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Anzünder

In den meisten Fällen verbinde ich die Begriffe «Anzünder» oder «etwas anzünden» mit einem positiven, manchmal auch romantischen Gedanken. So nutzen wir Anzünder für den Kamin oder Grill. Die Zündkerzen lassen den Funken bei unseren Autos überspringen. Das Streichholz ist für den Kerzenschein zuständig, der uns in dunklen Stunden eine behagliche Atmosphäre beschert. Wer kennt da noch Streichhölzer auf dem stillen Örtchen? Selbst da tun sie ja was
Gutes. Aber die Erwähnung vom stillen Ort verweist auf das andere «anzünden». Da stinkt es jenem Menschen, der vom Gegenüber verspottet wird. Unter Umständen endet es in einer weniger heimeligen Atmosphäre, wenn nämlich die Funken sprühen und ein Disput ähnlich eines Flächenbrandes entsteht. Mich «zünden» manchmal auch Medien an. Da hadere ich mit deren Berichterstattung. Die Unwetterkatastrophen in Deutschland werden zum Wahlthema und man schaut genau hin. Da grinst man sicher nicht zum falschen Zeitpunkt. Und wer um Himmels Willen legt die Reihenfolge der Themen fest? Letztens hörte ich von drei schwerreichen Amerikanern, die sich ein Wettrennen liefern, wer zuerst den Tourismus im Weltraum anbieten kann. In Zeiten von Corona ist das noch ein lohnendes Ziel, denn sich Näherkommen ist dank Schutzanzug samt Helm zwecklos. Allerdings steht das Unternehmen in einer nicht wiedergutzumachenden Diskrepanz zum Folgethema, den Zahlen der OECD. Die neuste Statistik besagt, jede Minute sterben elf Menschen an Hunger. Mal ehrlich, da platzt mir persönlich der Kragen. Milliarde um Milliarde stecken drei Amis in den Weltraumtourismus und andernorts verhungern Menschen. Das ist mehr als nur eine verkehrte Welt. Als Volltreffer erweist sich dann die weitere Berichterstattung: Wir schaffen es nicht wie geplant, bis zum Jahr 2030 den Hunger aus der Welt zu schaffen, aber wir schaffen es, bis ins Jahr 2030 die Klimaerwärmung zu puschen und allem Elend die Krone aufzusetzen. Hungersnot, massive Unwetter, Überschwemmungen und Hitzeperioden mit Feuersbrünsten werden den Menschen ziemlich stark herausfordern. Wie gut, dass es da noch «normale» Nachrichten gibt. Wenn sich etwa Fussballfans wieder einmal wegen nichts prügeln und sich völlig daneben benehmen oder wenn die Darstellerin an den Salzburger Festspielen kurze Haare und kleine Brüste hat, was nicht als Ideal von Weiblichkeit gilt. Das weiss jeder dank des Magazins mit dem Hasen. Aber Diskussionen führen auch zu Siegen. Wir dürfen den Mohrenkopf wieder in der Öffentlichkeit essen. 

19.08.2021 :: Martina Jud