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Wunder gescheh´n

Kürzlich ist mir zufällig dieses Lied begegnet. Von Nena. «Wunder gescheh´n, ich hab´s geseh´n», singt sie. Stimmt, denke ich. Zumindest im ersten Augenblick. Doch dann komme ich ins Studieren. Ist das so? Geschehen Wunder? Hier? Und heute? 

So klar, wie Nena das singt, könnte ich das nicht sagen. Ich habe noch nie ein Wunder gesehen. Auf jeden Fall kein typisches. Vor mir ist noch nie jemand über das Wasser gelaufen. Mein Essen hat sich noch nie vermehrt. Und ist auch noch nie vom Himmel gefallen. 

Gott tut heute noch Wunder. Davon bin ich überzeugt. Ich war einfach noch nie dabei. Aber einmal so ein Wunder miterleben, das wäre schon toll, oder? Gottes Kraft richtig erleben. Sie sehen, mit eigenen Augen. Das wünsche ich mir manchmal. 

Doch warum suchen wir Wunder? Ich denke, wir suchen sie zur Stärkung unseres Glaubens. Zur Bezeugung, dass es Gott wirklich gibt. Ein Beweis. Das ist es, was wir uns damit wünschen. 

Aber Gott braucht sich nicht zu beweisen. Und wenn ich mir das so überlege, brauche ich diese Bestätigung auch nicht. Denn ich habe sie schon längst. Jedes Mal, wenn ich die Augen öffne und Schönheit sehe. Bei jedem Gedanken, zu dem mein Gehirn fähig ist. Bei jedem Gefühl, das ich empfinden kann. In der Vollkommenheit der natürlichen Abläufe. Und vor allem in der Liebe. Der zwischenmenschlichen. Und der vollkommenen göttlichen. Und die erlebe ich tatsächlich jeden Tag. 

Nena hat Recht, wenn sie singt: «Wunder gescheh´n, ich hab´s geseh´n. Es gibt so vieles, was wir nicht versteh´n.» Oder mit den Worten des Autors Eran Kroband ausgedrückt (aus einem seiner Romane): «In Wahrheit laufen uns Wunder jeden Tag über den Weg. Sie springen vor uns auf und ab, winken wild, klatschen direkt neben unseren Ohren in die Hände. Sehen wir sie?»

09.09.2021 :: Nathalie Stucki