Die Verwaltung auslagern – vorläufig

Die Verwaltung auslagern – vorläufig
«Wenn wir einer Nachbargemeinde ein Problem lösen können, müssen wir helfen», sagt Fritz Kohler. Roland Ryser (rechts) freuts. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Affoltern: Für vorläufig drei Monate lagert die Gemeinde Affoltern ihre Verwaltung an Sumiswald aus. Dann will der Gemeinderat entscheiden, wie es weitergehen soll.

Die Verwaltung sorgt in Affoltern schon wieder für Gesprächsstoff. In der Bevölkerung ist bereits durchgesickert, dass der Gemeinderat beabsichtigt, die Verwaltung temporär an die Gemeindeverwaltung von Sumiswald auszulagern. «Ich wurde bereits gefragt: Ist das für immer? Oder strebt der Gemeinderat gar eine Fusion mit Sumiswald an?», berichtete Affolterns Gemeindepräsident Roland Ryser an der Pressekonferenz vom Dienstag. «Eine Fusion ist für den Gemeinderat kein Thema», hielt Ryser fest, der von den weiteren vier Mitgliedern des Gemeinderats flankiert wurde. 


Wieder geht der Gemeindeschreiber 

Während eine Fusion also kein Thema ist, hat der Gemeinderat bestimmt, dass die Verwaltung von Affoltern temporär an jene von Sumiswald ausgelagert wird. Einer der Gründe ist, dass wieder mal der Gemeindeschreiber gekündigt hat – wie dies in letzter Zeit schon mehrfach der Fall war. Hinzu kommt, dass auch andere Verwaltungsangestellte  gehen; sogar der Lehrling – dessen Ausbildung noch läuft – habe sich eine andere Stelle gesucht, erklärte Ryser auf Nachfrage. Ob die Kündigungswelle mit dem abtretenden Gemeindeschreiber in Zusammenhang stehe, beantwortete der Gemeindepräsident  mit: «Das ist möglich.»  

Die Situation sei nun so, dass noch eine Verwaltungsangestellte bleiben werde, sagte Roland Ryser weiter. Diese wird aber nicht einsam und verlassen in den Räumen der Verwaltung arbeiten. «Per 1. November wird eine neue Verwaltungsangestellte beginnen.» Weiter sei mit der Gemeindeverwaltung Sumiswald vereinbart worden, dass stets Angestellte in den Räumen der Gemeindeverwaltung Affoltern arbeiten würden. «An zwei Tagen werden auch der Sumiswalder Verwaltungsleiter, Martin Affolter, oder dessen Stellvertreter, Jahn Flückiger, in Affoltern für die Anliegen der Bevölkerung da sein», führte Roland Ryser aus. Generell werde die Gemeindeverwaltung jeweils vormittags geöffnet sein. Zumindest für Martin Affolter wird der Einsatz in Affoltern quasi eine Rückkehr sein; amtete er doch vom 1. April 2013 bis Ende April 2015 als Gemeindeschreiber von Affoltern, ehe er nach Sumiswald wechselte.

 

AHV-Zweigstelle nach Rüegsau

Nebst der Abteilung Präsidiales wird auch die Bauverwaltung nach Sumiswald ausgelagert. Die AHV-Zweigstelle indes wird von der Gemeindeverwaltung Rüegsau betreut und die Finanzen durch ein externes, privatwirtschaftliches Büro. Warum arbeitet man nicht nur mit der Gemeindeverwaltung Sumiswald zusammen? «Für die beiden Bereiche wurden bereits vorgängig diese Lösungen aufgegleist», begründet Roland Ryser. «Insgesamt sind wir überzeugt, dass wir so eine gute Lösung haben.» 

«In drei Monaten schauen wir dann, was Sache ist», blickte Roland Ryser voraus. Der Gemeinderat strebe eine zukunftsorientierte Lösung an. Wie diese aussehen wird, sei heute noch völlig offen. 


«Wir bieten das an»

Dass die Anfrage von Affoltern in Sumiswald auf offene Ohren gestossen ist, kommt nicht von ungefähr. Die dortige Gemeindeverwaltung hat schon verschiedentlich andere Verwaltungen unterstützt. Aktuell werden in Sumiswald etwa die Finanzen von Dürrenroth verwaltet. Gespräche würden weiter mit der Gemeinde Trachselwald geführt, berichtete Fritz Kohler, Gemeindepräsident von Sumiswald. «Wir bieten seit 2019 diese Dienstleistung an.» Es sei aber nicht so, dass die Verwaltung der Gemeinde Sumiswald Überkapazitäten aufweise und das Personal Däumchen drehe. «Für einige Monate kann man sich aber organisieren. Für längerfristige Aufgabe müsste man weiteres Personal einstellen.»

Wie Kohler weiter ausführte, wolle die Gemeinde Sumiswald mit dieser Dienstleistung auch das Mittlere Emmental stärken. «Wenn wir einer Nachbargemeinde ein Problem lösen können, müssen wir helfen.» In der Vergangenheit seien viele Bereiche der Verwaltung zentralisiert worden, etwa in Langnau oder Burgdorf. «Damit verlieren die Gemeinden dazwischen auch immer etwas an Gewicht, hier wollen wir Gegensteuer geben.»

26.08.2021 :: Bruno Zürcher (zue)