Frischer Wind für Käpt’n Holger

Frischer Wind für Käpt’n Holger
«Käpt’n Holger»-Betreiber Luca Stucki, Jan Holger Wolter und Manuel Stucki (von links) wollen das Preisgeld in künftige Projekte stecken. / Bild: Christina Burghagen (cbs)
Langnau: Käpt’n Holger erhält den Kulturpreis 2021. Das Programm des Konzert- und Kleinkunstveranstalters sei ein Farbtupfer im kulturellen Leben Langnaus, schreibt der Gemeinderat.

In die Café-Bar zog jüngst eine Tischtennis-Platte ein, um dem Geschäftsführer-Dreigestirn vom Käpt´n Holger etwas Zerstreuung zu bieten. In der Kombüse brummt der Betrieb für das Take-away-Geschäft zwar, aber in der Gaststube, wie in der ganzen Gastronomie, herrscht Flaute. Jan Holger Wolter und die Brüder Manuel und Luca Stucki hätten sich nicht träumen lassen, dass sie mal nach Tischtennisbällen herjagen, wo sonst Tische mit gutgelaunten Gästen sitzen. 

Eine Bühne für junge Künstler

Dafür freuen sie sich um so mehr, dass der Langnauer Gemeinderat ihnen den Kulturpreis zugedacht hat, der heuer zum dritten Mal verliehen wird. Nominiert waren fünf Personen sowie 14 Vereine, Gruppen und Institutionen. Das Rennen machte «Käpt´n Holger», weil sie jungen Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne geben. Weiter heisst es in der Begründung: «Das Kulturprogramm des Käpt´n Holger ist ein schöner, grosser, bunter Farbtupfer im ohnehin reichen kulturellen Leben von Langnau». 

Auch im vergangenen Jahr haben die drei jungen Männer pandemiekonforme Ideen umgesetzt. Anstelle des allseits beliebten Terrassenfests veranstalteten sie im Sommer auf dem Viehmarktplatz kleinere Events wie eine Bier-Degustation oder einen Poetry-Slam-Abend. Im Moment sind allerdings nur Take-away-Speisen möglich, die mit viel Liebe und Ideenreichtum unter der Führung von Luca Stucki zubereitet werden. Sein Bruder Manuel steht ihm dabei zur Seite und stemmt zudem die Projekte, bei denen Hand angelegt werden muss, wie zum Beispiel dem Foodtruck. Vor fünf Jahren übernahmen die Drei das «Il Café», in dem Allrounder Jan Holger Wolter zuvor schon im Service gearbeitet hatte. Als rechte Hand vom damaligen Chef handelte er sich den Namen «Käpt´n» ein, der namensgebend werden sollte.

Vor 15 Jahren gestartet 

«Bereits im Jahr 2006 haben wir das Sidedoor-Festival mit hiesigen Bands in der Kupferschmiede veranstaltet und ein Plus gemacht», erinnert sich Jan Holger Wolter. Diese positive Erfahrung habe die drei Freunde angespornt, in der «Wöschmaschine» weiterzufahren. Seit dem Jahr 2015 nun bietet die Käpt´n-Bühne jeweils von Mai bis September ein vielseitiges Kulturprogramm. «Wir machen das, was wir selbst cool finden», sagt der Namensgeber und hat damit vermutlich das Erfolgsrezept verraten. Konzerte, Lesungen, Poetry-Slam, Kneipenquiz, Salsa, Jazz, Irish-Folk, WM, EM oder YB-Fussballmatch im Innenhof schauen – die Ideen gehen der Crew so schnell nicht über Bord. Bei Anlässen im Käpt´n Holger bleibt nicht viel Gewinn hängen. An jedem Kulturevent gibt es «Abend-Göttis», die mit einer runden Summe den Anlass finanziell stabilisieren. Das Preisgeld von 10´000 Franken bläst frischen Wind in die Café-Bar, denn die drei Geschäftsführer ihrer GmbH wollen das Geld in künftige Projekte investieren. «Ohne Corona kommen wir gut zurecht», verrät Wolter. Im Moment halten Härtefall- und Kurzarbeitsgelder den Betrieb über Wasser. Die Frage, «was habt ihr vor, wenn Corona vorbei ist?», erübrigt sich fast: «Dann feiern wir eine riesige Party und hauen auf die Pauke!», tönt es wie aus einem Mund.

25.03.2021 :: Christina Burghagen (cbs)