Langnau: Mit dem Medienpaket sollen von 22 Zeitungen im Kanton Bern nur sechs unterstützt werden. Das sei Wettbewerbsverzerrung, erklärt Tom Herrmann, Verleger der Wochen-Zeitung.
Tom Herrmann, warum werden Gratistitel wie die Wochen-Zeitung, der Bärnerbär, Biel/Bienne oder D´Region mit dem neuen Medienpaket nicht unterstützt?
Weil sich das Parlament auf das alte Postgesetz bezieht, in dem steht, dass nur abonnierte Zeitungen unterstützungswürdig sind.
Es heisst, Gratistitel seien nicht unterstützungswürdig, weil sie «nicht relevate Inhalte» lieferten…
«Nicht relevante Inhalte»? Vor unserer Haustüre passieren so viele Dinge: Konzerte und Theater, Regionalsport, volkstümliche Anlässe, Behörden-
informationen und, und, und. Über diese Dinge berichten wir Woche für Woche. Wenn das alles für die Leserschaft «nicht relevant» ist, dann haben die, die das behaupten, recht. In meinen Augen sind diese Dinge aber sehr wohl relevant – deshalb sehe ich nicht ein, warum man uns mit diesem Medienpaket nicht unterstützen will.
Die Befürworter des Medienpakets argumentieren: Die Werbeeinnahmen der Medien sinken, Qualitätsjournalismus könne nur mit staatlicher Hilfe überleben.
Dass die Werbeeinnahmen sinken – das ist eine Tatsache. In der Pandemie mit all den wegfallenden Anlässen hat sich dieser Trend noch verstärkt. Zusätzlich ist natürlich auch die Digitalisierung spürbar. Doch die angestrebte Medienvielfalt kann nicht mit staatlicher Unterstützung passieren, wenn von insgesamt 22 Zeitungen mit redaktionellem Inhalt im Kanton Bern nur sechs unterstützt werden.
Sie kämpfen für ein Nein am
13. Februar. Falls dieses Nein eintritt, wird gar niemand unterstützt. Das bringt die «Wochen-Zeitung» doch auch nicht weiter, oder?
Aber bei einem Nein ist die Chancengleichheit wieder hergestellt, alle Medienhäuser sind wieder auf Feld eins, alle werden gleich behandelt. So gäbe es unter den Verlagen keine Wettbewerbsverzerrung. Während acht Monaten in der Pandemie wurden zum Beispiel die Tageszeitungen mit Steuergeldern unterstützt: Sie wurden von der Post kostenlos verteilt. Das entspricht alleine im Kanton Bern einer Subvention in Millionenhöhe. In der gleichen Zeit hatten allein wir von der Wochen-Zeitung Portokosten von über 300´000 Franken zu bezahlen.
Wie ginge es für die Wochen-Zeitung bei einem Ja weiter?
Wir würden weiterkämpfen. Um Gerechtigkeit. Um Gleichbehandlung. Ums Überleben.