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Wohnen auf dem Campingplatz ist gefragt

Wohnen auf dem Campingplatz ist gefragt
Theo Bracher steht vor einer Parzelle, auf welcher ein Chalet gebaut werden soll. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Gohl: Auf dem Campingplatz Mettlen werden mehr Plätze für Chalets geschaffen für Leute, die ganzjährig dort wohnen. Die Nachfrage ist in den letzten Monaten gestiegen.

Die Bise weht kalt über den Campingplatz Mettlen in Gohl. Hie und da steigt Rauch auf aus einem Kamin eines Wohnwagens oder Chalets. Ein Lastwagen bringt gerade Öl für die Heizungen. Theo Bracher, Betreiber des Campingplatzes, zeigt, wo sich welche Bereiche befinden. Da gibt es am Hang die Residenzplätze mit kleinen Chalets, in denen das ganze Jahr über Leute wohnen. Weiter unten und rechts des Strässchens stehen Wohnwagen und Camper. Viele haben einen Anbau oder mindestens ein Vorzelt, manche sind in einem Häuschen integriert. «Diese gehören Leuten, die das Wochenende oder die Ferien hier verbringen», erklärt Bracher. Noch weiter hinten befindet sich eine Wiese, auf der Touristen Zelte aufstellen können. Heute ist sie leer, die Saison für Zeltferien ist vorbei. 


Wohnsitz auf dem Campingplatz

Doch trotzdem herrscht Leben auf dem Campingplatz. Mittlerweile wohnen neun Parteien fest hier, künftig werden es noch mehr sein. «Pro Woche erhalte ich ein, zwei Anrufe», sagt Theo Bracher. Gerade gestern habe ein Arzt angefragt, ob ein Platz für ein Mini-Häuschen zu haben wäre. Durch die Corona-Pandemie sei die Nachfrage noch gestiegen. «Es sind die unterschiedlichsten Leute darunter: Anwälte und Ärztinnen ebenso wie junge Paare oder Pensionierte.» Allen gemeinsam sei, dass sie auf kleinem Raum und mit wenig Besitz leben wollten. Viele stammten aus Städten. 

Einer von ihnen ist Emil Haas, der zusammen mit seiner Frau seine Schriften schon seit zehn Jahren in Langnau hat. Vorher lebte das Paar in Dübendorf in einer Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung. «Wir verbrachten schon lange unsere Ferien auf dem Camping Mettlen, meine Frau stammt von hier. Zuerst hatten wir ein Zelt, später einen Wohnwagen, und als ein Platz für ein Chalet frei wurde, haben wir uns entschieden, ganz hierher zu ziehen», erzählt Haas. Sie schätzten die Natur, die Ruhe und den Kontakt zu den anderen Bewohnern. Hier kenne jeder den andern, respektiere aber auch die Privatsphäre. Gerne packt der rüstige Senior auch mal mit an bei Unterhaltsarbeiten.


Es braucht eine Baubewilligung

Wohnen auf kleinem Raum und mit wenig Besitz liegt im Trend, wie die «Tiny-House»-Bewegung zeigt. Auch auf dem Campingplatz Mettlen steht ein solches winziges Häuschen, es gehört der Freundin von Theo Bracher. «Darin ist alles sehr ausgeklügelt, jeder Zentimeter Platz und jede Ecke ist genutzt.» Obwohl er Gefallen an dieser Wohnform gefunden hat, sieht Bracher auf seinem Campingplatz eher kleine Chalets als Mini-Häuser. Er zeigt eine Parzelle, die er gerade vorbereitet. Sobald jemand dauernd in einem Haus wohne, und sei es auch noch so klein, brauche es eine Baubewilligung. Vorschriften, wie etwa Bauabstände, seien einzuhalten. Zudem müssten die Häuschen erschlossen sein. Theo Bracher baut also Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen und stellt diese wie auch das Land für eine jährliche Gebühr von rund 5000 Franken zur Verfügung. Das Häuschen selber lassen die Bewohner bauen oder erstellen es selber.

«Weil sich gezeigt hat, dass die Überbauungsordnung (UeO) Mettlen nicht mehr auf dem neusten Stand ist, haben wir uns zusammen mit der Gemeinde Langnau entschieden, diese zu überarbeiten. Ich will eine saubere und klare Sache», betont Theo Bracher. Die bereits 34 Jahre alte Planung basiere auf dem Baugesetz von 1972, das 1985 abgelöst und seither mehrfach angepasst wurde, steht in den Unterlagen, die noch bis am 25. Oktober zur Mitwirkung aufliegen. Seitdem hätten sich auch die Bedürfnisse an einen Campingplatz verändert. So habe man nun manche Bereiche neu eingeteilt, damit eben beispielsweise mehr Residenzplätze möglich seien, führt der Campingplatzbetreiber aus. 


Möglichkeiten für Erweiterung

Nebst den zusätzlichen Residenzplätzen plant Theo Bracher, die Gruppenunterkunft zu erweitern, etwa für Klassenlager. Ausserdem soll auf dem Trakt mit den sanitären Anlagen eine Betriebsleiterwohnung erstellt werden. Auch beim Restaurant Jägerhus, das seine Schwester Beatrice Bracher betreibt, werden mit der neuen Überbauungsordnung gewisse Erweiterungen möglich, etwa ein Saal oder eine Betriebsleiterwohnung. «Wir machen das nicht mehr, aber bei einem allfälligen Verkauf wäre dies ein Pluspunkt. Ausserdem wäre es so möglich, die beiden Betriebe wenn nötig getrennt zu führen», schildert Bracher die Überlegungen. Ans Aufhören denkt der 57-Jährige, der im Haupterwerb als Magaziner arbeitet, noch lange nicht. Zu viel liegt ihm am Campingplatz, den seine Eltern 1978 gegründet haben. 

14.10.2021 :: Silvia Wullschläger (sws)