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Achtung: Selfies können blind machen

Vielleicht ist Ihnen dies auch so widerfahren: Sie gehen gemächlich auf einem belebten Trottoir Ihren Weg – und plötzlich stossen Sie nichtsahnend mit jemandem zusammen. Der Grund: ein Tourist wollte vor einer Sehenswürdigkeit ein Selfie machen. Die heutige Selfie-Manie ist für mich wie eine Etikette des wachsenden Narzissmus (Selbstverliebtheit) in der heutigen Zeit. Kinder, die in Castings für eine Präsentation gesucht werden, laufen Gefahr, schon früh in ein Selfie-Leben eingeübt zu werden. Dieses penetrant gezüchtete Selbstbewusstsein der kleinen Selbstdarsteller und Selbstdarstellerinnen wirkt auf mich unnatürlich. Es ist nicht zu ver-wechseln mit der charmanten, typisch kindlich-naiven Unbekümmertheit. Diese Gewöhnung an Posen der Selbstdarstellung ist schädlich, behindert sie doch die Entwicklung zu einer Persönlichkeit, die fähig ist, den Mitmenschen mit Empathie zu begegnen. Dadurch zerbröckelt auch der Zusammenhalt der Gesellschaft, in der immer mehr die Egoisten den Ton angeben. Zum Glück gibt es aber immer noch die anderen Menschen: jene, die sich vom Leid der Hilfsbedürfti-gen berühren lassen. Von solchen «Menschen mit Herz», die den Menschen in Not spontan helfen, berichten in der letzten Zeit vermehrt unsere Medien. 

Der November neigt sich dem Ende zu. Es ist der Monat, in dem seit Jahrhunderten das
Gedächtnis von zwei grossen christlichen Persönlichkeiten begangen wird: des heiligen Martin und der heiligen Elisabeth. Der Orientierungspunkt beider war nicht das Selfie, sondern die gelebte Nachfolge Jesu Christi. Sein Weg schützt uns vor dem narzisstischen Egokult und führt uns hin zum Mitmenschen – und so auch zum Gott des Lebens.

25.11.2021 :: Rudolf Vogel