Sonja Hofer und Elmar Perroulaz verlagern ihr Geschäft ins Emmental. / Bild: zvg
Rüegsauschachen: Das Emmental ist um eine Attraktion ärmer geworden – die Bilderbörse Gallery an der Alpenstrasse hat nach 20 Jahren ihre Türe für immer geschlossen.
«Immerhin bin ich bald 80 Jahre alt», erklärt Franz Hofer, der die Bilderbörse «erfunden» und während 20 Jahren zusammen mit Ehefrau Mar-
grit geführt hat. Auch wenn man es dem quirligen Senior nicht gäbe, die Last der Jahre beginne sich bemerkbar zu machen, sagt er. Sie hätten zu-sammen eine wunderbare Zeit hier erlebt, unvergessliche Erlebnisse gehabt, einzigartige Freunde gefunden und sich in ihrem Werk ganz einfach selbst verwirklicht. Nun sei es Zeit für etwas Ruhe und Rückzug. Einen Nachfolger, der die Bilderbörse im gleichen Stil weitergeführt hätte, habe man nicht gefunden. Denn laut Galeriebesitzer wäre «keine goldene Nase» zu verdienen gewesen, nicht vor der Pandemie, und nachher erst recht nicht.
Kunst für jedermann
Es begann mit der Pensionierung Franz Hofers, der als Kunstliebhaber auch selbst malt. Mit dem Kauf der ehemaligen Schreinerei an der Al-penstrasse, einem 100-jährigen Gebäude, erwarb er fast 500 Quadratmeter Ausstellungsraum, aufgeteilt in drei Sektoren. Dank geschickter Möblierung mit mobilen Zwischenwänden und Gestellen konnten hier zeitweise bis zu 1500 Gemälde und Objekte bewundert werden. Angenommen wurden ausschliesslich Originale jeglicher Stilrichtung und Technik, sei es in Öl, Pastell, Aquarell, Mischtechnik, Collage oder Scherenschnitt. Die Preise bewegten sich zwischen 10 und 20´000 Franken. Das Prinzip der Börse war einfach: Man brachte ein Kunstwerk zu Hofers, nannte den erhofften Preis und liess es für drei Monate ausstellen. Danach hatte es entweder einen Käufer gefunden, womit 25 Prozent Provisionsabgabe fällig wurde, oder man holte es nach Abgabe von fünf Franken Verwaltungsgebühr zurück. «Zu guten Zeiten verkauften wir etwa 50 Bilder pro Woche», erinnert sich Franz Hofer. Nach zeitweiser Schliessung wegen der Pandemie – für die Galerie galten die gleichen Weisungen wie für Museen – stagnierte das Geschäft, die Provision sank auf zehn Prozent.
Kultur im Emmental
Auch 32 Einzelausstellungen von regional bekannten Künstlern fanden in der Galerie statt. Im lichtdurchfluteten Nebengebäude waren die Hofers Gastgeber für Gemälde von Hans Gartmeier, Bruno Hesse (Sohn des Dichters Hermann Hesse), Emil Jenzer, Emil Zbinden, Christian Rubi, Werner Gfeller und vielen anderen. «Mir war es immer ein Anliegen, einheimischen Künstlern eine Plattform zu bieten. Und die Emmentaler sollten die Möglichkeit bekommen, sich ein bezahlbares Original zu leisten, anstatt einen Kunstdruck von Picasso oder im Museum einen millionenteuren alten Meister zu bestaunen.» Leider müsse er feststellen, dass das Interesse der jungen Leute an kultivierter Wohnform mit Bildern an den Wänden eher zurückgehe, meint Hofer. Auch dies sei mit ein Grund für das Aus der Galerie. Nun sind die Räume leer, die Leute haben ihr Eigentum zurückgeholt. Bereits wurde mit dem Umbau begonnen. Einziehen werden Hofers Tochter Sonja Hofer und ihr Partner Elmar Perroulaz; sie werden dort Nahrungsergänzungsmittel produzieren (siehe Kasten).