Obwohl das einjährige Berufkraut heuer bereits einmal ausgerissen wurde, haben die Freiwilligen wieder viel zu tun. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Schüpbach: Bereits zum zweiten Mal organisierte die SP Signau-Schüpbach diesen Sommer einen Neophytentag. Mit viel Engagement widmeten sich Freiwillige der Bekämpfung von nicht inheimischen Pflanzen.
Zugegeben, wenn er sich in voller Blütenpracht präsentiert und Sommervögel sich an seinem Nektar laben, dann ist er eine wahre Augenweide. Aber auch der Schmetterlingsflieder ist ein botanischer Neubürger, ein invasiver Neophyt, der sich bei uns auf Kosten einheimischer Arten ausbreitet.
Die Sozialdemokratische Partei Signau-Schüpbach will da Gegensteuer geben. Eine erste Aktion von Mitte Juni rief 30 Freiwillige auf den Plan, die anpackten und einen Beitrag zur Bekämpfung der Neophyten leisteten.
Engagement trotz Hitze
Heute begrüsst Organisatorin Katrin Hofer trotz ungewohnter Hitze immerhin noch 15 Engagierte. Mit von der Partie sind auch die beiden Signauer Gemeinderäte Hans Neuenschwander und Iwan Raschle. Im Fokus stehen heute das einjährige sowie das kanadische Berufkraut, der japanische Knöterich, das drüsige Springkraut und die Goldrute. Der Signauer Neophyten-Spezialist Christian Engel von der Abteilung Naturförderung beim Kanton Bern, präsentiert jede Pflanze und erklärt im Detail, worauf bei deren Entfernen jeweils besonders geachtet werden muss.
Auch für ihn beginne der Kampf im Kleinen, im Alltag – so soll man auch auf dem Sonntagsspaziergang die Augen offenhalten und die unerwünschten Pflanzen ausreissen, in einem Robidog-Sack entsorgen oder nur die Blüten entsorgen und den Rest der Pflanze irgendwo aufhängen, wo sie dann verdorrten. Wichtig sei zudem die Sensibilisierung im Verwandten- und Bekanntenkreis, selbst wenn da häufig anfängliche Widerstände überwunden oder fehlendes Wissen kompensiert werden müssten.
Eine Sisyphusarbeit
Dann gehts gruppenweise ab zu den gleichen Standorten wie beim ersten Aktionstag. Die Gruppe «Knöterich» schwingt sich auf den Pickup und fährt los Richtung Bachtele unterhalb von Häleschwand. Mit dabei sind auch Raschle und Neuenschwander. Vor Ort teilt sich die Gruppe auf. Während Raschle zusammen mit Wegmeister Hanspeter Wüthrich dem Knöterich an den Kragen geht, steigen Neuenschwander, Schwellenmeister Martin Rindisbacher und ein weiterer Freiwilliger ins Bachbett und entfernen die langen Stauden des violett blühenden Springkrauts. Auch hier gilt wie immer: Die Wurzeln müssen vollständig entfernt werden.
Währenddessen mühen sich Raschle und Wüthrich mit einer Hacke erneut mit dem Knöterich ab. Sie hätten bei der Aktion vor zwei Monaten an dieser Stelle alles geräumt, erklären sie. Gleichwohl taucht der Neophyt wieder auf. Vielleicht sei das eine Sisyphus-Arbeit, aber man müsse sie einfach machen, meint Raschle lakonisch. Inzwischen hat der Bauer, sichtlich dankbar für diese Freiwilligenarbeit, die Gruppe mit Getränken versorgt – eine höchst willkommene und schöne Geste.
Der Berner Unkrautzieher
Unterdessen kämpfen sich Katrin Hofer und ihre Helferinnen bei der Kirche Signau durch das erneut blühende einjährige Berufkraut. Auf der abschüssigen Wiese entfernen sie mit dem speziell dafür entwickelten Berner Unkrautzieher diesen Neophyten, der sich aktuell stark ausbreitet. Mit dabei ist auch Katrin Sommer aus Signau, die diese Aktionstage zusammen mit Hofer auf die Beine gestellt hat. Sie beobachte schon seit längerer Zeit die zunehmende Ausbreitung des Berufkrauts; gleichzeitig sei sie immer wieder erstaunt ob der Unkenntnis in der Bevölkerung zu diesem Thema. Triftige Gründe für sie, sich hier zu engagieren.
Nach zweieinhalb Stunden treffen die Gruppen beim Werkhof ein und entladen die in Abfallsäcken abgefüllten Wurzeln, Kräuter und Stauden in einem eigens dafür von der Gemeinde bereitgestellten Container. Verschwitzt, verschmutzt und teilweise auch leicht abgekämpft, sitzen alle nochmals zusammen und bekämpfen nun statt Neophyten ihren Durst.
Wie geht der Kampf weiter?
Rückblickend zeigt sich Katrin Hofer zufrieden mit den beiden Aktionstagen. Ihre anfängliche Befürchtung, ein von der SP organisierter Anlass komme nicht überall an, habe sich nicht bestätigt. Die Gruppen seien in jeder Beziehung bunt gemischt gewesen. Und ja, diese Aktion soll wenn immer möglich auch nächstes Jahr wieder durchgeführt werden – man müsse bei dieser Problematik ganz einfach dran bleiben. Sie könne sich auch gut vorstellen, dass künftig die Organisation dieses Anlasses von der Gemeinde übernommen würde.
Aber auch Hofer ist realistisch genug einzusehen, dass sich allein mit diesen beiden Aktionstagen nur ein kleiner Teil des Problems bewältigen lasse. Wichtig sei die damit verbundene verstärkte Sensibilisierung für das Thema, sodass das Wissen sukzessiv weitere Kreise ziehen könne.