Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

Systemrelevanz

Bislang habe ich in meinen Kolumnen das alles beherrschende Thema (Sie wissen, was ich meine) tunlichst vermieden. Heute wird der lästige «Käfer» ausnahmsweise einmal eine kleine Nebenrolle spielen. Zugegeben, ein einziges Mal kam das Wort Corona bereits einmal in einer früheren Kolumne vor, betraf aber ein Rindvieh, welches zufällig diesen Namen trug und mich täglich aus der benachbarten Weide mit gutmütigem Muhen, freundlichen Augen und stoischer Friedfertigkeit begrüsste. Eigenschaften, welche dem anderen Corona-Vieh leider völlig abgehen.

Aber äbe, ich will ja ganz was anderes erzählen, ich will Euch heute an den Freuden und Leiden eines Kulturveranstalters teilhaben lassen. Vor allem an den Freuden!

Freude, oder besser noch, Liebe, ist nämlich die Grundvoraussetzung für diese Tätigkeit. Liebe zu den Künstlern und deren Schaffen, Liebe zum Publikum. 

Um es etwas dramatischer auszudrücken und weil es halt noch etwas heldenhafter klingt, wird (auch von mir) statt Liebe und Freude sehr oft das ominöse Wort Herzblut bemüht.

Dabei finde ich die möglichen Deutungen des Worts durchaus nicht immer nur positiv oder gar sympathisch. Oder trifft es vielleicht doch zu, dass ich ein fanatischer und vehementer Veranstalter bin? 

Oder würde ich gar mein Leben hingeben, mich opfern für die Kultur? Verherzbluten für und auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten? Aber hallo, ich bin doch nicht verrückt! 

Oh ja, man durfte (oder musste) in den vergangenen Monaten immer wieder vernehmen, die Kultur sei system-
relevant. Diese Behauptung kam und kommt in der Regel aus der Ecke der Berufskulturisten. 

Trifft sie zu? Entspringt sie nicht viel mehr einem Wunschdenken, entstanden aus den Ängsten anlässlich der existenzbedrohenden Schliessungen der Theater, Museen und Konzertlokalen? Wäre die Kultur tatsächlich systemrelevant, wären doch jetzt alle Veranstaltenden wegen des herbeiströmenden kulturhungrigen
Publikums überglücklich!

Tja, leider füllen sich die Ränge vielerorts jetzt halt doch nicht. 

Wahrscheinlich müssten wir Kulturschaffenden die Systemrelevanz neu und etwas bescheidener definieren: Es ist das Publikum, welches systemrelevant ist! Relevant für die Kultur!

Und darum werde ich, wie viele andere Veranstalter auch, weiterhin mit Liebe, Begeisterung und Hingabe Vorstellungen und Konzerte organisieren. Auf dass unser Publikum bald wieder begeistert, neugierig und lustvoll in die Säle zurückkehrt!

18.11.2021 :: Peter Leu