Das Modular-Festival: Hämmernder Sound, friedliche Stimmung

Das Modular-Festival: Hämmernder Sound, friedliche Stimmung
Der grosse Dancefloor bei Nacht: Das Publikum kam aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland. /mysticalpics.ch / Bild: zvg
Langnau: Beim Hof Brügglen ging das Modular-Festival über die Bühne. 50 DJs sorgten bei den knapp 2000 Besucherinnen und Besuchern mit Techno, Dance und House für Stimmung.

Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, wo im Corona-Sommer die Camper in idyllischer Landschaft den Sonnenuntergang genossen – da ging am Wochenende die Post ab. Dort, auf dem Hof Brügglen oberhalb von Langnau, sorgte von Freitag bis Montag das Modular-Festival für Hochbetrieb. Kubikmeter grosse Basskübel hämmerten die Rhythmen übers Gelände, dergestalt, dass den eingangs erwähnten Waldbewohnern wohl Hören und Sehen verging.

Erstmals erhielten hier im Emmental über 50 nationale und internationale DJs eine Bühne für elektronische Musik. Das sechs Hektaren grosse Open-Air-Festivalgelände bot zudem Raum für diverse Shops, Verpflegungsstände und zwei grosse Bars.


Mit offenen Armen empfangen

Den Weg auf Brügglen fand das Festival dank Corona. Während Michelle Leemann und ihr Lebenspartner Robert Bucher, zwei DJs, üblicherweise mit dem Camper von Konzert zu Konzert touren, suchten sie im Corona-Sommer Ruhe und Erholung. Diese fanden sie auf einem Stellplatz von Susanne Wyss und Boris Liechti auf dem Bauernhof auf Brügglen. Da hätten sie einfach mal gefragt, wies die Bauersleute so mit einem Festival auf ihrem Gelände hätten. 

Wyss und Liechti waren Feuer und Flamme. Sie seien, so Wyss, aus Prinzip offen für Neues. Nur mit einer solchen Haltung eröffneten sich den Landwirten neue Chancen und Perspektiven. Und der Zusatzaufwand sei für sie verkraftbar gewesen – sie betrieben während des Festivals einen Verpflegungsstand. Ihre grösste Herausforderung war, in diesem Hudelsommer das Gras rechtzeitig ins Trockene zu bringen, sodass der Aufbau termingerecht beginnen konnte.


Zuerst feierten die Einheimischen

Das Zielpublikum waren laut Michelle Leemann junge Freigeister und Hippies, die das Leben in freier Natur geniessen. Eine reibungslose Durchführung sei hingegen nur dank professioneller Organisation möglich gewesen – angefangen vom Einholen der ersten Bewilligungen Anfang Jahr, dem regelmässigen Austausch mit den Behörden hin zum Rückbau bis zwei Wochen nach Festivalende.

Das Emmental habe die coolsten Bauern, findet Michelle Leemann. Unterstützung und Hilfsbereitschaft seien gross gewesen, auch die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern. Viel wurde aus der Region bezogen. Beispielhaft dafür stand das Bier-Luftseilbähnli für die Versorgung der Haupttribüne mit Tranksame; eine imposante Holzkonstruktion eines einheimischen Unternehmens.

Zum Aufwärmen gabs am Donnerstag vorab ein Hoffest. Bei dieser Gelegenheit konnten sich Leemann und Co. bei den Anwohner- und Einwohnerinnen vorstellen und gaben einen Einblick in das Festivalleben. Und weil Technosound nicht jedermanns Geschmack ist, gabs ein gemütliches Beisammensein bei Volksmusik, Pizza sowie Grillwürsten vom Hof.


Bühne frei

Am nächsten Tag übernahmen dann andere Protagonisten das Zepter. Aus allen Ecken der Schweiz kamen die Technofans, und richteten sich mit Camper und Zelt wohnlich ein. Bei anfangs noch kühlen Temperaturen füllten sie bereits nachmittags die beiden Dancefloors und verbreiteten bei stark hämmerndem Sound eine gleichwohl friedliche Stimmung. Nach der Aufwärmrunde vom Freitag wurde in den folgenden beiden Tagen und Nächten bei sphärischen Klängen durchgefeiert. Am Montag um 12 Uhr war dann Schluss – und die Besucher räumten das Festivalgelände, ohne Abfall liegen zu lassen. Die Veranstalter ziehen eine positive Bilanz.

Nach dem Rückbau wird das Areal noch mit Metalldetektoren nach vergessenen Heringen abgesucht. Dann stehen die Matten wieder für Vieh und Campinggäste bereit. Aber gut möglich, dass sie nächstes Jahr für eine Neuauflage Platz machen müssen; das jedenfalls lassen die Aussagen der Organisatoren und Bauersleute vermuten.

16.09.2021 :: Daniel Schweizer (sdl)