«Politik interessierte mich schon als Kind»

«Politik interessierte mich schon als Kind»
Jameel Ahmad möchte auch andere junge Leute motivieren, sich politisch zu engagieren oder zumindest zu wählen und abzustimmen. / Bild: zvg
Oberburg: Jameel Ahmad interessiert sich nicht nur für Politik, er bringt sich auch aktiv ein, sei es in der Bildungskommission oder in der Juso Emmental. Und, das ist erst der Anfang.

An den Oberburger Gemeindewahlen vom letzten September holte die SP einen zusätzlichen Sitz – auch dank der Stimmen junger Wählerinnen und Wähler. Drei der sechs Kandidierenden waren 20 Jahre oder jünger. Haarscharf reichte es Leyla Güzel nicht in den Gemeinderat, drei Stimmen fehlten ihr. Auch Jameel Ahmad verpasste die Wahl in die Exekutive – er um 92 Stimmen –, trotzdem war er zufrieden. «Nie hätte ich mit einem so guten Resultat gerechnet», sagt der 19-Jährige im Rückblick. Seit Anfang Jahr sitzt er nun zwar nicht im Gemeinderat, dafür aber in der Bildungskommission. Auch die beiden anderen Juso-Mitglieder entschieden sich für eine Mitarbeit in der Bau- beziehungsweise der Kulturkommission. «Es ist cool, dass wir alle diese Möglichkeit erhalten haben», betont Jameel Ahmad.

Menschenrechte und Schulbus

Seit wann genau er sich für Politik interessiert, kann der angehende Detailhandelsfachmann nicht sagen. «Eigentlich schon immer», meint er und lacht. Bereits als Kind habe er mit seinem Vater und seinem Onkel, der früher in Pakistan Bürgermeister einer Stadt war, über Politik diskutiert und mit der Grossmutter Politsendungen im Fernsehen verfolgt. Als er sich entschieden habe, politisch aktiv zu werden, sei er von der ganzen Familie darin bestärkt worden. Mit 17 Jahren trat er der SP Oberburg bei, etwas später auch der Juso. «Die Themen, für die sich diese Partei einsetzt, sind auch mir wichtig», begründet er seine Wahl für die Sozialdemokraten. Besonders am Herzen liegen ihm die Menschenrechte, die Gleichberechtigung und der Kampf gegen Rassismus. Ihm ist bewusst, dass diese Anliegen vor allem national und vielleicht noch kantonal aufgegriffen werden, aber kaum in der Gemeindepolitik. Doch das stört ihn nicht. Auch in der Gemeinde Oberburg gebe es wichtige Themen, betont Jameel Ahmad. So ist er in der Bildungskommission zum Beispiel zuständig für die Organisation des Schulbusses. Er setze sich gerne für seine Gemeinde ein, damit es hier allen wohl sei – auch Jugendlichen, betont er. «Die meisten verbringen ihre Freizeit nicht in unserem Dorf, sondern in Nachbargemeinden. Das finde ich schade.» Für den Jugendtreff ein attraktiveres Lokal zu organisieren als der heutige Keller, wäre für ihn ein Anfang.

Welche Bedürfnisse Kinder und Jugendliche in Oberburg haben, weiss Jameel Ahmad auch von seiner Tätigkeit als Leiter des Kinderturnens und als Mitarbeiter beim Sommerlager für Schulkinder des Ferienvereins.   

Keine Berührungsängste

Um die grossen Themen vermehrt ins Bewusstsein der Emmentaler Bevölkerung zu rücken, engagiert sich Jameel Ahmad seit kurzem im Vorstand der Juso Emmental. So hätten sie vor der Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative vor Banken weisse Rosen verteilt. «Das erregte Aufmerksamkeit und wir kamen mit den Leuten ins Gespräch», erinnert er sich an diese Aktion. Dass das Emmental als SVP-Hochburg für Juso-Anliegen eher steinig ist, schreckt ihn nicht ab. «Man kann ja auch diskutieren, wenn man nicht gleicher Meinung ist. Ausserdem kenne ich einige SVP-Mitglieder, die in vielem ähnlich denken wie ich.» 

Die Fähigkeit, auf unterschiedliche Menschen zu- und einzugehen, ist etwas, was Jameel Ahmad auch im Beruf zugutekommt. Er ist im letzten Lehrjahr zum Detailhandelskaufmann bei Coop Burgdorf. Schon bald sind Abschlussprüfungen. Das sei auch der Grund, weshalb er derzeit nicht so viel Zeit in die Politik investieren könne. Das werde sich im Sommer aber ändern. «Ich will viele Erfahrungen sammeln auf politischer Ebene, um mein Fernziel, ein Sitz im Nationalrat, erreichen zu können.»

11.03.2021 :: Silvia Wullschläger (sws)