In der «Burechorb»-Erfolgsgeschichte beginnt ein neues Kapitel

In der «Burechorb»-Erfolgsgeschichte beginnt ein neues Kapitel
Katja Schenk und Margrit Gerber übernehmen von Theres und Daniel Pfister (v.l.). / Bild: Markus Zahno (maz)
Emmental: Der «Burechorb» erlebt derzeit einen Boom, der die Macherinnen zuweilen an die Grenzen bringt. Nun kommt es in der Emmentaler Sektion zum Generationenwechsel.

Vor Weihnachten herrscht beim «Burechorb» jeweils Hochbetrieb. Dieses Mal ganz besonders. Wegen der Pandemie hatten viele Unternehmen ihre Weihnachtsessen abgesagt. Stattdessen schenkten sie ihren Angestellten einen Korb voller regionaler Produkte. Ein grosses Unternehmen zum Beispiel bestellte gleich 3400 «Burechörb» mit Sirup, Tee, Konfitüre, Dörrobst, Birchermüesli, Leckerli und Salzstengeli. «Bevor wir einen so grossen Auftrag annehmen können, müssen wir abklären: Ist das für uns überhaupt machbar?», sagt Koordinatorin Theres Pfister. Denn normalerweise liefert eine Bäuerin den Sirup, eine andere den Tee und so weiter. Für den Grossauftrag halfen mehrere Bäuerinnen bei der Herstellung des gleichen Produktes – so hat man die Bestellung stemmen können.

Der «Bärner Burechorb» ist eine Dachorganisation mit drei regionalen Sektionen: Gürbetal, Oberaargau und Emmental. Diese unterstützen einander unter anderem beim Betreuen von Marktständen. Ansonsten sind die einzelnen Regionen weitgehend selbstständig. Das Emmental ist als Genossenschaft organisiert und von den drei Regionen die mit dem grössten Umsatz.


Der Wechsel

Vor gut acht Jahren übergaben Theres Pfister und ihr Mann Daniel ihren Bauernbetrieb an den Sohn und die Schwiegertochter – und übernahmen von ihnen im Gegenzug die Koordination des «Burechorbs» im Emmental. Der Laden und das Produktelager sind in der ehemaligen Käserei Längenbach bei Emmenmatt eingerichtet, im Haus, in dem das Ehepaar Pfister auch wohnt. Der «Burechorb» sei eine Herzensangelegenheit, sagt Theres Pfister. «Mit diesen tollen Produkten und den Produzentinnen arbeiten zu können, ist ein Geschenk.» Weil sie und ihr Mann nun das Pensionsalter erreichen, geben sie das Amt auf Anfang Februar in andere Hände – in jene von Katja Schenk und Margrit Gerber.

Margrit Gerber ist 54-jährig und wohnt mit ihrem Mann im Unterfrittenbach. Vor ihrem Wechsel zum «Burechorb» arbeitete sie als Verkäuferin. Ihre Tochter liefert Produkte für den «Burechorb», so kam der Kontakt mit dem Ehepaar Pfister zustande. Gerber wird sich um die praktischen Belange kümmern – derweil Katja Schenk für die Administration verantwortlich ist. Schenk ist 39-jährig und zügelte unlängst aus dem Tessin zurück in die Heimat, das Emmental. Sie wohnt mit ihrer Familie in Zollbrück und arbeitete bisher als Kaufmännische Angestellte.


Das Erfolgsgeheimnis

Die neue Doppelleitung sei ein sinnvolles Modell, sagt Theres Pfister. Denn der «Burechorb» habe mittlerweile Dimensionen erreicht, die für eine Person oder Familie alleine fast nicht mehr zu stemmen sei. Seit Pfisters Amtsantritt im Jahr 2014 hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt. Konkrete Umsatzzahlen gibt die Genossenschaft nicht bekannt.

Die Körbe werden über verschiedene Kanäle bestellt. Im Laden. Telefonisch. Und immer häufiger auch über die Webseite www.burechorb.ch. Die fertiggestellten Körbe werden dann entweder im Längenbach abgeholt oder per Post geliefert. Früher wurden jeweils rund 1000 Pakete mit der Post verschickt. Letztes Jahr waren es bereits über 2000.

Die Beliebtheit des «Burechorbs» habe auch mit der Pandemie zu tun – aber nicht nur, sind sich die bisherige Leiterin und die neuen Leiterinnen einig. Bereits vor Corona hätten viele Leute begonnen, bewusster zu leben und lokaler einzukaufen. «Immer mehr Leute wollen wissen, woher die Lebensmittel kommen», sagt Margrit Gerber, die in der Hochsaison bereits vorher beim Zusammenstellen der Körbe mithalf. Immer mehr Leute seien sich auch bewusst, dass ein Güetzi, das von einer Bauersfrau in Handarbeit hergestellt werde, mehr koste als ein industriell produziertes Biscuit aus dem Supermarkt.


Die Anfänge

Die Idee für den «Bärner Burechorb» entstand an einem Direktvermarktungskurs am Inforama Bäregg. Damals beschlossen einige Bäuerinnen, nicht über die schwierigen Rahmenbedingungen zu klagen, sondern etwas zu unternehmen. So startete der «Burechorb» 1995 mit neun lokalen Lieferantinnen. Heute zählt die Emmentaler Genossenschaft 16 Lieferantinnen, zwei weitere interessieren sich um eine Aufnahme. Alles Frauen, die für ihre Familien damit einen Zusatzverdienst generieren.

Heute stehen mehrere Dutzend verschiedene Produkte zur Auswahl. Die Präsentation wird laufend dem Zeitgeist angepasst. Der traditionelle Korb, den es seit Anbeginn gibt, wird in der Stiftung Lebensart in Bärau hergestellt. Zunehmend seien aber auch – einfacher per Post versendbare – Boxen aus Karton oder Säckli aus Edelweissstoff gefragt, berichtet Theres Pfister.


Die Zukunft

Die Aufgabe der Koordinatorinnen ist es, die Produkte nach den Wünschen der Kundschaft zusammenzustellen. Zudem schauen sie, dass alle Lieferantinnen berücksichtigt werden und dass immer genügend Produkte auf Lager sind, aber nicht zu viele, die dann verfallen. Zudem betreuen sie den Laden im Längenbach, der an drei ganzen plus zwei halben Tagen pro Woche geöffnet ist.

Die mit Abstand wichtigste Werbung für den «Burechorb» sei die Mund-zu-Mund-Propaganda, erklärt Theres Pfister. Dazu kommen Marktstände an der Sichlete, am Kambly-Weihnachtsmarkt oder – wenn sie stattfinden – an der Brächete sowie am Gotthelf-Märit. Ansonsten wird kaum aktiv Werbung gemacht. Das soll vorderhand auch so bleiben. «Produkte, die von Herzen kommen, sind die beste Werbung», sagt Katja Schenk.

27.01.2022 :: Markus Zahno (maz)