Unterwegs im Velo-Paradies

Unterwegs im Velo-Paradies
Einladend zu einer Rast: Das Waldhüsli am Klosterweg zwischen Schwendi, Krauchthal und Utzigen ist Teil des Jakobswegs. / Bild: Kathrin Schneider (skw)
Emmental: Nun sind sie eröffnet, die zwei neuen Schlaufen der Herzroute rund um Burgdorf. Auf der Route 899 können auf der östlichen Seite die Wynigenberge entdeckt und auf der westlichen Route Ausblicke bis in den Jura gewonnen werden. Ab nach Burgdorf West, diese Strecke wollen wir erkunden!

Eigentlich starten die Zwillingsschlaufen in Burgdorf, aber da wir in unmittelbarer Nähe an der Westschlaufe wohnen, beschliessen wir, den Rundweg mit unseren eigenen E-Bikes zu bewältigen und unterwegs einzusteigen. Unsere Wahl fällt auf die Mänziwilegg, den höchsten Punkt der Route. Keuchend erreichen wir den Weiler Bösarni – der Aufstieg ist steil. An diesem Sonntag zeigt sich die Aussicht auf die Bergwelt zuerst sehr diskret, aber das soll sich im Laufe des Tages ja noch ändern. Über den Wägesse geht es nun Richtung Schafhausen, wo in der Ferne schon Lützelflüh auftaucht. Der Blick über das Emmental erwärmt das Herz, aber Finger und andere exponierte Stellen vermissen den Sonnenschein. Kurz vor Lützelflüh folgen wir dem roten Velowegweiser nach links und biegen falsch ab. Erst in Hasle realisieren wir auf der Karte, dass wir Lützelflüh schmählich ignoriert haben. Zum Glück kennen wir aber die Strecke bereits und fahren deshalb weiter. Die 43 Kilometer sind noch nicht zur Hälfte bewältigt, wir geben Richtung Holzbrücke Gas. Eindrücklich der Wasserstand der Emme, welcher wir dann bis Burgdorf folgen. Unterwegs müssen wir gut aufpassen, dass wir nicht aus Versehen auf die Ostschlaufe einbiegen, sondern «unsere» Route weiter verfolgen.


Im Wilden Westen Burgdorfs

Der Weg durch Burgdorf ist ausgezeichnet beschildert, und direkt durch die Altstadt beim Schloss vorbei führt unser malerischer Weg über das holprige Kopfsteinpflaster. Nach Burgdorf verlassen wir die uns bekannten Wege und fahren zwischen blühenden Rapsfeldern wieder berg- oder hügelwärts. Unser Strässchen wird enger und enger, bis es schliesslich fast zur «hohlen Gasse» wird. Oben angekommen, erwartet uns der Rastplatz Siebenwege und eine wunderbare Aussicht bis auf die erste Jurakette.


Willkommene Pausen

Wir beschliessen, noch weiter zu fahren, und auf der rasanten Abfahrt durch den Wald verpassen wir beinahe die Abzweigung links. Die nassen Waldwege sind rutschig, und vorsichtig geht es weiter. Kurz vor dem Restaurant Steingrube erklimmen wir den nächsten Hügel. Unser Akku schwindet merklich, und in Zimmerberg freuen wir uns auf eine Rast. Getränke aus der Milchkanne würden angeboten, aber unser Blick fällt auf zwei reizende Mädchen am Strassenrand. An einem Tee-Stand bewirten sie durstige Reisende und freuen sich, wenn jemand einkehrt. Natürlich machen wir das, und beim Gespräch mit der Mutter erfahren wir, dass seit der Eröffnung der neuen Herzschlaufe viel mehr Velos unterwegs seien. An schönen Tagen laufe es wie verrückt, fast wie auf der Autobahn.

Wir fahren weiter und erreichen auf der Anhöhe den nächsten Rastplatz, wo wir endlich unser Picknick, die Sonne und den wunderbaren Weitblick geniessen. 


Sandstein und Jakobsweg

Frisch gestärkt geht es weiter Richtung Dieterswald und Utzigen. Unterhalb Dieterswald würden sich die imposanten Kavernen und Abbrüche der Sandsteinproduktion von Krauchthal befinden, aber irgendwie übersehen wir den Wanderweg und befinden uns plötzlich auf einem Teil des Jakobswegs. Das Waldhüsli Tannenboden, auf das schon in der Wegbeschreibung hingewiesen wurde, enttäuscht uns nicht. Geheimnisvoll und einladend liegt es mitten im Wald und hat wohl schon vielen Reisenden Unterschlupf geboten. 

Etwas weniger gastfreundlich erscheint uns dann das Schloss Utzigen, wo wir uns auf einen Kaffee im Schlosshof gefreut haben. Leider ist alles geschlossen, und wir machen uns auf den Weg Richtung Littewil. Der Weg entlang des Baches ist an Romantik fast nicht zu toppen, nur leider fällt unser Blick immer wieder besorgt auf den Akku. Und tatsächlich, kurz vor Littewil ist unsere elektronische Unterstützung dahin und wir stossen das Velo in Richtung Littewiler Hofbäckerei. Gestärkt mit Glace und Kaffee geht es nun steil bergauf auf die letzte Anhöhe, bis wir in Bösarni wieder schwitzend den Ausgangspunkt unserer Rundfahrt erreichen. Zum Glück können wir es nun bergab nach Hause ziehen ­lassen. 

Unsere Bewunderung gilt den Organisatoren der neuen Herzschlaufe. Auf 43 Kilometern, davon 13 Kilometern Naturwegen, und 930 Höhenmetern haben wir die Vielfältige Aussicht auf unterschiedliche Landschaften genossen– und die Einsicht gewonnen, dass wir das nächste Mal nicht am höchsten Punkt der Schlaufe einsteigen sollten. Der Akku lässt grüssen.

03.06.2021 :: Kathrin Schneider (skw)