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«Ästethik ist mir wichtig, aber für ein gutes Bild braucht es noch mehr»

«Ästethik ist mir wichtig, aber für ein gutes Bild braucht es noch mehr»
Die Eisstrukturen am Lac de Taillères im Neuenburger Jura faszinierten Martin Mägli – und die Wettbewerbsjury. Bilder: Martin Mägli
Herbligen: Martin Mägli hat am renommierten Fotowettbewerb «Glanzlichter der Naturfoto- grafie» gleich mehrere Auszeichnungen erhalten. Er reüssierte dort als einziger Schweizer.

Der Fotograf Martin Mägli aus Herbligen konnte bereits mehrere internationale Erfolge feiern. «Glanzlichter der Naturfotografie» sei aber einer der bedeutendsten Wettbewerbe im deutschsprachigen Raum, sagt er. Am Wettbewerb in Deutschland reichten insgesamt 836 Fotografinnen und Fotografen aus 41 Ländern ihre Werke ein. Von den 51 Teilnehmenden aus der Schweiz konnte Martin Mägli als einziger triumphieren. Gleich drei seiner Bilder erachtete die Jury als Glanzlichter.

Aus aller Welt – und aus der Schweiz 

Martin Mägli hat in zahlreichen europäischen Ländern fotografiert, auch in Amerika und in Afrika. «Dass ich aber mit Bildern aus der Schweiz so erfolgreich war, erfüllt mich mit grosser Genugtuung», sagt er. Immer häufiger sucht der Landschaftsfotograf seine Sujets hierzulande. Er sei zunehmend begeistert von der Vielfältigkeit und Schönheit der hiesigen Landschaft. 

Insbesondere die Berner Landschaft kennt der 44-Jährige von Geburt an. Der ausgebildete Hochbauzeichner und Lehrer ist in Heimberg aufgewachsen und wohnt seit rund acht Jahren zusammen mit seiner Frau und den drei Kindern in Herbligen. Dort unterrichtete er, bis die Oberstufe im Dorf geschlossen wurde, in Teilzeit an dieser Schule. Das war 2014. Seither arbeitet er hauptberuflich als freischaffender Fotograf. «Es war für mich ein Experiment. Ich konnte damals nicht wissen, ob mir die Freude an der Landschaftsfotografie bleibt, wenn ich davon leben muss.» Nun weiss er es. Die Faszination an der Fotografie, die er bereits als 16-Jähriger als Hobby ausübte, hat für ihn in keiner Weise nachgelassen. «Von einigen wenigen Hängern abgesehen, aber die gibts in jedem Beruf.»

Was ist ein gutes Bild?

Für alle Bilder, die es bei der «Glanzlichter»-Jury in die engere Auswahl schaffen, müssen die Fotografinnen und Fotografen das Originalbild nachliefern. Erst in dieser sogenannten Rohdatei können die Experten sicher erkennen, ob die Werke nicht in einem Computerprogramm über Gebühr nachbearbeitet wurden. Beispielsweise nachträgliches Hinzufügen oder Entfernen eines Elements geht gar nicht. Das ist ganz im Sinne von Martin Mägli. «Dort, wo mehr die Bildbearbeitungskünstler gefragt sind, bin ich nicht anzutreffen.»

Was macht für Martin Mägli ein gutes Bild aus? «Ich mag die schönen Bilder», sagt er. Damit ist der Fotograf wohl keine Ausnahme. «Stimmt», räumt er ein. «Schön allein genügt nicht. Die Ästhetik ist zwar ein wichtiger Teil des Bildes. Aber es muss noch etwas Überraschendes enthalten – sei es bezüglich Perspektive, Lokalität, Umsetzung. Einfach etwas, das aus der Reihe tanzt.»

Trotz diesen Parametern: So einfach ist die Beurteilung der Bilder dennoch nicht. Der Fotograf sieht das Bild mit seinen Augen, die Jury-Mitglieder mit den ihren. Dass nicht immer Übereinstimmung herrscht, liegt in der Natur der Sache. So spiele auch das Glück jeweils seine Rolle. 

Mäglis drei Glanzlichter

«Es gibt Bilder, von denen ich gleich von Anfang an weiss, dass ich diese an einen Wettbewerb geben werde. So eines sei beispielsweise das preisgekrönte Bild der Eisstrukturen. Dieses hat er am Lac de Taillères mit einer Drohne aufgenommen, als das Eis zu tauen begann. «Für mich wirkt es ästhetisch, hat eine Symmetrie und die Spiegelung des Waldes am oberen Bildrand verleiht ihm etwas Besonderes. Die Betrachterin, der Betrachter bleibt hängen und kann sich erst auf den zweiten Blick zurechtfinden.» Das hat die Jury offensichtlich auch so beurteilt. 

Das Bild der sich paarenden Frösche lebe unter anderem vom aussergewöhnlichen Ort des Geschehens. Hätten die Frösche sich im grünen Gras vereint, wäre es möglicherweise ein Bild wie viele andere. Beim Bild von den Berner Alpen, aufgenommen im Gantrisch-Gebiet bei Dämmerung, stimmte einfach alles, was sich der Fotograf wünschte. Nebel und das Restlicht der Dämmerung am richtigen Ort, dazu die durch den Wind entstandenen Strukturen im Vordergrund.

Was innerhalb der Landschaftsfotografie macht Martin Mägli am liebsten? «Eine besondere Stimmung optimal wiedergeben, dazu noch ein Tier in die Landschaft einbeziehen zu können, das ist etwas vom Schönsten. Das ist Königsklasse!» 

24.03.2022 :: Jakob Hofstetter (jhk)