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So wohnt es sich in einer Käserei

So wohnt es sich in einer Käserei
Christian Oberli und seine Mitstreiter haben in anderthalb Jahren die Käserei Schüpbach in ein Wohnhaus umgewandelt, das mit überraschenden Details wie die Nischen mit der alten Mauer (oben) überrascht. / Bild: zvg
Serie «Wohnlich»: Christian Oberli hat die Käserei in Schüpbach samt Inventar gekauft, ausgeräumt und sechs Wohnungen eingebaut. Nun sind die Mieter eingezogen.

«Hier war der beheizbare Käsekeller», erklärt Christian Oberli, als er im Erdgeschoss die Glastüre öffnet. Tritt man ein, steht man in einer modernen und überraschend geräumigen Studiowohnung, in die bereits ein junger Mann eingezogen ist. Die Aufteilung ist simpel: Im Eingangsbereich befindet sich die Küche samt Waschmaschine, rechts daneben die abgetrennte Toilette mit Dusche und dahinter der Wohn- und Schlafbereich. «Wir wollen mehr Licht ins Innere bringen. Deshalb haben wir ein breiteres Fenster eingebaut und eine Tür mit viel Glas gewählt», erklärt Oberli. Obwohl klare Pläne für den Umbau bestanden haben, seien ihm viele Ideen erst während der Arbeiten eingefallen. Das Resultat eines solchen spontanen Entscheids ist nun auch in der Studiowohnung zu sehen: die beiden Nischen in der Wand, welche den Blick auf die dahinter liegende, originale Mauer gewähren. 


Riesige Keller 

Während sich die Mauer in den schmucken Nischen roh präsentiert, hatten Oberli und seine Mitarbeiter viel zu tun mit dem Reinigen und Verputzen der anderen Mauern. Wie für eine Käserei üblich, ist das gesamte Gebäude unterkellert, um den Käse lagern zu können. «Das Salzwasser, mit dem die Laibe eingerieben wurden, hat auch den Verputz angegriffen», erklärt Christian Oberli und fügt an, dass beim Kauf im Jahr 2017 noch sämtliche Käsegestelle und die weiteren Einrichtungen in den Räumen gestanden haben. «Um den bröckelnden Verputz zu entfernen und den typischen Käsekeller-Geruch rauszubringen, haben wir während Wochen mit einem speziell starken Hochdruckreiniger Quadratmeter um Quadratmeter gereinigt. Das war eine Riesenbüez.» Heute strahlen die Wände in hellem Weiss und der Käseschmieregeruch ist Geschichte. 

Für die insgesamt sechs Wohnungen, welche in der einstigen Käserei entstanden sind, braucht es Keller. Aber nicht so viele. «Wir haben zwei Keller vermietet», gibt Oberli die Antwort. «Sie eignen sich sehr gut als Lager oder Hobbyraum.» Ein Keller dient heute noch Christian Oberli als Abstellraum für Werkzeug und Baumaterial. «Ganz alles ist noch nicht fertig. Aber es sind nur noch kleine Sachen», bilanziert er. Im Treppenhaus steht eine Jalousie, bei der der gelernte Landmaschinenmechaniker ein Scharnier neu anschweissen muss, auf einer Laube fehlt noch das Drahtseil, mit dem das Geländer dann die nötige Höhe haben wird. «Aber das schaffen wir schon noch.» 


Oft selbst Hand angelegt 

Wenn man mit Christian Oberli, welcher einst Landmaschinenmechaniker gelernt hat, die einstige Käserei besichtigt, wird einem bei jedem Schritt klar, dass er und seine motivierten Mitarbeiter vieles selbst gebaut haben. Mit den Bauarbeiten hätten sie im Februar 2020 begonnen, nachdem die Baubewilligung eingetroffen war. Zuvor hatten sie lediglich im Innern aufgeräumt. Abgesehen von einem verlängerten Wochenende habe er keine Ferien gemacht – dafür knapp 3700 Arbeitsstunden geleistet, hat Oberli ausgerechnet. Er war immer an vorderster Front dabei und weiss deshalb über jedes Detail Bescheid: Über komplizierte Durchbrüche für die Steigleitungen von Wasser, Heizung und Elektro; über die angepasste Konstruktion des Dachstuhls um mehr Raum für die Wohnungen zu schaffen, und er hat auch beim Farbkonzept für die Aussenhülle mitgewirkt. Die Jalousien haben ein eher warmes Grün erhalten. Die Schalung der Ründi oder die Laubengeländer sind in einem hellen Braun gehalten und tragende Elemente in einem Rotbraun. Mit dieser Farbe bepinselt wurden beispielsweise die schmucken Pfosten, welche auf dem Laubengeländer an der Längsseite des Hauses die Dachkon-
struktion tragen. «Die hat ein Kollege von mir mit der Bandsäge hergestellt. Pro Tag schaffte er einen Balken», weiss der Bauherr dazu zu berichten. Dass diese Pfosten wieder genau so gefertigt werden müssen, war eine Auflage der kantonalen Denkmalpflege. «Gliederung der längsseitigen Lauben mittels Stichbogen und bombierten Stüden», ist im Inventar der Denkmalpflege zu lesen. Bei der 1931 erstellten Käserei handelt es sich nicht um einen reinen Zweckbau. Das zeigt sich nicht nur daran, dass die kantonale Denkmalpflege schreibt: «Herausragender, aus der zweiten Blüte des Heimatstils stammender Bau mit entsprechender Instrumentierung.» 


Bekannter Architekt

Die Qualität des Baus zeigt sich auch daran, dass die Käsereigenossenschaft den renommierten Architekten Ernst Mühlemann aus Langnau beauftragte, wie aus dem Bauabrechnungen hervorgeht. Mühlemann entwarf auch den Bahnhof Langnau, das Schulhaus Lützelflüh oder die Kupferschmiede Langnau. «Die Käsereigenossenschaft wollte klar machen, dass es sich nicht um einen x-beliebigen Bau handelt», ist auch der jetzige Besitzer der Meinung. Er hat einige Gerätschaften, die er unter anderem auf dem Dachboden entdeckte, nicht weggeschmissen, sondern in einem Kellerraum verstaut. Von 1931 bis 2017 diente die Käserei ihrem Zweck, ehe sich die Milchbauern mit einer anderen Käserei zusammenschlossen und ihre Milch seither nach Ilfis liefern. «Ich fand das Gebäude von seiner Architektur her interessant und sah auch gleich, dass sich dieses gut zu Wohnungen umnutzen lässt», blickt Christian Oberli zurück. Es ist nicht Oberlis erstes Umbauprojekt, «aber das klar grösste», fügt er an. Die eher schlicht wirkende Käserei verfügt über ein Volumen von rund 3600 Kubikmeter. Obwohl nicht wenig Unvorhergesehenes zum Vorschein kam, ist Christian Oberli zufrieden mit dem Resultat. «Es sind schöne Wohnungen entstanden.» Der Meinung sind auch die ersten Bewohner, welche bereits eingezogen sind. 

30.09.2021 :: Bruno Zürcher (zue)