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Wohnen statt Wirten im «Löwen»-Saal

Wohnen statt Wirten im «Löwen»-Saal
Die Südfront des denkmalgeschützten «Löwen» – im Vordergrund entsteht eine neue Trafostation. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Serie «Wohnlich»: Nach langer Planung erfolgte im Juli der Baustart zum Projekt «Löwenpark». In gut einem Jahr soll das Oberdiessbacher Gasthaus Löwen im denkmalgeschützten Gebäude wiedereröffnet werden. Etwas später sollen auch Wohnungen bezugsbereit sein.

Der Bau stamme wohl aus dem 17. Jahrhundert. Aber ob er schon immer als Gasthof diente, dessen ist sich Beat Hirschi, Totalunternehmer des «Löwen»-Projekts, nicht ganz sicher. Was hingegen – Planung Stand heute – feststehe, sei die Wiedereröffnung des Restaurants Löwen im November 2022 sowie der Bezug der 24 Wohnungen ein Jahr später. Der Start zu diesem Grossprojekt inmitten von Oberdiessbach erfolgte nicht wie geplant im März, sondern Mitte Juli. Grund dafür, so Hirschi, seien Verzögerungen im Baubewilligungsverfahren gewesen. Er schiebt aber gleich und nicht ohne Stolz nach, sie hätten mit keiner einzigen Einsprache zu kämpfen gehabt.


Die Vorgeschichte

Wie die «Wochen-Zeitung» bereits am
17. September 2020 berichtete, brauchte es nach dem Start vor über zehn Jahren mehrere Anläufe, bis das jetzige Projekt stand. Der erste Entwurf mit einem grossen Gebäude entlang der Bahn sei nicht zonen-konform gewesen, und der zweite Entwurf habe den Vorgaben der kantonalen Denkmalpflege widersprochen, erklärt Hirschi. Vor rund drei Jahren habe sich dann die nun in Angriff genommene Lösung ergeben – nach zahlreichen Planungssitzungen unter Beteiligung des Ortsplaners, eines externen Expertenteams sowie einer Vertretung der Denkmalpflege.


Renovation Gasthaus

Der Restaurantbereich des Gasthauses, es steht unter Denkmalschutz, werde zwar vollkommen renoviert und etwas kleiner konzipiert, an der Raumaufteilung ändere sich jedoch nichts, erläutert Hirschi. Hingegen würden die Gästezimmer in den oberen zwei Geschossen – letztmals renoviert in den Sechzigerjahren – aufgelöst. Stattdessen entstünden je drei Wohnungen, in denen möglichst viel von der alten Holzkonstruktion gezeigt werden soll. «Hier arbeiten wir in einem Risikobereich», so Beat Hirschi. Erst nach dem sorgfältigen und zeitintensiven Aufbrechen sämtlicher Böden und Wände werde ersichtlich, welche nicht vorhersehbaren Arbeiten bezüglich Statik, Dämmung und Leitungsführung noch geleistet werden müssten. Hier schiebt Hirschi ein, als Totalunternehmer habe er mit dem Käufer einen Fixpreis vereinbart und trage somit sämtliche Risiken selber. Aber bis heute hätten sie die Kosten im Griff.


Neubau statt Renovation Saalbau

Eine Renovation des hundertjährigen, nicht denkmalgeschützten Saalanbaus war zunächst auch Thema. Doch genügte die Höhe für den Einbau von zwei Geschossen nicht. Auch wäre mit dieser Lösung eine durchgehende Rollstuhlgängigkeit bis ins Restaurant nicht möglich gewesen, erklärt Hirschi. So werde der Saal voraussichtlich ab Mitte November dieses Jahres zurückgebaut. «Wir stehen da vor einer nicht zu unterschätzenden baulichen Herausforderung», erläutert Hirschi. Denn das Gebäude sei lediglich knapp zwei Meter vom Nachbargrundstück entfernt. Der Neubau werde gemäss äusserer Architektur wie auch Kubatur dem Altbau entsprechen. Hier würden auf fünf Stockwerken insgesamt 18 behindertengerechte Wohnungen realisiert, wovon zum grossen Teil Zweieinhalbzimmer-Wohnungen mit rund 60 Quadratmetern.


Alterswohnungen sind gefragt

Aufgrund der Lage der Liegenschaft direkt an der vielbefahrenen Hauptstrasse durchs Dorf, seien Eigentumswohnungen nie ein Thema gewesen. So hätten sie sich für ein anderes Konzept mit Mietwohnungen entschieden. Hirschi betont, dass die total 24 Wohnungen alle behindertengerecht realisiert würden. So eigneten sie sich nicht nur für ältere Leute, sondern beispielsweise auch für eine junge Person mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Aber ja, die Nachfrage nach Alterswohnungen sei klar da, ergänzt Hirschi. Er erhalte immer wieder Anfragen, ob bereits Reservationen vorgenommen werden könnten.


Mögliche Synergien

Die künftigen Mieter könnten, führt Hirschi weiter aus, auch von bestimmten Betreuungsleistungen profitieren. Er denkt da an Reinigungsarbeiten oder das Erledigen von Wäsche oder Einkäufen. Abgerechnet würden diese Dienste über die Nebenkosten, weshalb sich die Mieten wohl in einem etwas teureren Segment bewegen werden. Gleichzeitig bestehe für die Mieterinnen und Mieter die Möglichkeit, sich im leicht zugänglichen Gasthof zu verpflegen, wovon auch wieder der Restaurantbetreiber seinen Nutzen ziehe.


Wie wohnt es sich in einer ehemaligen Käserei oder einem Schulhaus? Wie verwandelt man eine Kirche oder den Saal eines Restaurants in ein trautes Heim – in der Serie Wohnlich gehen wir diesen Fragen nach.

07.10.2021 :: Daniel Schweizer (sdl)