Geniale Stimmung, aber wenig Gäste

Geniale Stimmung, aber wenig Gäste
Am Paragraph-K-Festival auf dem Viehmarktplatz in Langnau begeisterte unter andern Nickless das Publikum. / Dino Steinmann / Bild: zvg
Langnau: «Für mehr Kultur im Emmental», hat sich der Verein Paragraph-K gross auf die Fahne geschrieben. Am Wochenende bereicherte er den Langnauer Kultursommer mit einem Festival.

Vermutlich die letzte Gelegenheit in diesem Jahr die feine Sommergarderobe auszuführen nutzen am vergangenen Wochenende mehrere hundert Musikfans beim Paragraph-K-Festival auf dem Viehmarktplatz. Nach einjähriger coronabedingter Stille brachte der Verein um Präsidentin Rose Hofer exquisite, lautstarke Musik nach Langnau, damit Menschen jeden Alters mal wieder unbeschwerte Stunden geniessen durften. Nebst Ticket mussten die Festivalgäste eine Voraussetzung erfüllen, um dabei sein zu können: Ein Zertifikat und einen gültigen Ausweis am Eingang zeigen. 

Am Freitag wurden Flo Bauer, Klischée und Pablo Nouvelle aufgeboten. Caroline Alves macht mit ihrem eindringlichen Elektro-Soul am Samstag den Anfang. Rund 250 Personen plus einer Schar von Kindern unter 12 Jahren wurden bis zirka 20 Uhr gezählt. Letztere brauchten weder Ticket noch Zertifikat. 

Nickless machte Spass

Mit welch feinem Händchen der Verein Paragraph-K die Festival Künstler ausgesucht hatten, wurde schon allein bei Nickless deutlich. Der junge Multi-Instrumentalist und Sänger hat im 2015 erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Damals landete der heute 25-Jährige mit «Waiting» einen Hit. 2016 gewann Nickless, der eigentlich Nicola Kneringer heisst, den Swiss Music Award in der Kategorie «Best Hit National». Der Sänger überzeugte mit groovigem Gitarrenpop, der mit Einflüssen aus Disco, Funk und Elektro gespickt ist. Ihn auf der Festivalbühne zu erleben, machte einfach Spass. Denn seine tanzbaren Songs, seine positive Ausstrahlung und seine launige Moderation machten Lust auf mehr. Das Publikum entliess ihn erst nach mehreren Zugaben. 

Nach 20.00 Uhr kam ein weiterer Schwung Gäste auf den Platz, die vor allem für die Show von Tommy, Dez & Manillio von der Rap-Formation Eldorado FM kamen. Die Musiker fanden sofort einen Draht zum Publikum, die Stimmung steigerte sich nochmals immens und verdiente das Prädikat «der Bär steppt». Tommy Vercetti schmiss sich sogar in die Menge zum Stagediving.

Erheblicher Verlust

Till Brand vom Paragraph-K bedauert, dass nicht mehr Leute gekommen sind: «Wir hatten abends gut 320 Leute auf dem Platz, aber eine Bewilligung für 800 Personen.» Er vermutet, dass die Konkurrenz einfach zu gross war, denn zeitgleich seien andere Festivals wie das Seaside oder das Energy Air gelaufen. Als weiteren Grund für das Ausbleiben von Festivalgästen nennt Brand die Zertifikatspflicht. «Vereinzelt gab es Diskussionen am Eingang», erzählt er. 120 Personen hätten das eigens aufgebaute Testzentrum genutzt. Das Festival auf dem Viehmarktplatz sei eine einmalige Sache für sie gewesen, sagt Till Brand weiter. Die Corona-Beschränkungen treffen den Verein hart. Es mache keinen Sinn eine solche Riesensache aufzuziehen, um dann um 22.00 Uhr das letzte Bier auszuschenken, erklärt Brand:  «Wir rechnen mit einem Verlust von über 30´000 Franken».

09.09.2021 :: Christina Burghagen (cbs)