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Hier wird noch Leder über den Leisten geschlagen

Hier wird noch Leder über  den Leisten geschlagen
Schuhmacher Mirco Ghezzi liebt die Arbeit in seiner Werkstatt. / Bild: Max Sterchi (mss)
Trubschachen: Seit rund einem halben Jahr ist ein Schuhmacher im Mauerhoferhaus in Trubschachen tätig. Ein Blick über seine Schultern offenbart Interessantes.

«Schuhmacherei Mirco Ghezzi.» Der Name auf dem ledernen Firmenschild neben der Eingangstüre des Mauerhoferhauses in Trubschachen tönt nicht sehr einheimisch. Doch schon bei der Begrüssung macht Ghezzi klar: «Mein Grossvater ist vom Tessin nach Luzern gezogen; dort bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach der Schulzeit habe ich die Lehre als Schuhmacher absolviert und nachher bin ich in der Landwirtschaft gelandet.»


Beim Umbau geholfen und geblieben

13 Jahre war Mirco Ghezzi auf dem Berghof Grüebli in der Nähe des Napfs als Landwirt tätig, ehe er nun in seinen ursprünglichen Beruf zurückgekehrt ist. Das kam so: «Ich habe Michel Seiler beim Umbau des Mauerhoferhauses geholfen. Und als wir diesen Raum fertiggestellt hatten, bot er mir an, hier eine Schuhmacherwerkstatt einzurichten», erzählt Ghezzi. Dieses Angebot habe er gerne angenommen, sagt er – und fährt mit der Arbeit an einem schwarzen Lederschuh weiter.

Im Raum duftet es nach Leder und nach Schuhfett. Mirco Ghezzi hat sich eine stattliche Werkstatt eingerichtet. Da hängen Lederstücke in verschiedenen Farben und Formen, Spulen mit Faden in allen Farben, Schuhsolen in verschiedensten Grössen und hölzerne Füsse. «Das sind Leisten», erklärt Ghezzi, «ich arbeite gerne damit, wie früher. Und zum Nähen verwende ich die alte Singer-Nähmaschine, die ich während meiner Lehre für wenig Geld gekauft habe.»


Reparaturen und Neuanfertigungen

Immer wieder würden Schuhmacher ihre Betriebe aufgeben – die meisten seiner Geräte und Maschinen habe er aus solchen Betrieben erwerben können, erkärt Mirco Ghezzi. Seine Haupttätigkeit ist das Reparieren von Schuhen aller Art. Er stellt aber auf Wunsch auch neue Schuhe nach Mass her. Im Trend seien derzeit Barfussschuhe, berichtet er, diese hätten eine weiche Sohle ohne Absatz, böten viel Zehenfreiheit und seien bequem zum Tragen.


Leder von den eigenen Kühen

Oft repariert Ghezzi auch Turn- und Trekkingschuhe. «Eine Reparatur ist oft sogar eine qualitative Aufwertung. Viele Schuhe werden in Serbien oder Bangladesch hergestellt, zu Hungerlöhnen und teils mit billigem Material, und werden hier teuer verkauft», sinniert er. Schuhe aus gutem Leder seien nachhaltig, robust und langlebig – das ist ihm wichtig. Aber auch modernste Schuhtechnik findet man in seiner Werkstatt. Seit einiger Zeit arbeite er für eine Firma an Inline-Skating-Schuhen für Rennläufer, erklärt er. «In Verbindung mit einer Carbonschale stelle ich das Leder-Oberteil nach Mass her. Das bringt mir in meiner Werkstatt einen gewissen Grundstock an Arbeit. Es ist aber auch eine Herausforderung, bei der ich viel dazugelernt habe», stellt er fest.

Leder zu bearbeiten bereitet Mirco Ghezzi Freude. Ein Teil seines Vorrats stamme noch von seinen Kühen – den Kühen, die er im Grüebli selber grossgezogen und betreut habe.

20.01.2022 :: Max Sterchi (mss)