Beim Beobachten von Tieren in der freien Natur ist Paul Rogenmoser in seinem Element. / Bild: t tr
Schüpfheim: 24 Jahre war Paul Rogenmoser Präsident des Vereins Natur-Netz Schüpfheim. Er wird auch nach seinem Rücktritt oft in der Natur unterwegs sein und sein Wissen teilen.
Schon der erste Telefonanruf macht klar, dass am anderen Ende ein naturverbundener Mensch ist. «Ich bin gerade mit den Schneeschuhen unterwegs; ich rufe am Abend zurück.» Bei der Suche nach einem Termin für ein Gespräch schlägt Paul Rogenmoser vor: «Wir könnten uns doch beim Adler treffen.» Wobei mit Adler in diesem Fall nicht der gleichnamige Gasthof gemeint ist. Eine Woche später am abgemachten Ort, eine kleine Scheune hinter dem Salwideli mit Blick auf die nahen Felswände. Bald ist das Fernrohr aufgestellt. Paul Rogenmoser erklärt: «Hier hat ein Steinadler-Paar seinen Horst, sicher schon seit dreissig bis vierzig Jahren. Im Moment ist das Weibchen am Brüten, das Männchen schleppt Nahrung herbei.» Das Jagdrevier reiche vom Hohgant an den Brienzergrat und weit über Sörenberg hinaus. Dann hält er inne: «Das war der Ruf einer Misteldrossel.» Kurze Zeit später hört er einen Turmfalken, entdeckt einen Eichelhäher, dann eine Bachstelze.
Vater und Sohn gründen Verein
Paul Rogenmoser ist 72-jährig. Von Kindsbeinen an fasziniert ihn die Welt der Schmetterlinge und der Vögel. In Wolhusen, wo er aufwächst, ist sein Vater der erste Lehrmeister. Danach besucht er Exkursionen des Vogelschutzvereins. Später wechselt er beruflich nach Schüpfheim und gründet dort ein Unternehmen mit Mitarbeitern. Die Freizeit wird knapper. Aber jede freie Stunde nutzt er, um seine Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. Sein ältester Sohn teilt mit ihm die Leidenschaft für die Ornithologie. Nachdem sie jahrelang mehrheitlich zu zweit unterwegs gewesen sind, entschliessen sie sich, auch andere Menschen an ihrem Wissen teilhaben zu lassen. Sie gründen zusammen den Natur- und Vogelschutzverein Schüpfheim, der seit drei Jahren Natur-Netz Schüpfheim heisst. Dort bieten sie seit 24 Jahren Exkursionen an, viele davon auch in Zusammenarbeit mit der Biosphäre Entlebuch, betreuen Nistkästen, stellen jeden Frühling Amphibienzäune auf und leiten Pflegeeinsätze an Hecken und Weihern. «Noch immer bin ich am meisten und am liebsten mit meinem Sohn unterwegs, kürzlich morgens um vier Uhr auf der Suche nach dem Rauhfuss- und dem Sperlingskauz. Früher war ich der Lehrmeister, jetzt ist es umgekehrt», sagt Rogenmoser.
Auch Rettungsaktionen gehören dazu
Man kennt im Entlebuch Paul Rogenmoser und sein Engagement für die Natur. Schier wöchentlich bekommt er Anrufe wegen verletzter Vögel oder wegen grober Umweltverstösse. «Einmal rief mich eine junge Bäuerin an, die unterhalb des Glaubenbergpasses eine Ente gesehen hatte, deren Junge in einen Viehrost hinuntergestürzt seien. Da wusste ich, dass es sich um eine der seltenen Waldschnepfen handeln musste und startete sogleich zur Rettungsaktion.» Für ihre ehrenamtliche Tätigkeit erhielten Paul und Christian Rogenmoser vor einigen Jahren den Anerkennungspreis der Gemeinde Schüpfheim.
Paul Rogenmoser ist zu allen Tages- und Nachtzeiten unterwegs. Und bei seinem Warten und Lauschen macht er auch unbeabsichtigte Beobachtungen. «Kürzlich entdeckte ich zum ersten Mal einen Wolf, vor einigen Jahren überraschte ich einen Luchs.»
Rogenmoser ist froh, dass er nun nach 24 Jahren das Präsidium des Vereins abgeben konnte. Die Arbeit und Verantwortung werden so auf mehrere Schultern verteilt. Auf sein Wissen und seine Begeisterung darf der Verein aber weiterhin zählen.