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Mitarbeiter des Monats

Unser Badezimmerboden ist hinüber. Die Fugenfüllungen sind spröde, stellenweise sind sie gar nicht mehr vorhanden. Einzelne Platten haben einen Sprung. Gut möglich, dass schon beim Verlegen nicht fachkundig vorgegangen wurde. Die Niveauunterschiede der Platten sind teilweise recht abenteuerlich.

Heimwerkerkunst in Ehren, aber nicht umsonst gibt es Fachleute. Andererseits, Fachleute gibt es nicht umsonst und eine professionelle Renovation liegt gerade nicht im Budget. Eine optisch und finanziell vertretbare Zwischenlösung muss her. Betonspachtel! Mit YouTube und mit Selbstvertrauen kann man fast alles selber bauen. Das Internet weiss, wie mans macht, und was dazu benötigt wird. Wir schreiben eine Einkaufsliste, dann geht es ab in den Baumarkt.

Entfetter, Fugenfüller, Nivelliermasse, Überzug und Siegellack, dazu Spachtel, Kessel, Kellen, Pinsel, Schwämme, Klebeband und Farbwalze.

Haben wir alles? Wir wenden uns an einen Baumarktmitarbeiter. Da müssten wir den Fachmann fragen, sagt dieser, zückt sein Telefon und ruft jemanden an. Es dauert eine Weile. Dann kommt er getrottet. Ein Berg von einem Mann. Ein rotbärtiger, muskelbepackter Hüne. Seine Hygienemaske trägt er, als wäre sie eine Beleidigung.

Wir blicken an ihm hoch, erklären erneut unser Badezimmerbodenprojekt und fragen, ob wir dafür die richtige Auswahl getroffen hätten. Mit vor der Brust verschränkten tätowierten
Armen tritt der Bodenlegerfachmitarbeiter an unseren Einkaufswagen heran, wirft einen Blick hinein, hebt eine Augenbraue, schnalzt abschätzig mit der Zunge, schüttelt langsam den Kopf und sagt: «Nein.»

Schweigen. Würde da noch etwas kommen oder war das bereits die fachkundige Beratung? Nach einer Weile atmet er geräuschvoll ein, dann präzisiert er: «Rausreissen und neu machen. Alles andere bringt nix. – Meine Meinung.» Ende der Durchsage.

Desillusioniert und ein wenig beschämt stammeln wir einen Dank, dann verziehen wir uns zwischen die Regale und stellen alles dahin zurück, wo wir es zuvor genommen haben. Am Schluss ist der Wagen bis auf ein paar Batterien wieder leer. Wir bezahlen und verlassen das Geschäft.

Als Bodenleger mag der Riese seine Qualitäten haben, seine Kompetenzen als Verkäufer kann er noch verfeinern. Es gibt eben für alles Fachleute. Wobei, eigentlich war seine «Beratung» gar nicht so übel.

Unser Boden stört zwar immer noch, aber womöglich blieb uns eine Menge Ärger erspart und mit dem Ersparten leisten wir uns eine Fachperson, irgendwann.

18.03.2021 :: Peter Heiniger