«Wir sind ‹Kino-müde› geworden»

«Wir sind ‹Kino-müde› geworden»
Über 20 Jahre lang zeigte das Kino-Openair «Hof3» seinem Publikum in der lauschigen Umgebung jeweils bis zu 20 Filme. / Bild: zvg
Trubschachen: Das Kino-Openair beim «Hof3» war einzigartig: wegen der Ambiance, aber auch wegen der Auswahl der Filme. Nun ist Schluss, haben Tom und Regula Turtschi entschieden.

Der Entscheid, das Kino-Openair nicht mehr weiterzuführen, sei kein einfacher gewesen, sagt Tom Turtschi vom Vereinsvorstand Kino Openair «Hof3». Nach 23 Jahren sei das Kino zu einem Teil der eigenen Identität geworden. «Während des Sommers waren sechs bis sieben Wochen komplett davon absorbiert.» Bereits letzten Sommer fanden keine Filmabende statt, da das Ehepaar mitten in den Vorbereitungen für eine grosse Ausstellung im Schweizerischen Agrarmuseum steckte. Dazu seien die Einschränkungen durch die Corona-Krise gekommen, hält Turtschi fest. «Wir realisierten, wie sehr uns der Betrieb belastet hat; wir sind ‹Kino-müde› geworden.» Auch der finanzielle Druck sei immer hoch gewesen. Die ersten Jahre hätte mit Sponsoren gestemmt werden können. «Diese brachen aber immer mehr weg und wir beglichen lange Zeit die Fehlbeträge aus eigenen Mitteln. 2014 gründeten wir dann einen Verein», erläutert Tom Turtschi. Mit den Beiträgen der rund 200 Mitglieder sei der Kino-Betrieb meistens «gerade so eine Nullrunde gewesen». 

Doku-Filme als Höhepunkt

Im Kino-Openair waren jeweils an 20 Abenden ebenso viele Filme zu sehen. «Mit der Auswahl des Programms haben wir jeweils bereits im Dezember oder Januar angefangen. Wir setzten dabei einerseits auf Blockbusters, welche ein grosses Publikum anzogen, aber auch Herzfilme oder Filme für eine Ladys-Night waren dabei», sagt Tom Turtschi. Ein Höhepunkt sei jeweils gewesen, wenn bei einem Schweizer Dokumentarfilm der Regisseur die Vorstellung eröffnet habe. Das Kino-Openair in Trubschachen war eines der ersten seiner Art in der ganzen Schweiz. Zu Beginn wurde es in Kooperation mit der Kinogenossenschaft Langnau geführt. «In den 1990er-Jahren boomten die Freilichtkinos. Vielen gelang aber der finanzielle Sprung von der analogen Technologie zur digitalen nicht.» Im Kino-Openair beim «Hof3» wird seit 2014 digital gearbeitet. 


Schwierige Nachfolgeregelung

Was passiert nun mit dem nicht mehr benötigten Kino-Inventar? Dies sei noch nicht definitiv entschieden, so Tom Turtschi. «Wir dachten zuerst an eine Nachfolgeregelung. Aber die Besucherinnen und Besucher des Kinos verbinden dieses zu fest mit uns, da hätten es neue Betreiber vermutlich schwer.» Falls aber jemand an einem anderen Ort ein Openair-Kino eröffnen möchte, würden sie das Inventar als Gesamtes oder auch teilweise verkaufen.

18.02.2021 :: Veruschka Jonutis (vjo)