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Heute schon geschwurbelt?

Wer wie ich schreibt, macht sich natürlich Gedanken über die Sprache. Sie ist lebendig, wandelt sich im Laufe
der Zeit – und dies, weil sich die Gesellschaft ständig verändert. In vielen Arbeitsbereichen schlichen sich englische Begriffe ein. So ist der deutsche Kundenservice längst zum Customer Care Service mutiert. Um gesund zu bleiben, bemühen wir den Healthcare – unser Gesundheitssystem. Weiss
eigentlich der Hausmeister, dass er nun ein Facility Manager ist? Noch seltsamer finde ich, dass der Immobilienmakler aus dem Weltraum zu kommen scheint und sich Space Consultant nennt. Mit den Anglizismen schliessen wir zwar einen Teil der Bevölkerung aus, aber Fremdwörter halten ja schon lange Einzug in unsere Sprache. Deshalb wird hier nicht
diskutiert. Ein neues Wort bringt nun unsere Ausdrucksform schlichtweg durcheinander. Und wie zu erwarten, ist es ein Begriff aus dem Englischen: Gendern. Da findet sich neuerdings in einer Stellenausschreibung die Personen-Bezeichnung m/w/d – sprich, männlich, weiblich, divers. Wer bitte schön bezeichnet sich als «divers»? Nach der «Me too»-Bewegung durfte ein Mann schon nicht mehr laut atmen, und nun haben wir Menschen, die sich selber als divers bezeichnen? Auf welcher Seite stehen die? Damit erweitert sich die Menschheit jedenfalls um eine weitere Einheit des Lebens, was es für mich allerdings komplizierter und etwas unübersichtlicher macht. Denn mal ehrlich, können Sie richtig genderneutral schreiben? Wie transportiere ich nun Botschaften, wenn ich unsicher bin? Welche Schreibweise nutze ich? Liebe Leser und Leserinnen oder Leser*innen oder Leser-/innen oder liebe Lesende? Demzufolge gibt es wohl bald keine Mitglieder mehr, sondern nur noch Mitgliedende. Ihr Banker heisst nun übrigens Bankkaufperson und wird vom Bankausraubenden überfallen. Ich jedenfalls freue mich auf meine Gästende, die dann Bewohnende sind. Später werden sie Besuchende des Brienzer Rothorns – wobei, Brienzer? Das wäre nicht gendergerecht, oder? Wie wäre es mit: Willkommen auf dem Brienzer:innen Rothorn. Denn Brienzenden Rothorn klingt komisch. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit und Muse gewisse Leute haben, um unsere Sprache mit fantasievollen Ideen aufzupeppen und diese dann umsetzen zu lassen. Da kommt mir ein Wort in den Sinn: Schwurbler. Bevor diese Bezeichnung auf mich zutrifft, blase ich die warme Luft lieber in meine Hände. Die wurden beim Kopf lüften eiskalt. Darum wird es nun Zeit, den Ofen einzuschalten.    

03.03.2022 :: Martina Jud