Nisthilfen statt Dächer reparieren

Nisthilfen statt Dächer reparieren
Wird künftig nicht mehr mit Ziegeln arbeiten: Hanspeter Inniger gibt sein Dachdeckergeschäft Ende Jahr auf. / Bild: Christine Mader (cme)
Langnau: Weil er keinen Nachfolger finden konnte, gibt der Dachdecker Hanspeter Inniger Ende Jahr sein Geschäft in der Hüselmatte in Langnau auf.

Hanspeter Inniger, der in Adelboden aufgewachsen ist, kam 1989 nach Langnau. Bis 1993 arbeitete der Dachdecker in der Filiale des Schangnauers Christian Wüthrich in Langnau. Danach machte er sich selbstständig. «Trotz der Rezession gelang der Start und ich bin bis heute gut über die Runden gekommen», erzählt Hanspeter Inniger. Viel Arbeit bescherten die Auswirkungen des Sturms Lothar 1999: «Innert kürzester Zeit hatten wir 300 Schadensmeldungen, welche ein immenses Arbeitsvolumen verursachten und sehr viel von uns Dachdeckern forderte.» 


Bis acht Vollzeitstellen

Bis 2015 beschäftigte er sechs Festangestellte sowie drei bis vier Aushilfen, was rund acht Vollzeitstellen entsprach. Leider kam es aufgrund von Pensionierungen, aber auch dadurch, dass einige nicht mehr auf diesem Beruf arbeiten wollten, zu verschiedenen Abgängen. «Da es sehr schwierig ist, Fachleute zu finden, führte ich das Geschäft einfach mit den übrig bleibenden Mitarbeitenden weiter; im letzten Jahr war es noch ein Mann.» Da dieser nun seinen Landwirtschaftsbetrieb erweitern wird, hat auch er auf Ende Jahr die Kündigung eingereicht. Hanspeter Inniger bedauert weiter, dass er seit Jahren keinen Lehrling mehr ausbilden konnte. Da von seinen drei Kindern keines den Betrieb übernehmen will, hat sich der heute 59-Jährige entschlossen, aufzuhören. Dieser Entscheid ist Hanspeter Inniger nicht leicht gefallen, denn er durfte über Jahre auf eine gute Stammkundschaft zählen. Zum Entschluss beigetragen habe auch die Tatsache, dass immer mehr Aufwand im Sicherheitswesen angefallen sei, wozu er betont: «Ich bin Handwerker und nicht Bürolist.» Wenn man Hans-
peter Inniger erzählen hört, wird einem sofort bewusst, dass es ihm sicherlich nicht langweilig werden wird. Auch wenn er die Arbeit als Dachdecker liebte, freut er sich darauf, in Zukunft mehr Zeit in der Natur zu verbringen, um Wildtier-Fotografien zu machen. Weiter restauriert und betreut er mit weiteren Personen rund 400 Nistkästen in der Gemeinde Langnau und entlang der Emme Richtung Zollbrück. «Jeder Tag, den man in der Natur verbringen kann, ist ein geschenkter Tag», lautet sein Lebensmotto. Der Dachdecker freut sich weiter darauf, nun mehr Zeit mit den zwei Grosskindern zu verbringen.

30.12.2021 :: Christine Mader (cme)