Stefanie Strahm will als Präsidentin des Gewerkschaftsbunds Emmental einen Schwerpunkt bei der familienergänzenden Kinderbetreuung setzen. / Bild: zvg
Emmental: Stefanie Strahm ist neue Präsidentin des Gewerkschaftsbunds. Sie möchte die Arbeit der Gewerkschaften im Emmental bekannter machen – kein einfaches Unterfangen.
Die Anliegen der Gewerkschaften seien ihr schon immer am Herzen gelegen, sagt Stefanie Strahm aus Langnau. Seit einem Jahr hat das SP-Mitglied bereits im Vorstand des Gewerkschaftsbundes Emmental (GBE) mitgearbeitet, nun übernimmt sie das Präsidium von Ernst Rutschi (siehe Kasten). Im GBE sind fünf Einzelgewerkschaften zusammengeschlossen (siehe Textende) mit insgesamt 3100 Mitgliedern (2019).
Der GBE trage die Anliegen der einzelnen Gewerkschaften zusammen und vertrete diese gegenüber dem Kantonalen Gewerkschaftsbund, erklärt Stefanie Strahm. Dabei gehe es um klassische Anliegen wie zum Beispiel Lohnschutz, Arbeitnehmerschutz, Altersvorsorge und Gleichstellung von Frauen und Männern. Besonders einsetzen möchte sich die 33-jährige Historikerin für die familienergänzende Kinderbetreuung. Dazu werde sie das Gespräch mit Firmen suchen. Diese könnten zum Beispiel eine eigene Kinderbetreuung anbieten oder ein externes Angebot unterstützen. «Ich möchte sie davon überzeugen, dass es auch in ihrem Interesse ist, wenn Beruf und Familie besser miteinander vereinbar sind.»
Hartes Pflaster für Gewerkschaften
Weiter hat sich die neue GBE-Präsidentin vorgenommen, die Arbeit und die Angebote der Gewerkschaften im Emmental bekannter zu machen. Ihr sei bewusst, dass dies nicht einfach werde in einer Region, wo der Wähleranteil der SVP sehr hoch sei und es linke Anliegen generell schwer hätten. Stefanie Strahm attestiert vielen Arbeitgeberinnen im Emmental, dass sie fair mit ihren Angestellten umgehen würden. Gerade in Familienbetrieben löse man Probleme oft im direkten Gespräch. «Trotzdem kann es Schwierigkeiten geben. Ist ein Arbeitnehmer dann auf sich allein gestellt, kann er seine Interessen kaum durchsetzen.» Oft bestünden auch Hemmungen, sich zu wehren oder Forderungen zu stellen, denn schliesslich kenne man einander gut, das Verhältnis sei familiär. «Bei einer Gewerkschaft können sich die Betroffenen über ihre Rechte informieren und sie erhalten individuelle Unterstützung», nennt sie einen Vorteil.
Probleme könnten sich verschärfen
Stefanie Strahm befürchtet, dass sich die Arbeitssituation im Emmental kurz- bis mittelfristig durch die Corona-Pandemie verschlechtern wird. Die Abwanderung von Firmen stelle sowieso schon ein Problem dar, das sich nun verschärfen könnte. Und auch hier gebe es Unternehmen, die den Profit über den Erhalt der Arbeitsplätze stellen würden. Sie nennt ein Beispiel: «Eine Firma verlor aufgrund der Pandemie Aufträge und entliess deshalb Angestellte. Die Aktionäre jedoch wurden weiterhin am Gewinn beteiligt, ihre Dividende wurde nicht gekürzt. Das ist stossend.» Sie wisse auch von Emmentaler Firmen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht so bezahlten und versicherten, wie sie dies verdient hätten. Als Beispiel nennt Strahm das Reinigungspersonal. «Arbeit für die Gewerkschaften gibt es also auch in unserer Region genug.»
Zum Gewerkschaftsbund Emmental gehören die Sektionen folgender Gewerkschaften: Unia (Industrie, Gewerbe, Bau und privater Dienstleistungsbereich), Syndicom (Kommunikation und Medien), SEV (öffentlicher Verkehr), VPOD (Verband des Personals öffentlicher Dienste), SSM (Mediengewerkschaft).