Baustart für ein wahres Generationenprojekt

Baustart für ein wahres Generationenprojekt
Eher kleine Wohnungen, dafür viel Gemeinschaftsraum: Das will das Generationenhaus in Langnau, dessen Bau nun beginnt, bieten. / Bild: zvg
Langnau: Läuft alles nach Plan, können im 2022 die ersten Bewohnerinnen und Bewohner im Generationenhaus einziehen. Nach einer langen Planung sind nun die Bagger aufgefahren.

«Endlich geht es los», sagt Paul Christ, Präsident der gemeinnützigen Wohngenossenschaft Langnau. Etliche Gesprächsrunden seien nötig gewesen, um die Weichen für das Generationenhaus zu stellen. Lanciert wurde die Idee vor knapp zehn Jahren. 2015 eröffnete sich die Möglichkeit, die Idee auf dem Areal des einstigen Kindergartens an der Mooseggstrasse  umzusetzen (siehe Kasten).

Viele Darlehen erhalten

Eine der Nüsse, welche die Wohngenossenschaft zu knacken hatte, war die Finanzierung. Um vom Bundesamt für Wohnungswesen ein günstiges Darlehen für gemeinnützigen Wohnungsbau von einer Million Franken zu erhalten, mussten bestimmte Voraussetzungen bezüglich der Baukosten und der Mieten erfüllt sein. Daneben musste die Genossenschaft weitere Darlehen aufnehmen und natürlich möglichst viele Anteilscheine verkaufen. «Wir konnten glücklicherweise auf grosse Unterstützung zählen», bilanziert Paul Christ. «Es wurden Anteilscheine für mehr als eine Million Franken gezeichnet.» Weiter habe die Wohngenossenschaft Langnau von den tiefen Zinsen der Banken auf Sparkonten profitiert: «Wir haben eine ganze Reihe von Leuten, welche gesagt haben: ‹Statt das Geld auf die Bank zu bringen, kann ich auch euch ein Darlehen geben und unterstütze eine gute Sache›.» Weiter sei auch eine Bank-Hypothek abgeschlossen worden.  

Für den Bau des Generationenhauses steht der Wohngenossenschaft Langnau nun ein Kostendach von 7,1 Millionen Franken zur Verfügung. Um diesen Betrag einhalten zu können, mussten während der Planung auch verschiedene Abstriche gemacht werden: Beispielsweise wird auf den Bau einer Komposttoilette verzichtet, was laut Paul Christ Einsparungen von rund 150´000 Franken gebracht hat. «Auch hätten wir gerne grössere Wohnungen gemacht», hält der Präsident fest. So messe eine 4½-Zimmer-Wohnung, welche zwingend von einer Familie bewohnt werden müsse, 100 Quadratmeter. «Es gibt aber viele Räume, welche gemeinschaftlich genutzt werden können. Das macht dieses Haus aus: der Mehrzweckraum mit Küche oder natürlich der öffentliche Spielplatz», erklärt Paul Christ. Das ist auch in Sachen Badewannen so: In den Wohnungen werden nur Duschen installiert, wer ein Bad nehmen will, kann das eigens eingerichtete Badezimmer reservieren. 

Gut die Hälfte ist vermietet

Die Zinsen und die Amortisation der Darlehen werden rein über die Mieteinnahmen finanziert. Damit diese hoch genug ausfallen, wurde die Zahl der Wohnungen von zunächst 15 auf 20 angehoben – dafür sind sie, wie erwähnt, etwas kleiner. Dennoch ist die Auswahl gross: Das Generationenhaus, in dem Menschen verschiedensten Alters leben sollen, bietet von der 1- bis zur 4½-Zimmer-Wohnung alles. Gut die Hälfte der Wohnungen seien bereits vergeben, bilanziert der Präsident der Wohngenossenschaft Langnau. «Ich erhalte derzeit pro Tag zwei Anrufe.» Grundsätzlich könne jedermann in dem Haus einziehen. Die Mieten gelten laut Bundesamt für Wohnungswesen als preisgünstig. Für eine 3½--Zimmer-Wohnung zahlt man beispielsweise 1416 Franken. Bei der Vergabe der Wohnungen gilt die Regel: Anzahl Personen plus eins ergibt die maximale Wohnungsgrösse», erklärt Christ. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Paar maximal eine 3-Zimmer-Wohnung mieten darf. 

Läuft beim Bau alles nach Plan, können Paul Christ und die weiteren Bewohnerinnen und Bewohner des Generationenhauses im Sommer oder Herbst 2022 einziehen.

Eine Initiative und eine Motion standen am Anfang

Die Geschichte des Generationenhauses an der Mooseggstrasse reicht zurück bis 2015. Damals hatte der Langnauer Gemeinderat beabsichtigt, das Areal an der Mooseggstrasse zu verkaufen, nachdem der dortige Kindergarten im Jahr 2014 geschlossen worden war. Beim Kindergarten hatte es einen grossen Spielplatz, der auch von vielen Familien des Quartiers besucht wurde. Der Unterdorfleist sammelte Unterschriften und reichte eine Initiative ein: Der Spielplatz solle erhalten bleiben! Abgestimmt über die Initiative haben die Stimmberechtigten von Langnau aber nie. Der Unterdorfleist zog seine Initiative im Herbst 2015 zurück, nachdem das Gemeindeparlamant eine Motion gutgeheissen hatte, welche von Elsi Reimann (Grüne) und Beat Gerber (SVP) eingereicht worden war. Diese nahm die Idee der Initiative auf und beauftragte den Gemeinderat gleichzeitig, die Parzelle nicht zu verkaufen, sondern im Baurecht abzugeben – wenn möglich an eine wohnbaugenossenschaftliche Organisation.

18.02.2021 :: Bruno Zürcher (zue)