Nun will die BLS doch den Standort Oberburg ausbauen

Nun will die BLS doch den Standort Oberburg ausbauen
Die neuen Pläne der BLS sehen vor, das Areal in Oberburg um das Gebiet rechts des jetzigen Standorts zu erweitern. / Bild: zvg
Oberburg: Noch vor kurzem wollte die BLS den Stützpunkt Oberburg aufheben. Nun will sie dort für rund 200 Millionen Franken die Werkstätte sogar massiv ausbauen.

Ursprünglich plante die BLS, im Gebiet Chliforst Nord westlich von Bern eine neue Werkstätte zu bauen. Nun gibt sie diese Pläne auf. Es sei immer deutlicher geworden, dass dieser Standort aufgrund juristischer Verfahren über Jahre verzögert oder gar verunmöglicht würde, teilt das Bahnunternehmen mit. Stattdessen rückt nun der Standort Oberburg, wo die BLS seit 1977 eine Werkstätte betreibt, in den Fokus. Dieser liegt zwar in Oberburg, gehört politisch aber zur Gemeinde Burgdorf.


Lieber den Spatz in der Hand…

Mit der Planänderung nehme die BLS bewusst Nachteile in Kauf: Zum einen würden lediglich 15 Prozent der Züge über Burgdorf–Oberburg fahren (in Chliforst wären es 72 Prozent gewesen), was zu mehr Leerfahrten führe. «Für diese braucht es Lokführerinnen und Lokführer», hält das Bahnunternehmen fest. Weil die Anfahrtswege länger werden, verkürze sich die Zeit, in welcher jeder einzelne Zug in der Werkstätte für den Boxenstopp (siehe Kasten) verbleiben kann. 

Ein weiterer Nachteil des Standorts ist dessen Grösse. Das jetzige Areal beträgt rund drei Hektaren. Nimmt man das Gebiet Richtung Emme dazu – wie dies die BLS beabsichtigt – ergibt dies eine Fläche von maximal 5,75 Hektaren. Das Gebiet auf der linken Seite eigne sich nicht, weil es erst erschlossen werden müsste. «Die zur Verfügung stehende Fläche ist kleiner als jene in Chliforst Nord», hält die BLS denn auch fest. Dort plante sie mit rund zehn Hektaren. Wo werden nun Abstriche gemacht? «Es stehen beispielsweise keine Gleise zur Verfügung, um die Züge vor oder nach dem Service abzustellen», erklärt die BLS auf Anfrage. Zudem würden die engeren Platzverhältnisse zu mehr Manövern führen. Was heisst das in Zahlen? «Heute fahren pro Tag rund zehn Züge in die Werkstätte Oberburg, also insgesamt 20 Ein- und Ausfahrten; in Zukunft werden es rund 50 sein.» 


Grundeigentümer grundsätzlich bereit

Die Fläche zwischen dem jetzigen Areal und der Emme liegt gemäss dem Zonenplan von Burgdorf in der Landwirtschaftszone. Es gehört der Burgergemeinde Burgdorf sowie zwei privaten Erbengemeinschaften. Die Grundeigentümer seien grundsätzlich bereit, über den Verkauf des Landes zu verhandeln und zu einem Abschluss zu kommen, erklärt die BLS. Aber auch mit den Gemeinden Oberburg und Burgdorf sowie den kantonalen Ämtern habe man Kontakt aufgenommen. 

Das redimensionierte Projekt bringt immerhin einen Vorteil: Es wird günstiger. Aktuell rechnet man mit Kosten von 200 Millionen Franken, wobei die Kostengenauigkeit plus/minus 30 Prozent beträgt. «Das ist rund ein Drittel weniger als in Chliforst Nord», informiert die BLS. Wie hoch waren dort die Planungskosten? «Diese belaufen sich auf rund 21 Millionen Franken», erklärt die BLS. Das Geld sei aber nicht gänzlich verloren, «da damit Grundlagen erarbeitet wurden, welche für das neue Projekt auch verwendet werden können». 


Das soll in Oberburg entstehen 

Auf dem Areal in Oberburg plant die BLS mehrere Um- und Neubauten.

Hauptgebäude (zirka 95 mal 190 Meter) mit Werkstätte, Materiallager, Büros und Aussenreinigungsanlage

für die Züge.


Zweites Gebäude (20 mal 120 Meter) für Grundreinigung, Graffiti-Entfernung und Unterflurdrehbank

(Bearbeitung von Rädern).  


Aussenanlage, um Toiletten zu leeren und Wasser aufzufüllen.

Die BLS will das Projekt bis Ende 2023 detailliert ausarbeiten. Dann folgt das Plangenehmigungsverfahren. Gebaut wird frühestens im Jahr 2026. 

Diese Arbeiten werden in Oberburg ausgeführt

Aktuell werden in der Werkstätte Oberburg grosse Reparaturen und Revisionen (die so genannt schwere Instandhaltung) wie auch regelmässige Service- und Reparaturarbeiten gemacht. Künftig will sich die BLS dort auf Letztere konzentrieren, während die schwere Instandhaltung nach Bönigen verschoben wird, sobald die dortige Werkstätte umgebaut ist.

Jeder Zug der BLS muss einmal wöchentlich einen Boxenstopp durchlaufen. Nebst in Spiez sollen diese Arbeiten ab Ende 2027 in Oberburg ausgeführt werden:


Kontrollen; beispielsweise an Rädern und Bremsen. 

Reparaturen an Türen, Klimaanlagen, Heizungen oder am Licht.

Fahrzeugreinigung.

Unterhalt der Toiletten.

Software-Updates. 


Derzeit beschäftigt die BLS in Oberburg 65 Mitarbeitende, nach dem Ausbau werden dort rund 100 Personen beschäftigt. Das entspricht einem Viertel aller BLS-Werkstättenmitarbeitenden. Gearbeitet wird in Oberburg an sieben Tagen die Woche und in drei Schichten. 

03.03.2022 :: Bruno Zürcher (zue)