Der Tourismus??– insbesondere im Winter – ist in Sörenberg ein wichtiger Wirtschaftszweig. / Bild: Walter Marti (mwl)
Sörenberg: Die Unesco Biosphäre Entlebuch (UBE) will Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung verbinden. Dieser Herausforderung stellen sich Sörenberg Flühli Tourismus und die Bergbahnen. Umweltverbände orten noch Verbesserungspotenzial.
Es herrscht ein überschaubarer Skibetrieb im Gebiet Rossweid in Sörenberg, wegen Corona mit deutlich weniger Gästen in der Bergbahn, auf den Skiliften und den Pisten. «Touristisch legen wir den Fokus auf Schweizer Gäste und vor allem auf Familien. Diese sollen die Natur voll und ganz geniessen können», hält René Koller, Direktor der Bergbahnen Sörenberg AG und Vorstandsmitglied von Sörenberg Flühli Tourismus, gleich eingangs des Gesprächs fest. Koller ergänzt, dass nur Angebote, welche im Einklang mit den Zielen der UBE sind, entwickelt und umgesetzt würden. Für Motocross, Helikopterflüge, Gleitschirmfliegen oder Biketrails habe es in Sörenberg keinen Platz. Dagegen seien Schneesportanlagen, Wanderwege für Sommer und Winter, Grillplätze, Lehr- und Erlebnispfade, Exkursionen, Kurse und anderes im Angebot. Die Bergbahnen würden für die nötigen Transporte sorgen. «Wir möchten die Biosphäre für Gäste jeden Alters mit nachhaltigen Angeboten erlebbar machen», hält René Koller zusammenfassend fest.
Wirtschaft ist wichtig
Für René Koller ist der wirtschaftliche Aspekt des Tourismus wichtig. Die Bergbahnen seien der grösste Arbeitgeber im Tal. Im Sommer seien etwa 60 und im Winter über 200 Personen angestellt. Für viele Landwirte – oft auch Grundeigentümer im Gebiet mit touristischen Anlagen – sei der Nebenerwerb existenziell wichtig. Damit werde auch die Pflege der Landschaft gesichert. Vom Angebot der Bahnen würden alle profitieren, insbesondere auch Restaurants, Hotels, Gewerbebetriebe, der Detailhandel und die Gemeinde dank Steuereinnahmen.
Sowohl die touristischen Leistungserbringer wie auch die UBE unterstreichen die grosse Bedeutung der Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung touristischer Angebote. Die beiden UBE-Angestellten, Sandro Bucher, Produktmanager, und Tanja Koch, Bereich Natur und Landschaft, betonen, dass bereits hausintern Projektideen gut ausdiskutiert würden. Der Einbezug von Umweltverbänden, Behörden und Leistungserbringern sei wichtig. Das führe zu ganzheitlichen Lösungen, die mit den UBE-Grundsätzen im Einklang stehen würden.
René Koller legt ebenfalls Wert auf eine gute Zusammenarbeit aller an einem Projekt Interessierten. «Mit Informations- und Mitwirkungsveranstaltungen schaffen wir Transparenz und hoffen auf eine positive Entwicklung einer Projektidee, wie beispielsweise beim geplanten und nun bewilligten Moorrundweg.» Die Zusammenarbeit mit der UBE, mit Behördenvertretern von Gemeinde und Kanton oder beispielsweise dem WWF, der zum Teil alle privaten Luzerner Umweltorganisationen vertreten würde, sei gut und konstruktiv. Zur Projektentwicklung werde stets ein erfahrenes Planungsbüro beigezogen und die gesetzlichen Bestimmungen würden selbstverständlich eingehalten.
Schäden durch den Tourismus
Marc Germann vom WWF Zentralschweiz beurteilt die Zusammenarbeit mit der UBE als konstruktiv. Von den touristischen Leistungsanbietern wünscht er sich einen früheren Einbezug in anstehende Projekte. Zur Vermeidung von Schäden durch Touristen – zum Beispiel Trampelpfade in Moorgebieten, Winteraktivitäten in Schutzgebieten oder wilde Feuerstellen – sieht er Verbesserungspotenzial in Form von einer aktiveren Besucherlenkung.
Von Pro Natura Luzern tönt es ähnlich. Laut Samuel Ehrenbold, stellvertretendender Geschäftsführer, sind direkte Schäden an der Natur durch touristische Bauten und Anlagen und indirekte durch Gäste, zum Beispiel durch Störungen von Wildtieren oder Beeinträchtigung von Lebensräumen, festzustellen. Beide Organisationen betonen die Wichtigkeit naturbezogener Kurse, sofern diese naturverträglich durchgeführt würden.
Die kantonale Dienstelle Landwirtschaft und Wald, die auch für die Belange Natur und Jagd zuständig ist, meldet auf Anfrage, dass durch Touristen bisher keine nennenswerten Schäden verursacht wurden, die geahndet werden mussten.
«Wir kommen immer wieder»
Die Unesco zeichnete die UBE als lebendige Modellregion für nachhaltige Entwicklung und damit als globales Vorbild für Biosphärenreservate aus (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Ein älteres Ehepaar aus Obwalden, unterwegs auf dem Winterwanderweg Rossweid–Schwarzenegg, ist voll des Lobes über die Ruhe, die intakte Natur und die schöne Landschaft. «Wir kommen immer wieder in diese Region, das tut Kopf und Körper gut», betonen die rüstigen Wanderer.
Eine junges Paar übt mit den beiden kleinen Kindern das Ski- und Schleppliftfahren. Die zwei Sprösslinge im Kindergartenalter sind begeistert vom Ausflug in den Schnee und sie freuen sich an den Tierbildern am Abgrenzungszaun. Sie kämen auch im Sommer auf die Rossweid, bemerkt der Vater. Die altersstufengerechten Lehrpfade mit spielerischen Elementen würden den Kindern sehr gefallen. Er hält abschliessend fest: «Wer die Natur als Kind draussen kennenlernen und liebgewinnen kann, der wird sie später als Erwachsener auch schützen.»
20 Jahre Unesco Biosphäre Entlebuch (UBE): Zum Jubiläum beleuchten wir in einer Serie verschiedene Aspekte der UBE. Im nächsten Beitrag geht es um die Herstellung und Vermarktung von Regionalprodukten.