Die Emmentaler Spitäler und ihre Geschichte

Die Emmentaler Spitäler  und ihre Geschichte
Die Bezirkskrankenanstalt in Langnau eröffnete 1898 ihre Tore dort, wo das heutige Spital steht. / Bild: zvg
Langnau: Das Spital am heutigen Standort gibt es seit 124 Jahren. Stationäre Pflege gab es schon vorher – etwa im Siechenhaus Burgdorf, im Spittel Sumiswald und in der Notfallstube Bärau.

Im Gesprächskreis der Kirchgemeinde Langnau erzählte der ehemalige CEO Peter Schär über Entstehung und Entwicklung unserer Spitäler. Dabei fing er weit vorne an. «Der Deutschritterorden gründete im Mittelalter die ersten Spittel oder Hospize. Bis 1280 wurden in der Schweiz zirka 57 solcher Krankenanstalten errichtet. Im Emmental gab es zuerst den Spittel in Sumiswald und das Siechenhaus in Burgdorf», leitete er seinen Vortrag ein. Sogenannte Wundärzte hätten als Naturheilkundige praktiziert. Als rasieren und Haare schneiden populär wurde, seien die Berufe Bader oder Schärer entstanden. Der bekannte Schärer Micheli übte beide Handwerke aus, was damals nicht unüblich war.


Die «Nothfallstube» in Bärau

Ab 1836 gab es eine «Nothfallstube» in Bärau und später im Alten Amtshaus im Dorf. Diese wurde von Diakonissen und Ärzten betrieben. Sie boten Platz für vier bis fünf Betten für Patienten mit lebensbedrohenden Krankheiten. Der Betrieb war vom Kanton genau reglementiert. Ein Pflegetag kostete einen Franken. Davon erhielt der Arzt 27 Prozent. Kranke, die einen Armutsschein vorzeigen konnten, wurden gratis behandelt. Alle andern bezahlten fünf bis zehn Batzen pro Tag. Die Krankenwärterinnen arbeiteten im 24-Stunden-Betrieb. Zu ihren Pflichten gehörten die Reinhaltung ihrer Patienten, die Verhütung des Durchliegens, die seelsorgerliche Begleitung, die Nachtwache bei Schwerkranken. Den Dienst durften sie nur mit Erlaubnis des Arztes verlassen und mussten selbst für eine Stellvertretung sorgen.


Das Spital am heutigen Standort 

1881 wurde der Verein Krankenhaus Langnau gegründet, der die «Nothfallstube» als Spital weiterbetrieb. 1898 eröffnete die Bezirkskrankenanstalt Langnau ihre Tore am heutigen Standort. Die Aufsichtsbehörde arbeitete ehrenamtlich. Gemeinnützige Vereine sammelten Geld. Privatpersonen spendeten oder gaben Legate. Die Kirchgemeinde entsandte den Pfarrer in die Verwaltungskommission. Dorfärzte arbeiteten im Nebenamt im Spital. Wie Peter Schär berichtete, betrieben die Spitäler Gemüsegärten. 1905 gab es in Langnau einen Hühnerhof, 1921 in Burgdorf gar einen Schweinestall. 1905 verfasste Pfarrer Müller eine Hausordnung, in der es hiess, die Kranken sollten sich der grössten Ruhe, Ordnung und Reinlichkeit befleissigen. Strengstens verboten seien: zanken, fluchen, schimpfen, lärmen, unzüchtiges Reden, rauchen, auf den Boden spucken, Karten spielen und Mitpatienten belästigen. 


In Bewegung bis heute

Peter Schär führte auch die Entwicklung der Emmentaler Spitäler in der jüngeren Zeit aus, schilderte unter anderem, wie der Kanton 1999 fünf Spitäler von der Spitalliste strich, was zur Folge hatte, dass die Spitäler Grosshöchstetten und Sumiswald schlossen. Auch rief er die Fusion  der beiden Spitäler Langnau und Burgdorf zur Regionalspital Emmental AG im Jahr 2002 in Erinnerung, berichtete über grosse Investitionen und hob deren positiven Auswirkungen – auch für die Bevölkerung des oberen Emmentals – hervor. 

20.01.2022 :: Sylvia Ammann (sal)