Schuldscheine von 1947 kündigen

Schuldscheine von 1947 kündigen
Einer der Schuldscheine aus dem Jahr 1947. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Emmental: Die Pferdezuchtgenossenschaft Oberemmental hat beschlossen, die aus dem Jahr 1947 stammenden Schuldscheindarlehen aller Nicht-Genossenschafter zu kündigen.

Seit dem 16. März 1906 gibt es sie schon, die Pferdezuchtgenossenschaft (PZG) Oberemmental. Sie zählt aktuell 150 Mitglieder. Ihr Zweck war und ist noch heute die Förderung der Zucht, der Aufzucht, der Haltung, des Absatzes und des Einsatzes von Freiberger- und Warmblut Pferden. 

Für den Kauf der Fohlenweide Les Grandes Combes in den Gemeinden Renan (BE) und Val de Ruz (NE) im Jahr 1947 suchte die Genossenschaft seinerzeit nach Mitteln der Fremdfinanzierung. Es seien in der Folge 209 Schuldscheine ausgestellt worden, wovon 49 im Besitz der Pferdezuchtgenossenschaft und deren sechs inzwischen annulliert, informiert Christian Bichsel, Kassier der Genossenschaft.


Pensionierung des Hirten als Auslöser

An ihrer Generalversammlung vom 3. September 2021 hat die Genossenschaft nun beschlossen, alle mit den im Jahr 1947 ausgegebenen Schuldscheinen bescheinigten Darlehensforderungen von Gläubigern, die nicht Genossenschafter und deshalb der Genossenschaft nicht bekannt sind, per 31. Dezember 2021 zu kündigen. Gemäss Beschluss der Generalversammlung 1970 beträgt die zinslose Forderung pro Schuldschein noch 300 Franken. Auslöser sei, so Christian Bichsel, die Pensionierung des Hirten auf der Fohlenweide gewesen. In diesem Zusammenhang hätten sich grundlegende Änderungen im Kontext der Liegenschaft ergeben, welche schlussendlich zu diesem Beschluss geführt hätten.


Liquidität reicht wohl nicht

Alle Schuldscheingläubiger, welche nicht Genossenschafter sind, werden jetzt per amtlicher Publikation aufgefordert, ihre Ansprüche schriftlich bis spätestens am 31. Dezember 2021, unter Vorweisung des Schuldscheins bei der PZG Oberemmental, Eggiwil, anzumelden. «Es ist für mich schwierig, eine Prognose zu machen, wie viele Anspruchsforderungen eingehen werden», hält der Kassier fest. Aber die Liquidität werde voraussichtlich kaum ausreichen, um alle Schuldscheinforderungen decken zu können. Die Genossenschaft habe sich deshalb entschieden, lediglich diejenigen Schuldscheindarlehen zu kündigen, welche nicht mehr im Besitz von Genossenschafterinnen und Genossenschaftern seien. Zudem behalte sie sich vor, an Stelle der Auszahlung Stundungsvereinbarungen oder neue Darlehensverträge abzuschliessen.

All dies kümmert die Fohlen wenig. Sie teilen sich inzwischen die Weide im Jura, die nach wie vor im Besitz der Genossenschaft ist und nebst dem Sömmerungsbetrieb auch als Ganzjahresbetrieb geführt wird, mit Rindern, die ebenfalls dort gesömmert werden.

07.10.2021 :: Daniel Schweizer (sdl)