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Jo was äch!

«Die blödi Tschättere» denkt Berthi, während sie toube vom Besuch bei Rösi nach Hause marschiert! Dabei hatte sie sich auf ihr gemütliches Zusammensein gefreut! In Gedanken geht sie das Gespräch nochmals durch, denn ihren Ärger erstaunt sie selber. Sie hatte Rösi nur erzählt, dass sie heute früh einen Dachs im Garten erblickte, ein Riesenvieh, aber statt zu staunen, meinte Rösi nur: « Jo was äch, dere gitts do ned!» Jo was äch, das war das Stichwort, das sie wütend gemacht hat, dieser Ausdruck hat sie sehr getroffen. So oft ihm Leben hat sie das zu hören bekommen, schon als Kind. Noch gut erinnert Berthi sich an die mühselige Prozedur beim Haarewaschen, wenn die Mutter ihr die Haare gespült hat. Auf ihren Einwand, es sei zu heiss, bekam sie nur ein « Jo was äch!» zu hören und es wurde weiter gewaschen. Es folgten noch viele «Was-ächs» in ihrem Leben, in der Stelle, vom Mann und manchmal jetzt auch von den Kindern.

Jo was äch! Das heisst doch: Du liegst falsch! Du spürst falsch! Du arbeitest falsch! Du denkst falsch! Du siehst falsch! Du bist quasi einfach dumm und nicht ernst zu nehmen. Das hat sie jeweils verletzt, ein Gefühl der Ohnmacht ausgelöst, auch heute noch.

Gedankenverloren tritt sie in ihre Wohnung. Da fällt ihr Blick auf einen vergessenen, alten Kalenderzettel, der am Spiegel klebt: «Der Herr, dein Gott, voller Freude frohlockt er über dich, mit Begeisterung jubelt er über dich. Zefanja 3,17». 

Nachdenklich bleibt sie stehen. Gott nimmt mich ernst! Eigentlich ist es doch das, was zählt! Wieso höre ich mehr auf die Stimmen, die mich fertig machen, als auf die, die es gut meinen und viele Wunden heilen könnten?

Wahrscheinlich ticken wir Menschen einfach so und es braucht immer wieder einen bewussten Entscheid, welcher Stimme wir Raum geben. Was uns gesagt wird, das können wir nicht ändern, wie wir damit umgehen aber schon.

Berthi jedenfalls beschliesst, künftig diesen Worten mehr Raum zu geben als allen «Was-ächs» und freut sich schon auf den nächsten Besuch bei Rösi.

29.07.2021 :: Jasmin Steffen