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Nun wird die Altlast beseitigt

Nun wird die Altlast beseitigt
Das Gebäude wurde bereits abgerissen. Die Altlast – ein Lösungsmittel einer Kleiderreinigung, welche dort betrieben wurde – befindet sich tief im Erdreich. / Bild: zvg
Konolfingen: Bei der einstigen Kleiderreinigung an der Emmentalstrasse 1 wird der Untergrund komplett entfernt, damit nicht länger Schadstoffe ins Grundwasser gelangen können. Als erster Schritt wurde nun das Wohn- und Geschäftshaus abgerissen.

Der Geologe Rolf Tschumper kennt die Emmentalstrasse 1 in Konolfingen bestens. Der Projektleiter beim kantonalen Amt für Wasser und Abfall kümmert sich um verschiedene Altlasten-Sanierungen – aber kaum um eine so intensiv wie jene in Konolfingen (siehe Kasten). Die Planungsarbeiten haben sieben Jahre gedauert, nun hat die eigentliche Sanierung begonnen. 


Rolf Tschumper, das Gebäude ist bereits verschwunden, was folgt nun?

Im Juni oder Juli wird die eigentliche Hauptsanierung beginnen, bei welcher der belastete Untergrund entfernt wird. Mitte April wird entschieden, welche Unternehmen den Auftrag erhalten. 


Sind das spezialisierte Firmen?

Zum Teil. Vorgesehen ist, dass auf einer Fläche von rund 15 mal 30 Meter das gesamte Erdreich bis auf eine Tiefe von zehn Metern abgetragen wird. Da gibt es Arbeiten wie das Rammen der Spundwände oder der Aushub an sich, welche von den meisten grösseren Baufirmen ausgeführt werden können. Die Entsorgung des Materials ist dann etwas für spezialisierte Unternehmen. Wir haben in der Ausschreibung der Arbeiten explizit Erfahrungen in Altlastensanierungen verlangt.  


Wie werden die Arbeiten genau ablaufen?

Während das Erdreich abgetragen wird, messen wir ständig die Konzentration der Schadstoffe, welche im Boden vorhanden sind. Damit wollen wir garantieren, dass weder die Arbeiter noch Anwohner gefährdet werden. Das ist eine reine Vorsichtsmassname. Wir haben sehr genaue Kenntnisse des Untergrunds und gehen nicht davon aus, dass diesbezüglich eine Gefährdung besteht. Aus Sicherheitsgründen wird das Erdreich mit Lastwagen mit geschlossenen Mulden abtransportiert.  


Und dann wird das verschmutzte Erdreich als Sondermüll deponiert?

Das ist noch nicht im Detail bestimmt. Voraussichtlich wird das Material je nach Art und Stärke der Belastung gewaschen oder thermisch behandelt. Die Firmen, welche sich für die Arbeiten beworben haben, mussten auch angeben, welches Verfahren sie anwenden möchten. Wird das Material gereinigt, könnten Bestandteile wie der Kies wieder verwendet werden. Das verunreinigte Wasser muss in einer Abwasserreinigungsanlage behandelt werden. 


Mehrere tausende Kubikmeter Erdreich abzuführen ist aufwändig und teuer.
Gab es keine andere Möglichkeit?

In den letzten Jahren wurden verschiedenste Varianten geprüft. Es gibt Verfahren, bei denen das Erdreich mit Dampf oder elektrisch erwärmt und so gereinigt wird. Schliesslich mussten wir erkennen, dass es an der Emmentalstrasse 1 in Konolfingen nur eine Möglichkeit gibt, die Altlast in den Griff zu bekommen: Indem das belastete Erdreich entfernt wird. Das ist zwar teurer und logistisch sehr aufwändig, aber damit kann verhindert werden, dass die Schadstoffe weiter in das Grundwasser gelangen.  


Hat es dort viel Grundwasser?

Das Grundstück befindet sich über dem Grundwasserstrom der Chise. Zirka ab vier Meter Tiefe trifft man auf eine erste wasserführende Schicht, der Hauptwasserträger befindet sich in einer Tiefe von bis zu acht Metern. Wir haben auf dem Areal, wie auch in der weiteren Umgebung, Messungen vorgenommen und wissen, wie sich der Schadstoff bewegt. 


Wie verhalten sich die Abbauprodukte der einst verwendeten Chemikalien im Untergrund?

Sie bewegen sich mit dem Grundwasserstrom, aber sehr langsam. Die weiter unten, bei Schloss Hünigen gelegene Grundwasserfassung ist nicht gefährdet. Dort werden regelmässig Untersuchungen vorgenommen. Sie gehört zu einem Messnetz des Kantons Bern, welches 120 Stellen umfasst. In der Wasserfassung Stalden wurde die Substanz nie nachgewiesen. Wenn die Altlast aber nicht saniert würde, könnte es sein, dass die Chemikalie irgendwann bis zu dieser Grundwasserfassung gelangen könnte. 

 

Wird diese Entwicklung auch in Zukunft verfolgt? 

Ja, die Messungen werden auch künftig gemacht werden. Dabei wird durch Rohre im Grundwasserstrom eine Wasserprobe entnommen und dann in einem Labor analysiert. Auch am Standort selbst werden regelmässig Messungen vorgenommen. 

 

Schränken diese Untersuchungen die Nutzung des Grundstücks ein, das sich mittlerweile im Besitz des Kantons Bern befindet? 

Abgesehen davon, dass ein paar Stellen für die Messungen zugänglich sein müssen, eigentlich nicht. Jedoch wird der Standort weiterhin im Kataster der belasteten Standorte aufgeführt.  

 

Bei der Sanierung entsteht eine grosse Baugrube. Könnte diese beispielsweise für eine Einstellhalle genutzt werden?

Das wäre auf den ersten Blick sinnvoll. Es ist aber unabhängig davon, ob es sich um einen belasteten Standort handelt oder nicht, verboten, in der Tiefe bis ins Grundwasser zu bauen. Möglich ist hier maximal ein Kellergeschoss. Konkret bedeutet dies, dass die Grube wieder aufgefüllt wird. Dabei wird darauf geachtet, dass die Schichten gleich aufgebaut werden wie heute.  

 

Gibt es Interessenten, die das zentral gelegene Grundstück erwerben möchten? 

Es gibt mehrere Interessenten. Bevor konkrete Verhandlungen möglich sind, muss die Sanierung durchgeführt werden. Ich rechne mit einer Dauer von einem Jahr. Dann werden wir noch einige Monate überwachen, wie sich das eingefüllte Material verhält und dann könnte das Areal neu genutzt werden.

Lösungsmittel im Boden

Von 1972 bis 1994 betrieb die Grogg Kleiderreinigungs AG an der Emmentalstrasse 1 in Konolfingen ihr Geschäft. Dabei wurde der Boden durch eine nicht sachgemässe Entsorgung des chlorierten Lösungsmittels (CKW) verschmutzt. Die Parzelle gilt deshalb als Altlast und ist im kantonalen Kataster der belasteten Standorte eingetragen. Die Konzentration im Boden sei so hoch, dass eine Sanierung unumgänglich sei, erklärt der Projektleiter Rolf Tschumper vom kantonalen Amt für Wasser und Abfall (AWA). Er kenne im Kanton Bern lediglich eine andere Stelle mit einer ähnlich hohen Konzentration dieses Stoffes. Dort sei dieselbe Firma tätig gewesen. 

Seit 2014 hat das AWA auf dem Areal in Konolfingen intensive Untersuchungen durchführen lassen. Im vergangenen Jahr wurde schliesslich bestimmt, dass das Areal saniert werden muss, indem das betroffene Erdreich entfernt wird. 

Wer zahlt?

Die ehemalige Grogg Kleiderreinigungs AG könne als Verursacherin nicht mehr belangt werden, da die Firma schon vor Jahren aufgelöst worden sei, informiert das AWA auf Anfrage. Bluten mussten hingegen die Grundeigentümer, welche die Liegenschaft mittlerweile an den Kanton abgetreten haben: Ihr Kostenanteil sei höher als die Summe, welcher der Kanton für den Kauf der Liegenschaft gezahlt habe, erklärt einer der ehemaligen Miteigentümer. 

Die bisherigen Planungs- und Überwachungsarbeiten hätten rund 1,5 Millionen Franken gekostet, bei der eigentlichen Sanierung rechnet das AWA mit Kosten von 3,5 Millionen. Der Regierungsrat hat 2,75 Millionen Franken genehmigt,
weiter beteiligt sich der Bund an den Gesamtkosten. 

08.04.2021 :: Bruno Zürcher (zue)