Massgeschneiderte Maschinen aus dem Emmental

Massgeschneiderte Maschinen aus dem Emmental
Mit der neuen Kartoffel-Abpackmaschine hat die Emmentaler Firma Twin Automation überregionale Bekanntheit erlangt. / Bild: zvg
Emmenmatt: Die Twin Automation baut Maschinen, die man sonst nirgendwo sieht. Mit einem Roboter, der Kartoffelsäcke verpackt, macht das Unternehmen überregional auf sich aufmerksam.

«Hier werden die Teile festgehalten, in die im nächsten Schritt eine Niete in die dafür vorgesehene Öffnung gepresst wird; der Anpressdruck beträgt 100 Kilogramm». So erklärt Michael Studer die Teilfunktion einer neuen Maschine, die von Twin Automation entwickelt wird. Michael Studer hat sein Unternehmen im Jahr 2015 gegründet, seit drei Jahren engagiert sich auch sein Bruder Daniel im Geschäft. Da die beiden Zwillinge sind, entschieden sie sich für das englische «Twin» (Zwillinge) im Firmennamen. «Ich wollte damals etwas Neues beginnen», erinnert sich Michael Studer. «Ich nahm mir vor, im Bereich Sondermaschinen Dienstleistungen zu erbringen». Als Kleinstfirma sei es damals nicht das Ziel gewesen, selber Maschinen zu bauen. Dies habe sich aber schnell geändert, schon nach 13 Monaten konnte der erste Mitarbeiter eingestellt werden. Heute beschäftigt die in Emmenmatt ansässige Firma sieben Angestellte und drei Teilzeitmitarbeiter.

«Kunden kommen zu uns, wenn es für eine gestellte Aufgabe noch keine passende Maschine gibt», erklärt Michael Studer. Dabei komme es immer wieder zu interessanten Herausforderungen, wie etwa der zuvor erwähnte Nietautomat, der mit hoher Präzision arbeite und pro Minute 100 Teile verarbeiten könne. Natürlich baue Twin Automation nicht alles selbst, ergänzt Michael Studer: «Unsere Aufgabe besteht darin, passende Komponenten zu finden; diese integrieren wir in die Anlage, die wir selber entwickeln und bauen». Bei der Auswahl werden Anbieter aus der Schweiz bevorzugt, dies habe den Vorteil, dass bei Problemen schnell reagiert werden könne. «Ist die Wegstrecke kürzer, dann ist auch der Techniker schneller vor Ort». 

Roboter «Armin» erregt Aufsehen

Das Start-up-Unternehmen erlangte Bekanntheit durch den Bau einer Roboterzelle, die im November bei der Firma Steffen-Ris in Bätterkinden in Betrieb genommen wurde. Die auf den Namen «Armin» getaufte Roboterzelle kann Gebinde mit Kartoffelsäcken für den Verkauf befüllen und diese dann bis zu zwei Meter hoch palettieren. «Armin» wurde in Zusammenarbeit mit der Fenaco entwickelt, um die Mitarbeiter von der körperlich schweren Arbeit zu entlasten. Denn jedes Gebinde ist 15 Kilogramm schwer, pro Tag musste ein Angestellter zusammengerechnet bis 14 Tonnen anheben. 

Jede Kartoffel ist anders

«Der Bau der Roboteranlage war eher komplex», resümiert Michael Studer, denn Kartoffeln hätten als Naturprodukt keine einheitliche Form: «Die 2,5 Kilogramm schweren Kartoffelsäcke sind aus steifem Papier und dürfen den Rand der Kiste nicht überragen, da sie sonst beim Palettieren verletzt würden.» Die Fenaco ist mit dem neuen Roboter sehr zufrieden und hat ihm sogar ein Video gewidmet. Armin könne bis zu 24 Paletten pro Tag bestücken, statt wie bisher 18, teilt das Unternehmen mit, und Pausen brauche er trotz der Schwerarbeit keine.

22.04.2021 :: Benjamin Stocker-Zaugg (sbr)