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Insgesamt 27 Leute verlassen die Feuerwehr aus Protest

Insgesamt 27 Leute verlassen  die Feuerwehr aus Protest
Konolfingen: Die Feuerwehr hat weitere Abgänge zu beklagen. Der politische Druck auf den Gemeinderat steigt. Die gesetzlichen Vorgaben kann Konofire aber nach wie vor erfüllen.

«Wir machen uns Sorgen», sagt GLP-Präsidentin Ursula Praz. Und SVP-Präsident Marc-Theodor Habegger erklärt: «Es ist ein Schlamassel.»

Die Vorsitzenden der zwei wählerstärksten Parteien sprechen die Feuerwehr Konolfingen («Konofire») an. Nach einem Kommandanten-Wechsel sowie Differenzen mit den Gemeindebehörden kündigten diesen Frühling 14 Feuerwehleute. Nun sind 13 weitere dazugekommen. Mittlerweile haben also 27 Feuerwehrmitglieder aus Protest den Austritt gegeben, wie Gemeindepräsident Heinz Suter (Partei: Fokus Konolfingen) bestätigt.

Diese Kündigungswelle beunruhigt SVP und GLP. Per Brief wenden sie sich abermals an den Gemeinderat. Sie wollen zum Beispiel verbindlich wissen, wie gross der Personalbestand von Konofire aktuell ist. Oder ob tagsüber, wenn einige Feuerwehrleute auswärts arbeiten, im Ernstfall noch genügend Personal verfügbar ist.


Die Kritik

Im Gemeindeblatt «Chonufinger» haben die Parteien bereits mehrmals Kritik geübt. Die Gemeinde sei auf freiwillige Helferinnen und Helfer angewiesen, müsse mehr Sorge tragen zu ihnen, schrieb etwa die GLP. Die SVP geisselte die Informationspolitik: Die Behörden wollten mit ihrem «Stillschweigen eine Debatte ersticken». Das gehe nicht.

Im Juni sandte die SVP einen Brief mit zehn Fragen an Gemeindepräsident Suter. Später verfasste sie zusammen mit GLP und FDP einen überparteilichen Antrag, in dem sie eine Mediation in dieser verfahrenen Situation forderten. Auf beide Schreiben habe man bisher keine Antwort erhalten, sagt SVP-Präsident Marc-Theodor Habegger.

Dem widerspricht Gemeindepräsident Heinz Suter. An einem Treffen habe die Gemeinde die Parteien aus erster Hand über die Situation bei Konofire informiert. Suter betont, er wolle nicht Öl ins Feuer giessen, sondern lieber vorwärts schauen. «Es ist schade für jeden Feuerwehrmann, der geht», sagt er. «Aber es ist nun einmal ein Bereinigungsprozess.» Dafür gebe es von der einen Seite Kritik – von der anderen Seite aber auch Zustimmung.


Der Ursprung

Begonnen hat die Geschichte im vergangenen Jahr mit dem Rücktritt des Konolfinger Zivilschutzkommandanten. Auch der langjährige Feuerwehrkommandant Michael Gfeller kündigte an, per Ende 2021 altershalber aufzuhören. Die Gemeindebehörden beschlossen daraufhin, die beiden Ämter zum Bereich «Schutz und Rettung» zusammenzulegen und einen gemeinsamen Kommandanten in Vollzeit anzustellen. Andreas Fähndrich heisst der Mann, der im Februar 2021 das Kommando des Zivilschutzes übernahm und im Juli auch jenes der Feuerwehr.

Der neue Kommandant habe sich seiner Truppe nicht vorgestellt, sei an Übungen nicht präsent gewesen, kritisierten 14 Feuerwehrleute im Frühling. Die Gemeindeführung habe ihr Anliegen nicht ernst genommen, «stattdessen wurde uns Mobbing gegenüber dem neuen Kommandanten vorgeworfen». Das liessen die 14 nicht auf sich sitzen. Sie traten aus.


Die Schlichtungsversuche

«Ich habe den Feuerwehrleuten gesagt: Euer Verhalten gegenüber dem neuen Kommandanten hat Züge von Mobbing», erklärt Gemeindepräsident Heinz Suter. Hätte er das Wort «Mobbing» zurückgenommen, wären die 14 womöglich geblieben. Er sieht aber keinen Grund es zurückzunehmen: «Ich finde ihr Verhalten nach wie vor nicht in Ordnung.» Diverse Aussprachen und ein Runder Tisch, an dem der Gemeinderat und der oberste Feuerwehrinspektor des Kantons Bern dabei waren,brachten keine Versöhnung.

Bei Konofire sind auch die Gemeinden Freimettigen, Nieder- und Oberhünigen sowie Mirchel und Häutligen dabei. Die Hauptverantwortung trägt aber Konolfingen. Hier wollen die Behörden an der Gemeindeversammlung heute über den Stand der Dinge berichten. Laut Heinz Suter zählt die Feuerwehr Anfang Dezember, wenn alle Austritte vollzogen sind, gut 60 Mitglieder. Die Vorgabe der Gebäudeversicherung Bern – 50 Feuerwehrleute – ist damit erfüllt. Nebst den Austritten habe es auch eine Handvoll Eintritte gegeben, so Suter. Zudem organisiert die Gemeinde am 3. Dezember einen Infoabend, um neue Mitglieder zu akquirieren.


Die Vorschriften

Der kantonale Feuerwehrinspektor Peter Frick war mehrmals bei Gesprächen in Konolfingen dabei, versuchte zu vermitteln. Wie ist sein Eindruck? «Bei der Kommunikation des Wechsels vom nebenamtlichen zum hauptamtlichen Kommandanten sind vermutlich Fehler passiert», sagt er. Bei den Gesprächen in Konolfingen habe er aber den Eindruck gehabt, dass die Behörden den Feuerwehrleuten durchaus Wertschätzung entgegenbrächten. Eine Feuerwehr strategisch zu führen, dazu gehöre auch die Organisation des Kommandos, sei nun einmal Aufgabe des Gemeinderates und nicht der Feuerwehrleute.

Die Gebäudeversicherung stellt eine Reihe an Anforderungen an die Feuerwehren; betreffend Personalbestand, Ausrüstung und Einsatzzeit. Diese Vorgaben seien in Konolfingen aktuell alle erfüllt, sagt Frick. «Deshalb gibt es für mich keinen Grund zu intervenieren.» Er werde die Situation aber selbstverständlich weiter beobachten.

25.11.2021 :: Markus Zahno (maz)