Fahrer und Maschinen wären bereit

Fahrer und Maschinen wären bereit
Kommt heuer die Schweizer Bergmeisterschaft überhaupt in Fahrt? Michel Zemp würde es sich wünschen. / Bild: zvg
Motorsport: Während die Profis wie Tom Lüthi am persischen Golf schon ihre ersten Rennen gefahren sind, stehen die Amateurpiloten vor der Frage: Kann heuer gefahren werden?

«Unser erstes geplantes Rennen in Eschdorf, Luxemburg, von Anfang Mai wurde leider schon abgesagt», bedauert der in Langnau wohnhafte Autorennfahrer Michel Zemp. Da derzeit nicht klar ist, wann und wo, welche Motorsport-Rennen stattfinden werden, üben sich die Piloten in Geduld und machen das, was sie auch ohne offiziellen Rennkalender tun können: ihre Fahrzeuge optimieren. So nutzte auch Michel Zemp die Zeit, um einige Änderungen an seinem Norma M20 FC mit Honda-2.0-Motor vorzunehmen. Sobald alles zusammengebaut sei, würden er und sein Team einen Testtag auf der Rundstrecke in Anneau du Rhin planen. «Ob und wann wir wieder nach Frankreich fahren können, ist im Moment unklar», so Zemp. Zum Testen müsse er ins Ausland gehen, da es in der Schweiz keine Rundkurse gebe, die für seine Bedürfnisse geeignet seien, erklärt der ehemalige Kartfahrer.

«Geplant ist auf jeden Fall die Teilnahme an der Schweizer Bergmeisterschaft, sofern wenigstens ein paar Läufe stattfinden, und wenn möglich ein paar Einsätze im Ausland», zählt Michel Zemp sein Programm auf. «Das Saisonhighlight ist sicher das FIA Hill Climb Masters in Portugal (Braga) von Anfang Oktober 2021.» 


Steiner hat ein paar Hürden vor sich

Auch der Oberdiessbacher Rennfahrer Marcel Steiner würde sich sehr auf die FIA Hill Climb Masters in Portugal freuen, sieht aber bis dahin noch einige Hürden vor sich. «Zuerst einmal muss die Corona-Krise überstanden sein und der Motorsport die nötige Zulassung für die Veranstaltungen bekommen. Und dann hängt für mich persönlich die Rennsaison auch noch von den Reglementen zum Restriktor und der finanziellen Lage von Steiner Motorsport ab.» Marcel Steiner wurde letzten Oktober wegen einer Re-
glementsänderung ziemlich zurückgeworfen. «Der Automobil-Weltverband FIA verhängte für die Turbomotoren der Gruppe E2-SS und E2-SC mit einem Airrestriktor eine Leistungseindämmung», schildert Steiner das Problem. «Generell mussten wir bereits mit 1,7-mal weniger Hubraum gegenüber den Saugmotoren auskommen, nun wurde der Turbo nochmals mit einem Luftbegrenzer von 42,25 Millimeter beschnitten», so Marcel Steiner. Das habe ihm und dem Team von Helftec Engineering kurzzeitig den Boden unter den Füssen weggezogen. Sie hätten aber nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern an einer Lösung gearbeitet und auch am LobArt-Fahrzeug kleine Updates an der Aerodynamik vorgenommen. 

«Nach weiteren Anpassungen und Tests auf dem Rollenprüfstand wäre der LobArt/Honda-Turbo bald bereit, um Runden zu drehen oder eine Bergstrasse hochzujagen», zeigt sich Steiner zuversichtlich. Hauptsächlich will sich das Team aus Oberdiessbach heuer auf die Rennen der Schweizer Bergmeisterschaft konzentrieren sowie die Rennen in Osnabrück, Türckheim und St. Agatha fahren und wenn möglich den Höhepunkt in Portugal anstreben. 


Tom Lüthi bereits voll in Fahrt

Einer,  der vermutlich ziemlich genau weiss, welche Rennen er in den kommenden Wochen fahren kann, ist der Lindener Töffpilot Tom Lüthi. Seine Saison hat mit den ersten zwei Rennen der Moto2-Rennserie am persischen Golf schon Mitte März begonnen, wenn auch für Lüthi alles andere als glamourös. Beim ersten Rennen der Saison landete der Emmentaler weit hinter den Punkten auf Rang 15. Im zweiten Lauf, dem Grand Prix von Doha, schaffte es Lüthi auch nicht über die letzten Plätze hinaus. Bevor es nun also an das nächste Rennen geht, den Grand Prix von Portugal (16. bis 18. April), steht Tom Lüthi und seinem Team noch einiges an Arbeit bevor.


Loris Freidig wartet auf Saisonstart

Normalerweise sollte es im April mit der Schweizermeisterschaft losgehen. «Aber was läuft derzeit schon nach Plan», bemerkt der Motocross-Fahrer Loris Freidig. Wenn alles gut gehe, könne vielleicht im Mai gestartet werden. Wenn auch das Startdatum der Rennserie unklar sei, eines sei für ihn ganz klar, so Freidig: «Ich freue mich riesig. Der Fokus liegt zu hundert Prozent auf der Inter Open (450 ccm) Schweizermeisterschaft, dies ist die Königsklasse im Motocross.» Er sei bereit, sein Wintertraining sei gut gelaufen und er habe sich entsprechend auf der neuen Maschine (Aufstieg von 250 ccm zu 450 ccm) einfahren können, erzählt der Zollbrücker. «Im Moment trainiere ich von daheim aus  täglich körperlich, mental und gehe je nach Wetter zwei bis drei Mal pro Woche auf das Motorrad.» Er sei bereit, wenn es dann losgehe. Da er heuer erstmals in der höheren Kategorie starten wird, hoffe er, sich stetig verbessern zu können.


Blaser geht joggen statt fahren

Auch der Oppliger Supermoto-Pres­tige-Fahrer Dominik Blaser orientiert sich von Woche zu Woche neu. Bis vor Kurzem habe er noch auf dem Töff trainieren können. «Mit einer gültigen Lizenz konnte man relativ einfach nach Italien zum Trainieren, nun ist damit aber vorerst auch Schluss.» Deshalb gehe er nun viel joggen und biken. Ob Blasers Saisonplanung aufgeht, ist alles andere als gewiss. Denn er wäre gerne als Einstieg in die Saison sein erstes Rennen in Pomposa, Italien, gefahren – und das wäre am 18. April. «Geplant sind acht Rennen in der Schweizermeisterschaft, zwei in Italien, zwei in Frankreich und vier in der Schweiz.» Dabei freut sich Dominik Blaser vor allem auf zwei Höhepunkte: «Das Rennen in Ottobiano, Italien, weil es dort eine sehr schnelle und gut präparierte Piste hat, und das Rennen in Lignières, wo ich auch schon gewinnen konnte.»

15.04.2021 :: Olivia Portmann (opk)