Bettina Gerber hats geschafft

Bettina Gerber hats geschafft
Bettina Gerber holte 1090 Stimmen. / Bild: Markus Zahno (maz)
Oberdiessbach: Zum zweiten Mal übernimmt eine Frau das Gemeindepräsidium. Bettina Gerber (Die Mitte) setzte sich im zweiten Wahlgang gegen Jasmine Hari (EVP) durch.

Oberdiessbach wählt seit jeher bürgerlich. Das zeigte sich bereits bei den Gemeinderatswahlen Ende September, als SVP und FDP zusammen auf rund 60 Prozent der Stimmen kamen. Und das hat nun auch der zweite Wahlgang ums Gemeindepräsidium gezeigt: Bettina Gerber (Die Mitte), die von SVP und  FDP unterstützt wurde, machte 1090 Stimmen. EVP-Frau Jasmine Hari kam auf 704 Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug historisch hohe 69,2 Prozent.

«Ich freue mich sehr über das Resultat», sagt Bettina Gerber. Die 43-Jährige lebt mit ihrer Familie in Bleiken und arbeitet als Gerichtspräsidentin am Regionalgericht Bern-Mittelland. Sie ist Präsidentin der Sekundarschulkommission und – nach Elisabeth Bachmann — die zweite Frau, die in Oberdiessbach Gemeindepräsidentin wird. Am Sonntagabend feierte Gerber zusammen mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern, am Montagmorgen fand bereits die erste Sitzung mit dem neu zusammengesetzten Gemeinderat statt. Auf den Rat kommen in den nächsten vier Jahren gewichtige Themen zu: Der Umbau des Geissbühlerhauses und die Erweiterung der Schule kosten voraussichtlich um die 14 Millionen Franken. Um das zu ermöglichen, fassen die Behörden eine Steuererhöhung ins Auge. «Ja, es gibt viel zu tun», sagt Bettina Gerber. «Ich bin bereit, anzupacken.»


Anspruchsvoller Wahlkampf

Überhaupt stehen die Zeichen in Oberdiessbach auf Neuanfang. Der Gemeinderat ist nach den Wahlen jünger geworden. Und weiblicher. Drei Frauen sitzen künftig im siebenköpfigen Gremium; nebst Gerber und Hari auch Priscilla Furrer (EVP). Ja, es sei Aufbruchstimmung spürbar, bestätigen Gerber wie auch Hari. Insbesondere Jasmine Hari bekam während des Wahlkampfs aber auch die andere Seite zu spüren. Mehrmals hätten sie Leute angesprochen, die es nicht gut fanden, dass sie als junge EVP-Frau die bürgerliche Kandidatin herausfordere, erzählt sie. «Es gab Stimmen wie: ‹Kann eine Frau das?› – ‹Bringt sie alles unter einen Hut?›» Andere hätten sich daran gestört, dass sie überhaupt zum zweiten Wahlgang antrete, wo sie doch vermeintlich keine Chance habe. «Mich ständig rechtfertigen zu müssen, das war herausfordernd», sagt die 32-Jährige. Umso dankbarer sei sie, dass rund 40 Prozent der Oberdiessbacherinnen und Oberdiessbacher sie gewählt hätten.


Hänsenberger bleibt Vizepräsident

Nun, da der Wahlkampf zu Ende ist, fühlt sich Jasmine Hari erleichtert. Sie werde gegenüber Bettina Gerber selbstverständlich loyal sein, sagt sie. Im Gemeinderat wird sie das Ressort Soziales behalten. Aufgrund ihrer Resultate bei den Gemeinderats- und Präsidiumswahlen bewarb sie sich auch für das Amt der Vizegemeindepräsidentin. Der neu zusammengesetzte Gemeinderat wählte am Montag aber den Bisherigen Stephan Hänsenberger (FDP) zum Vize. Die bürgerliche Mehrheit setzte sich also auch hier durch.

02.12.2021 :: Markus Zahno (maz)