Kürzlich stolperte ich auf den Sozialen Medien über die Frage, welches von zwei Spitäler vorzuziehen sei. Die Frage war in einer «Emmentaler»-Gruppe gestellt und beide zur Auswahl stehenden Spitäler lagen ausserhalb des Emmentals. Ohne zu zögern und absolut ohne Vorbehalte empfahl ich unser Spital Emmental und dazu hatte ich meine guten Gründe: Einerseits hatten meine Familie und ich in den letzten fünf Jahren vier Aufenthalte im Spital Emmental und wir haben dort sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir wurden gut umsorgt und gesund gepflegt. Andererseits ist das Spital Emmental auf die Solidarität und «Kundschaft» der Emmentalerinnen und Emmentaler im eigenen Spital angewiesen. Denn etwa so, wie die Nachfrage nach Schuhen das Angebot im Laden beeinflusst, wirkt sich die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen auf die Gesundheitsversorgung in unserer Region aus. Wenn wir für jedes Paar Schuhe in die Hauptstadt fahren, müssen wir uns nicht wundern, wenn es im Dorf bald keine Schuhgeschäfte mehr gibt. In der Stadt entsteht zeitgleich ein Überangebot im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Ähnlich ist der Sachverhalt mit der medizinischen Versorgung. Je mehr Patienten sich ausserhalb des Emmentals behandeln lassen, umso mehr wird die Gesundheitsinfrastruktur anderswo auf Kosten des Emmentals ausgebaut. Der Vergleich mit den Schuhen mag hinken. Die Gesundheitsversorgung ist nicht vollständig dem freien Markt ausgesetzt. Vieles wird über politische Entscheide gesteuert und die Kosten werden – neben Krankenkassenprämien und Selbstbeteiligung – über öffentliche Mittel finanziert.
Der Bericht zur Gesundheitsstrategie zeigt die Problematik in Zahlen. Während sich 92 Prozent der Bernerinnen und Berner für stationäre Behandlungen in ihrer eigenen Versorgungsregion behandeln lassen, sind es im Emmental nur gerade 51 Prozent der Patientinnen und Patienten, welche das Spital Burgdorf oder Langnau besuchen. Mit 44 Prozent «verliert» das Emmental am meisten stationäre Patienten nach Bern, einige ins Berner Oberland und einzelne in den Oberaargau.
Sicher gibt es immer Gründe, sich beim Arzt seines Vertrauens ausserhalb unserer Versorgungsregion behandeln zu lassen. Damit unsere beiden Spitäler im Emmental langfristig ihre Existenz sichern können, braucht es aber neben dem politischen Willen auch die finanzielle Tragfähigkeit und entsprechende Fallzahlen, um die Qualität der Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten. Unser Spital mit beiden Standorten braucht die Solidarität von uns Emmentalerinnen und Emmentalern.