn wir schon nicht die Kriege stoppen und die Welt retten können, dann vielleicht zumindest den Frieden in uns. So habe ich längst nicht alles auf meiner To-do-Liste
erledigt, als meine Tochter und mein Mann von ihrem Ausflug zurückkehren, doch ist mein innerer Frieden
wieder hergestellt und zumindest für den Moment in Sicherheit. 

31.03.2022 :: Fabienne Diessel-Krähenbühl