Der Revierförster markiert die Bäume, welche gefällt werden sollen. In einigen Emmentaler Gemeinden ist ein anderes System gestartet. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Emmental: Die Emmentaler Wald & Holz GmbH hat Teile der Aufgaben des Revierförsters übernommen. Davon erhofft man sich eine effizientere, auf den Markt ausgerichtete Bewirtschaftung.
«Wir hoffen, dass wir die Waldbewirtschaftung effizienter gestalten können, wenn wir bereits den Erstkontakt zu den Waldeigentümern haben», sagt Beat Zaugg, Geschäftsführer der Emmentaler Wald & Holz GmbH. «Auch wollen wir Doppelspurigkeiten vermeiden. Bisher waren wir vor allem bei grösseren Holzschlägen doppelt auf Platz: Wir, um die Arbeiten zu planen, und der Revierförster, um die Bäume zu bezeichnen, die gefällt werden sollen.» Zaugg kennt beide Seiten. Bis 2004 war er als Revierförster tätig, dann wechselte er – zuerst teilzeit, dann ganz – in die Vermarktung von Holz aus dem Emmental.
Umstellung erfolgt schrittweise
Per Neujahr haben die Mitarbeiter der Emmentaler Wald & Holz GmbH einen Teil der Aufgaben der Revierförster übernommen. Dies in den Gemeinden Lauperswil, Rüderswil, Lützelflüh, Rüegsau und Affoltern. Die Fläche der Wälder dieser Gemeinden beläuft sich auf rund 2200 Hektaren. Sie sind in Besitz von rund 1300 Grundeigentümern, wie die beiden zuständigen Revierförster auf Anfrage erklären. Dies ergibt pro Waldeigentümer eine durchschnittliche Fläche von 1,7 Hektaren, die auf mehrere Parzellen verteilt sein kann.
Per 1. Juli wird der Systemwechsel in den Gemeinden Auswil, Dürrenroth, Oeschenbach, Rohrbach, Rohrbachgraben, Ursenbach, Walterswil und Madiswil vollzogen und am 1. Januar 2022 wird dieser Schritt in Sumiswald und Trachselwald vollzogen.
Die Firma mit Sitz in Grünenmatt sei im Kanton Bern eine von zwei Unternehmungen, die neu Aufgaben von den staatlichen Förstern übernimmt, weiss Martin Städeli. Er ist in der kantonalen Waldabteilung Voralpen für die Waldwirtschaft zuständig. «Die Emmentaler Wald & Holz GmbH übernimmt zusammengefasst Aufgaben, welche nah an der Vermarktung sind: Die Beratung der Waldeigentümer bei der Planung von Holzschlägen, das Anzeichnen der Bäume sowie das Ausstellen der jeweiligen Holzschlagbewilligungen.»
Die Arbeit der Revierförster
Welche Arbeiten werden noch von den Revierförstern erledigt? «Sie prüfen die Gesuche für Beiträge, kümmern sich um Fragen der Wild-Wald-Problematik oder sind für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich», nennt Martin Städeli Beispiele. Grundsätzlich sei es auch möglich, dass eine Waldbesitzerorganisation für ein definiertes Gebiet sämtliche Aufgaben der staatlichen Förster übernehme. «Dies ist in Gebieten mit grösserem öffentlichen Waldbesitz eine häufige Revierform im Kanton», sagt Städeli.
Der Kanton überlässt es den jeweiligen Organisationen, wie viele Aufgaben der Revierförster sie übernehmen will. Keine Änderung vorgenommen wird in den Regionen Langnau-Trubschachen-Trub und Eggiwil-Schangnau-Röthenbach. «Die dortigen Waldbesitzer verfügen in der Regel über grössere Parzellen und sind mit ihren Holzverwertungsgenossenschaften gut aufgestellt», berichtet Martin Städeli. Eine Reorganisation mit Übernahme von Aufgaben der Förster ist hingegen in der Waldorganisation Kiesental & Aaretal angedacht, aber noch nicht beschlossen.
Pauschale Entschädigung
Übernimmt eine Organisation von Waldbesitzern staatliche Aufgaben, wird sie dafür pauschal entschädigt. «Entsprechend werden die bisherigen Revierförster nicht mehr die 1. Ansprechpartner für die Waldbesitzer sein», führt Martin Städeli aus. In den eingangs erwähnten Gemeinden, deren Waldbesitzer nun von der Emmentaler Wald & Holz GmbH betreut werden, werden die beiden Revierförster künftig andere Aufgaben übernehmen.»
Auf die Suche nach einem zusätzlichen Förster machte sich hingegen Beat Zaugg von der Emmentaler Wald & Holz GmbH. Fündig wurde er in Felix Moor. Der 32-jährige Forstingenieur FH war bereits zuvor in einer privaten forstlichen Planungsunternehmung tätig und hat nun seine Stelle im Emmental angetreten. «Im Unterschied zum Aargau, wo ich vorher gearbeitet habe, ist hier der Anteil von Wald im Privatbesitz viel grösser», sagt Moor.
Aufwändige Koordination
Die Emmentaler Wald & Holz GmbH, welche in Besitz regionaler Waldbesitzerverbände ist, konnte die abgesetzte Holzmenge seit ihrer Gründung vor 16 Jahren kontinuierlich steigern. «Jährlich sind es rund 30’000 Kubikmeter Holz, vor allem Fichte und Tanne», berichtet Geschäftsführer Beat Zaugg. Das Holz stamme von 400 bis 500 Lieferanten. «Weil wir mit sehr vielen Waldbesitzern in Kontakt sind und daher die Koordination der Holzschläge und die Vermarktung aufwändig ist, erhoffen wir uns von der neuen Aufgabenteilung einiges», sagt Beat Zaugg. «Beispielsweise möchten wir durch eine längerfristige Planung der Bewirtschaftung besser auf die Bedürfnisse des Holzmarktes reagieren können. Oder wir können den Waldeigentümern klar darlegen, welche Sortimente derzeit gefragt sind und welche weniger. Wenn wir die Holznutzung besser steuern können, leisten wir auch einen Beitrag, um den derzeit angespannten Holzmarkt zu entlasten und für die Waldbesitzenden mehr Wertschöpfung zu erzielen.»