Zig Motoren tuckerten

Zig Motoren tuckerten
Verschiedenste Gerätschaften konnten am Treffen in Bowil bestaunt werden. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Bowil: Vergangenen Samstag waren in Bowil verschiedenste Standmotoren sowie weitere alte Landmaschinen zu bestaunen. Das Treffen gewährte Einblick in längst vergangene Zeiten.

Die Freude war gross, dass endlich wieder ein Treffen organisiert werden konnte. Denn Corona machte auch der Berner Sektion der «Freunde alter Landmaschinen Schweiz» einen dicken Strich durch den Veranstaltungskalender. In normalen Zeiten werden jährlich mehrere Treffen organisiert. «Ich habe gepokert und habe den heutigen Anlass bereits vor einem Jahr ins Auge gefasst. Um sicher zu gehen, dass das Treffen mit den nötigen Corona-Schutzmassnahmen durchgeführt werden kann, war ich stets mit dem BAG in Kontakt», hält Peter Röthlisberger, Initiant des Treffens, fest. Sein Optimismus und sein Engagement wurden belohnt. Rund 50 Standmotorenbesitzer und 30 Traktorenhalter aus allen Ecken der Schweiz fuhren mit ihrem «Edelschrott» – wie die Mitglieder in der Umgangssprache ihre «Altertümer» bezeichnen – auf dem Areal der Familie Witschi auf. 


Mit viel Herzblut

Martin Gertsch aus Stechelberg wollte an dem Anlass auch etwas für Kinder bieten. Er konnte nach langem Suchen eine alte Pferdeschaukel erwerben. Diese erfreute einst im Tierpark Dählhölzli die Kinder. Nachdem sich die Farbe löste und für Kinder eine Verletzungsgefahr bestand, trennte sich der Tierpark vom Gerät. «Nach längerem Suchen konnte ich über einen Spielwarenhändler ein anderes Pferd erwerben», berichtet Gertsch. Mit fachlichem Geschick schliff er die Farbreste ab und gab dem Pferd ein neues Erscheinungsbild. Der ausgebildete Landmaschinenmechaniker baute das Gerät so um, dass dieses nun mit einer Zapfenwelle betrieben werden kann – und so für die Kenner der Standmotoren wie auch für die Jüngsten eine tolle Attraktion darstellt. 


Kostbare Altertümer

Die mit Benzin, Petrol oder Gas betriebenen, zum Teil über 100-jährigen Standmotoren verfügen über einen Flachriemenpulli-Antrieb. Sie wurden eingesetzt zum Betrieb von Sägereien, Wasserpumpen, Seilbahnen wie auch zur Produktion von Strom über Generatoren. Alte Steinbrechmaschinen dienten vor Jahren vielen Weggenossenschaften gleich vor Ort, die Strassen zu verbessern. Auch auf den Alpen waren viele dieser Geräte im Einsatz, um die Wege begehbar zu machen. «Heute kommt ein Lastwagen aus den kommerziellen Kies- und Betonwerken und bringt die Ware gleich tonnenweise», sagt Florian Röthlisberger, Besitzer einer alten Brechmaschine, die er in Röthenbach von einer Landmaschinenfirma erworben hat. 

Mike Stutz aus Sulz präsentiert seinen Petrol-Glührohrmotor SCM «Hammertyp». Dieser wurde in der Lokomotiven-Fabrik Winterthur 1895 gebaut. Die Käserei Biez-
wil hat den Motor 1887 erstanden. Jahrelang stand er als Zentrifuge und Rührwerk für die Käse- und Butter-Produktion im Einsatz. 


Sammlung von 200 Kettensägen

Einem ganz speziellen Steckenpferd hat sich Mathias Kohler aus Bad Ragaz verschrieben. Er sammelt alte Kettensägen. «In meinem Fundus befinden sich rund 200 Sägen sowie ein ganz spezieller 4-Takt-Motor», erklärt er. Mit diesem kleinen Gerät wurden früher Schleifmaschinen und, man staune, auch Nähmaschinen betrieben.

Nicht nur die «Oberämmitaler Ländlerfründe», die spontan zur Unterhaltung der Gäste ihr Können zum Besten gaben, auch die Freunde alter Landmaschinen freuen sich auf neue, künftige Taten. «Der ‹Chlousenhöck› wird dieses Jahr bestimmt wieder stattfinden und auch die Versammlung im Februar 2022 mit gutem Essen und guten Gesprächen wird bestimmt durchgeführt», sagt Marianne Guntern, Kassierin des Vereins, zuversichtlich. 

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01.07.2021 :: Pedro Neuenschwander (pnz)