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Maskenball

Was gibt es Schöneres, als irgendwo in der Sonne zu sitzen, etwas Leckeres zu geniessen und dabei seine Mitmenschen zu beobachten. Vieles glaubt man, an der Haltung und der Kleidung mancher Leute ableiten zu können, aber es zeigt sich auch Überraschendes. Oft ist es eine Entdeckung oder Aufdeckung von Maskeraden. Dabei geht es nicht um die Maske, die den Mund wegen des Coronavirus in seine genähten Schranken verweist, sondern um die unsichtbaren und sichtbaren Masken. Wenn man sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt, dann wird vieles klar. Die Maske als solches begleitet uns schon seit Jahrtausenden. Urahnen nutzten noch keine Masken, aber sie tarnten und versteckten sich mit Bemalung. Indigene Völker nutzen Masken, um Gottheiten anzubeten oder böse Geister abzuschrecken. In Amerika und Afrika sind diese ein wichtiges Symbol der Macht. Masken dienten zur Blossstellung schändlichen Benehmens, aber auch als Werkzeug für anonymes Handeln. Auf einem Maskenball erlaubt sich der eine oder andere viel mehr als im normalen Alltag. Sein Handeln wird versteckt. Sogar Künstler wie Pablo Picasso und James Ensor widmeten den Masken viel Raum in ihren Werken. Sie versuchten, hinter die Inszenierung von den Maskeraden zu schauen. 

Bei unseren täglichen «Verkleidungen» stellen wir Menschen uns selbst dar. Wir folgen Trends und Ideologien, formen uns, wie wir gesehen werden sollen. Stärken werden betont und Defizite vertuscht. Tendenziell machen sich Männer stärker und Frauen schöner, was zeigt, dass wir seit der Steinzeit mit unserem Menschenbild nicht viel wei-ter gekommen sind. Heutzutage «verkleidet» man sich auch nicht, um sich zu verbergen, sondern, um gesehen zu werden. Wie hiess es in der Werbung einer Bank? Mein Haus, mein Auto, mein Boot… In den sozialen Medien kommen noch andere Aspekte hinzu. Es besteht die Gefahr, sich selbst zu verlieren. Ja, die «Masken» begleiten uns in der heutigen Zeit mehr denn je. Vor allem in der Politik ist die Maske-rade von je her ein fester Bestandteil. Einzelne Politiker stellen sich auf die Bühne, inszenieren sich und ihre Versprechen. Gerade geschehen in Genf oder momentan im Superwahljahr in Deutschland. Beim politischen Schlagabtausch stellt sich oftmals die Frage: Wer trägt eine Maske zur Schau und wer zeigt sein wahres Gesicht? Wie treffend ist da meine Entdeckung. Das Wort Maske kommt aus dem Arabischen «mahara», was frei übersetzt Posse oder Scherz heisst. Da kann ich nur sagen: Bühne frei für alle – und vergessen Sie die Maske nicht. 

24.06.2021 :: Martina Jud