«Wir hoffen, dass die Tigers über die Runden kommen»

«Wir hoffen, dass die Tigers über die Runden kommen»
Jubelnde Fans in der Ilfishalle – derzeit nicht möglich. Trotzdem ist die Solidarität der Fans und Sponsoren gegenüber den SCL Tigers gross. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Viel hat man gehört von der Solidarität gegenüber den SCL Tigers. Ein Fan und ein Sponsor aus der Region erläutern ihre Beweggründe, weshalb sie auch jetzt zu den Tigers halten.

«Unser Engagement für die Tigers dauert schon seit zwei Generationen, wahrscheinlich waren wir von Anfang an dabei», erzählt Christine Röthlisberger Ramseier von der Ramseier Holzbau AG in Langnau. «Das Herz schlug bei der Familie Ramseier schon immer für die Sportart Eishockey, wenn man nicht für etwas mitfiebern kann, so kann man nicht mit dem Namen dahinter stehen», sagt Christine Röthlisberger Ramseier, welche für die Werbung und das Sponsoring verantwortlich zeichnet. Das Engagement der Firma für die SCL Tigers sei gar nicht zur Diskussion gestanden. «Wir haben ja mitgekriegt, was die SCL Tigers für Umtriebe hatten mit Schutzkonzepten, Tickets und Sitzplatzeinteilungen am Anfang der Saison. Und dann war alles für nichts», zählt Röthlisberger auf. Deshalb sei für sie und ihren Mann klar gewesen, dass sie am Sponsoringbeitrag nichts änderten – sofern es natürlich betrieblich möglich sei – auch wenn heuer keine Gegenleistung zu erwarten sei. Ihre Werbetafel sei auch sonst nicht die am besten sichtbare, so Röthlis-
berger. Ihnen ginge es auch viel mehr um die Sitzplätze. Sei es für Kunden, das Team oder für sich selber. «Wir hoffen, dass die Tigers über die Runden kommen, denn die Aktiengesellschaft ist gesellschaftlich und wirtschaftlich enorm wichtig für das Emmental!» 


Erbgeld für die Tigers

Eine Gegenleistung erwartet Gottfried Oberli auch nicht. Im Gegenteil, nebst dem nicht zurückgeforderten Ticketbetrag geht der Pensionär noch weiter und spendet den Tigers einen Teil seiner Ersparnisse, seines Erbgeldes, wie er sagt. «Anstatt unter den Kindern Streit um das Erbe auszulösen, habe ich beschlossen, dieses Geld den Tigers zur Verfügung zu stellen. Vielleicht folgen ja ein paar der anderen Pensionäre meinem Beispiel», erklärt der in Trubschachen aufgewachsene Tigers-Fan. Denn schliesslich hätte er sein Leben lang gekrampft, jetzt könne er mit dem Geld machen, was er wolle. Gottfried Oberli war Lastwagenchauffeur, bis er wegen Rückenproblemen zu einer Arbeit in einer Papierfabrik wechseln musste. Die Tigers hat er seit über 27 Jahren verfolgt, konnte aber wegen seiner Schichtarbeit nie an die Spiele. Seit er pensioniert ist, geniesst der in Kräiligen wohnhafte Oberli mit seiner Freundin jedes Heimspiel der Tigers. «Es ist fast wie eine Familie, wir geniessen es, in Langnau unter die Leute zu gehen und verstehen uns so gut mit unseren Sitznachbarn», schwärmt er. Aber ihm geht es nicht nur um die Geselligkeit, Oberli ist genauso sportlich interessiert. Jedes Spiel wird daheim aufgenommen und nachgeschaut – wenn nötig in Zeitlupe – denn die Details interessieren und die Fehler werden analysiert. So ist Gottfried Oberli derzeit auch voller Lob für den Coach Rikard Franzén und seine Nachwuchsförderung. Der Rentner möchte auch der Geschäftsleitung der SCL Tigers für ihr Krisenmanagement und den Umgang mit den Finanzen ein Kränzchen winden.


Solidaritätsbekundung

Wie der aktuelle Spendenstand in der Kasse der SCL Tigers AG aussieht, können die Verantwortlichen noch nicht sagen. Klar sei schon, dass gut 80 Prozent der Sponsoren auf eine Rückforderung verzichten. Seitens Fans habe man alleine dank der Aktion «Hüt e Tiger, morn e Tiger» den Hinweis darauf, dass gut 1400 Fans darauf verzichten, ihre Ticketgelder zurückzufordern.

04.02.2021 :: Olivia Portmann (opk)