Schulschliessung vorerst abgewendet

Schulschliessung vorerst abgewendet
Das Schulhaus in Schlosswil wird nun noch länger als solches genutzt. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Schlosswil: Der Gemeinderat verzichtet darauf, den Schulstandort Schlosswil gestaffelt zu schliessen - jedenfalls vorläufig. Die Petitionäre werten dies als Teilerfolg.

Letzten Dezember informierte der Gemeinderat, dass ab August 2022 die Kindergartenklasse sowie die 1. und 2. Klasse und ein Jahr später die 3. bis 6. Klasse nicht mehr in Schlosswil, sondern in Grosshöchstetten unterrichtet werden sollen. Begründet wurde dieser Entscheid mit sinkenden Schülerzahlen in beiden Ortsteilen. Es hätte das Aus für den Schulstandort Schlosswil bedeutet; die Oberstufe befindet sich bereits in Grosshöchstetten. Sofort regte sich Widerstand und das Komitee «Pro Schule Schlosswil» wurde ins Leben gerufen. Ende Februar überreichte die Gruppe dem Gemeinderat eine Petition. Er wurde aufgefordert, sich mit den Petitionären an einen Tisch zu setzen, um über Lösungen für den Erhalt des Schulstandortes zu diskutieren.


2022 geht der Kindergarten zu

Dreimal hätten sie sich mit Vertreterinnen und Vertretern des Ortsteils Schlosswil getroffen, sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer auf Anfrage. Das Ergebnis: Der Gemeinderat ist auf seinen Entscheid der Schulschliessung zurückgekommen. «Im Schuljahr 2022 wird nur der Kindergarten nach Grosshöchstetten verlegt, da diese Klasse von der Bildungsdirektion nicht mehr bewilligt wird», erklärt Hofer. Dies wegen zu wenig Kinder. Die 1./2. Klasse bleibe dagegen vorerst in Schlosswil. Vom Tisch sei die Basisstufe. Diese werde von der Bildungsdirektion nicht bewilligt – die Klasse wäre zu gross geworden. 

Zum Strategieentscheid des Gemeinderats, die Schulen zusammenzulegen, könne sie nach wie vor stehen. Nicht gut gelaufen sei dagegen die Kommunikation, gibt Christine Hofer zu. «Da bin ich selbstkritisch und mag auch nicht die Corona-Situation als Entschuldigung vorschieben. Wir hätten unbedingt eine Informationsveranstaltung durchführen und die Leute ins Boot holen müssen.» Eine Schulschliessung sei eine emotionale Angelegenheit, stelle die Schule doch auch ein Treffpunkt für ein Dorf dar. «Ein Schulfest ist immer auch ein Dorffest.» Die offene Zukunft des Schulgebäudes habe zusätzlich für Unsicherheit gesorgt. «Der Gemeinderat, einschliesslich der Vertreterin und des Vertreters des Ortsteils Schlosswil, hat die Reaktionen auf den Schliessungsentscheid unterschätzt», so das Fazit von Hofer.


Damoklesschwert bleibt hängen

«Mit unserem Entscheid machen wir nun einen Schritt auf die Petitionäre zu», so Hofer. «Das verschafft uns Zeit, die weitere Entwicklung der Schülerzahlen abzuwarten.» Es sei ja nicht ausgeschlossen, dass noch Familien zuziehen würden. Darauf verlassen könne man sich jedoch nicht. «Das Damoklesschwert der Schulschliessung hängt also weiterhin über uns», meint die Gemeindepräsidentin. Die Klassenorganisation werde zu gegebener Zeit neu beurteilt.

 

«Wir bleiben dran»

Simon Grünig von der Kerngruppe «Pro Schule Schlosswil» zeigt sich zufrieden mit dem Resultat des Runden Tischs – jedenfalls im Moment. «Wir konnten einen Teilerfolg erzielen, für zwei, drei Jahre herrscht nun wohl Ruhe.» Er lobt die Kompromissbereitschaft des Gemeinderats. Die Gespräche seien sachlich geführt worden und man habe das Anliegen gespürt, die Schlosswiler Bevölkerung ins Boot zu holen. Ein Wermutstropfen sei die Auslagerung des Kindergartens ab 2022, doch gebe es keine andere Lösung. «Wenn es wieder mehr Kinder gibt, muss dies aber rückgängig gemacht werden», betont Grünig. Überhaupt will die Kerngruppe «dran bleiben», denn dass der Schulstandort Schlosswil aus dem Schneider ist, glaubt er nicht. Grünig ist bezüglich der Entwicklung der Schülerzahlen aber nicht so pessimistisch wie der Gemeinderat. Dieser hat prognostiziert, dass im Jahr 2026 am Standort in Schlosswil gerade noch 36 Primarschülerinnen und -schüler unterrichtet werden. « Gut möglich, dass dieses Szenario dank Generationenwechsel und Neuzuzüger nicht eintreffen wird», so Simon Grünig.

08.07.2021 :: Silvia Wullschläger (sws)