Kanton Bern: Rund 90 Prozent der Gemeinden machen bei den Massentests in Schulen mit; am 3. Mai wird gestartet. Röthenbach gehört zu jenen, die sich dagegen entschieden haben.
Die Gemeinderäte der bernischen Kommunen konnten ihre Schulen für Covid-19-Testreihen anmelden. 90 Prozent der Gemeinden hätten sich dafür ausgesprochen, teilt die Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) mit, welche diese Massentests gemeinsam mit der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) durchführt. Ein guter Wert, findet Yves Brechbühler, Leiter Kommunikation der BKD. Weil alle grossen Gemeinden teilnehmen würden, könnten wohl sogar mehr als 95 Prozent der 110´000 Schülerinnen und Schüler der Volksschule wöchentlich getestet werden. Allerdings: Die Tests sind freiwillig, deshalb ist eine Prognose schwierig. «Im Pilotprojekt lag die Beteiligung je nach Klasse bei 70 bis 90 Prozent», so Brechbühler. «Je mehr mitmachen, desto besser.» Dank der frühen Lokalisierung von infizierten Personen könne das Risiko von Ausbrüchen und damit von Schul- oder Klassenschliessungen reduziert werden.
Gefahr durch falsche Sicherheit
Nicht mitmachen bei den Massentests wird die Gemeinde Röthenbach. Sie hätten die Meinungen der Lehrpersonen, der Schulkommission sowie der Schulleitung eingeholt, erklärt Gemeindepräsident Matthias Sommer. Diese Meinungsäusserungen seien uneinheitlich ausgefallen. In einer ausserordentlichen Sitzung habe sich der Gemeinderat dann eingehen mit dem Thema befasst und Pro und Contra abgewogen. Der Beschluss, auf die Massentests zu verzichten, sei schliesslich einstimmig gefallen. «Der Test gaukelt eine falsche Sicherheit vor, die dazu führt, dass Massnahmen, welche ebenso wichtig und bewährt sind (Hände waschen), vernachlässigt werden», schreibt der Gemeinderat in seiner Mitteilung. Weiter seien Zweifel aufgekommen bezüglich der Verhältnismässigkeit von Kosten und Nutzen. «Nicht zuletzt wurde auch der zeitliche Aufwand für die Tests ins Feld geführt, und dass der Schulalltag dadurch gestört würde.» Weil die Tests freiwillig seien, bestehe zudem die Gefahr, dass Kinder, die nicht mitmachen, ausgegrenzt würden, ergänzt Matthias Sommer.
Aufwand auf Minimum reduziert
Für Gundekar Giebel, Mediensprecher der Gesundheitsdirektion, hat das Thema Ausgrenzung nicht direkt mit den Covid-19-Tests zu tun. «Diese Diskussionen gab es, als die Handys aufkamen. Oder es gibt sie bei Markenkleidern.» Was der zeitliche Aufwand betreffe, so sei dieser für die Gemeinden und Schulen auf ein Minimum reduziert worden. «Beispielsweise wird das Pooling, also das Zusammenfügen der einzelnen Speichelproben, nicht in der Schule, sondern zentral durch ein spezielles Team vorgenommen.» Das Durchführen der Spucktests dauere zehn Minuten. Auch mit dem Transport habe die Schule nichts zu tun und die Kosten trügen Bund und Kanton. Im Vergleich zum Nutzen solcher regelmässiger Massentests sei der Aufwand vertretbar, findet Gundekar Giebel. «Es ist gerade in der mobilen Bevölkerung, und da gehören Schülerinnnen und Schüler dazu, extrem wichtig, Übertragungsketten frühzeitig zu unterbrechen. Dazu ist häufiges Testen unabdingbar.» Dass es sich dabei um Momentaufnahmen handle, sei klar – daher auch die Regelmässigkeit. Den Kindern müsse weiterhin vermittelt werden, dass die Schutzmassnahmen strikt einzuhalten seien.