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Kunst in der Waldhütte

Kunst in der Waldhütte
Ursula Zurbrügg will auch Kinder für Kunst begeistern. / Bild: Lisa Willener (lwh)
Oberdiessbach: Dem Weihnachtsstress entkommen; für Ursula Zurbrügg wird das schon fast zu einer Tradition. Diesen Winter widmet sich die Künstlerin und Kindergärtnerin ihrem Projekt «weniger». Von November bis Februar lebt und arbeitet sie jeweils für drei Tage in einer abgelegenen Hütte im Wald.

Auf dem Weg zur Hütte liegt Schnee und an einigen Stellen ist es rutschig. Man muss wissen, wo man suchen muss, denn die Hütte ist von der Strasse aus nicht zu sehen. Umgeben von Bäumen steht sie auf einer leichten Anhöhe. Das Dach ist vom frischen Schnee bedeckt und es sind Fussspuren auszumachen, die zur Hütte führen. Hier gibt es weder Strom noch fliessendes Wasser. Letzteres bringt Ursula Zurbrügg von zuhause in Flaschen mit. Als Heizung dient ein kleiner Holzofen. Das Feuer bringt eine angenehme Temperatur in den Raum. Hier lässt sich gut leben und arbeiten. Geschaffen wird in der Waldhütte Kunst, und zwar eine ganze Menge davon. 

Natur als Inspiration 

Für Ursula Zurbrügg ergibt sich hier im Wald eine wahre Inspirationsquelle. «So habe ich beispielsweise einen Pilz gefunden, dessen Umrisse ich nun für ein Goldbild verwende», erzählt die bodenständige Künstlerin. Diese Goldbilder gehören zu ihrem Erkennungsmerkmal. Dabei schnitzt Ursula Zurbrügg mit ihrem Künstlerwerkzeug Figuren und Formen in goldüberzogene Platten. Nebst den entstehenden Goldbildern befindet sich auch schon ein grosses Acrylgemälde in der Hütte. Diese Werke kreiert die Künstlerin jeweils montags. An diesem Tag ist sie allein für sich in der Hütte und arbeitet an ihrer Kunst. Die Bilder des Projekts «weniger» – so der Name ihres Hüttenabenteuers – will sie im kommenden Herbst der Öffentlichkeit zeigen. Der Ursprung des Projektnamens findet sich in Ursula Zurbrüggs Kunst. Seit einiger Zeit beschränkt sich die Künstlerin nämlich auf nur noch sehr wenige Bildinhalte. So reichen ihr einzelne Formen, Striche oder Figuren auf einem Bild aus. 

Kinder für Kunst begeistern

Ein weiteres Anliegen ist es Ursula Zurbrügg, Kindern Kunst näherzubringen. Dazu lädt sie immer am Dienstag alle Interessierten herzlich ein. Auch Erwachsene dürfen in der Hütte in Oberdiessbach kreativ sein. Material dazu hat es zur Genüge. Auf dem langen Tisch liegen bereits Blätter in verschiedenen Grössen, dazu Pinsel, Malkästen, Farbstifte, Kohlenstifte und Wachsmalkreiden. Auch Scheren, Leimstifte und Unterlagen sind zu finden. Auf dem anderen Tisch hat Ursula Zurbrügg diverse Postkarten ausgelegt. Von deren Sujets können sich die Besucher inspirieren lassen, neue Dinge auszuprobieren. Motiviert und hoch konzentriert sitzen die Kinder hinter dem Tisch und leben ihre kreative Seite aus. Für Ursula Zurbrügg, die an der Uni Kunsttherapie studiert hat, ist es immer wieder spannend, die unterschiedlichen Werke zu betrachten. Heute sind Kinder aus der Familie hier und sie kennt die verschiedenen Charaktere sehr gut. «Die Persönlichkeiten widerspiegeln sich in den einzelnen Zeichnungen», stellt sie fest.

Alltagsstress vergessen

Auch für ein Znüni ist gesorgt. Während das Feuer im Ofen knistert, wird heisser Tee oder Kaffee in Becher gefüllt, Mandarinen werden geschält und Lebkuchen verteilt. Vor dem Fenster liegt der Wald still und verschneit da. Es ist ein Leichtes, hier den stressigen Alltag zu vergessen. Trotzdem verbringt Ursula Zurbrügg die Nächte oft in ihrem richtigen Zuhause. «Ich dachte eigentlich, dass ich öfter mit dem Schlafsack hier oben schlafen würde», gesteht sie vor dem warmen Feuer. Doch in der Nacht werde es in der Hütte sehr kalt und die Fenster seien nicht richtig abgedichtet. Auch auf andere Herausforderungen ist die Künstlerin gestossen: «Mit den Mäusen habe ich nicht gerechnet, sie nagen sogar an den Kunstwerken, wenn ich diese über Nacht nicht richtig versorge», sagt sie. Doch sie nimmts gelassen, kann sogar darüber lachen. 

Es ist ein gemütliches Treiben in der Hütte in Oberdiessbach, doch irgendwann neigt sich der Nachmittag für die Besucher dem Ende zu. Mit den selbstkreierten Bildern und einem warmen Gefühl ums Herz geht es für sie nach Hause. Ursula Zurbrügg hingegen bleibt noch eine Weile in der Hütte. Sie arbeitet an ihren Werken weiter und freut sich bereits auf kommende Besucher am nächsten Dienstag und die entstehenden Kunstwerke.


Infos zum Projekt «weniger»: www.kunstatelier-zurbruegg.ch

13.01.2022 :: Lisa Willener (lwh)