Die Entwicklung der Post in der Region Entlebuch

Die Entwicklung der Post  in der Region Entlebuch
1932 wurde die Post erstmals mit einem Auto von Wiggen nach Marbach und Schangnau gebracht.
Region Entlebuch: Manfred Aregger aus Hasle LU beschäftigt sich mit der Postgeschichte. In der Broschüre «Die Post im Entlebuch» beschreibt er die Entwicklung in der Region.

Vor einem Jahr hielt Manfred Aregger beim Historischen Verein des Entlebuchs einen Vortrag mit dem Titel «Die Post im Entlebuch einst und jetzt». Es ist dem Stadtluzerner Anwalt Jost Schumacher zu verdanken, dass diese ausführliche Postgeschichte in einer über 60-seitigen illustrierten Broschüre als weiteres Heft seiner Schriftenreihe «Innerschweizer Schatztruhe» erschienen ist. Wenn der Autor, alt Nationalrat Manfred Aregger aus Hasle LU, im Speziellen die Entstehung und Entwicklung der Post im Entlebuch beschreibt, liest sich die interessant bebilderte Broschüre wie eine spannende Schulstunde zur Schweizer Geschichte. Mit seinem gesellschaftspolitischen Ausblick zieht er ein kritisches Fazit.

Berner Fischer-Post

In der Schweiz reifte zuerst im Stand Bern das Bedürfnis zur Gründung eines Postbetriebes. Der Berner Patrizier Beat Fischer unterbreitete seiner Regierung das ausgereifte Projekt einer privat geführten Postorganisation und erhielt 1675 die Konzession dazu. Auf Vertragsbasis folgte die flächendeckende Postbedienung der Stände Freiburg und Solothurn. In kurzer Zeitspanne entstand mit der Fischer-Post ein gewinnbringendes Familienunternehmen, das bis weit ins 19. Jahrhundert Bestand hatte. In der Helvetik durften dann auch die Kantone eigene Postdienste einrichten, wobei 1804 die Luzerner Kantonalpost ihre Arbeit aufnahm.

Die Post im Entlebuch

Bei der Organisation der Luzerner Kantonalpost wurde je eine Briefablage in Entlebuch, Schüpfheim und Escholzmatt geschaffen, die vorerst von Landboten über beschwerliche Wege bedient wurden. Erst als die Region Entlebuch durch bessere Strassen erschlossen war, entstand 1843 eine dauerhafte Fahrpost-Verbindung in Form eines wöchentlich verkehrenden zweispännigen Postwagens von Luzern durch das Entlebuch nach Langnau und umgekehrt. Die Bundesverfassung von 1848 schaffte die Zollschranken zwischen den Kantonen ab und führte den Schweizer Franken als offizielle Währung ein. Ein Jahr später wurde die Schweiz in elf Postkreise eingeteilt und einheitliche Posttaxen in Kraft gesetzt, wonach schweizerische Briefmarken in Umlauf kamen.

Epochale Fortschritte

Ein epochaler Fortschritt für die Region Entlebuch war 1875 die Inbetriebnahme der Bern–Luzern-Bahn, von der alle Wirtschaftszweige und die Gesellschaft als Ganzes profitierten. Ein wichtiger Kunde der Bahn war die Post: An Werktagen führte früh morgens und abends je ein Zug in beide Richtungen einen Bahnpostwagen mit sich, der als «fahrendes Postbureau» von einem Postbeamten bedient wurde. Die Bahnpost funktionierte bis ins Jahr 2004, als der Posttransport von den Briefzentren zu den Poststellen auf die Strasse verlegt wurde.

Massiver Kahlschlag

Die Tages- und Lokalzeitungen sowie  der umfangreiche Briefverkehr weckten in der Bevölkerung die Forderung nach täglichen Postzustellungen. So wurden zwischen 1880 und 1893 im Entlebuch 18 neue Postablagen eröffnet, die von einheimischen Ablagehaltern und zugleich Briefträgern betrieben wurden. Als neues Kommunikationsmittel kam 1895 das Telefon ins Entlebuch, wo Ende Dezember in Escholzmatt bereits zehn Abonnenten einen Anschluss erhielten. Für die Sommersaison 1925 wurde der Postautobetrieb Schüpfheim–Sörenberg konzessioniert.

Vom Höchststand der 32 Postbüros und Ablagen im Entlebuch im Jahr 1913 existieren im Jahre 2020 noch Escholzmatt und Schüpfheim. «In allen andern Orten sind keine Büros mit ausgebildetem Postpersonal mehr, wohl aber sogenannte Agenturen in einem Ladengeschäft, die jedoch mit ihren bescheidenen Kompetenzen eher eine symbolische Rolle spielen», schreibt Aregger. Er hält fest, dass die Post eine von Managern geführte, auf Profitmaximierung ausgerichtete Staatsunternehmung geworden sei, die den letzten Rest an dezentralem Föderalismus verloren habe. «Es fällt schwer, bei diesem Kahlschlag noch von einem Service Public zu sprechen, der allen dient, ohne ganze Bevölkerungsschichten auszugrenzen», bilanziert Manfred Aregger. Sein Fazit: «Im freiheitlich-liberalen Staat ist es eine gesellschaftspolitische Verantwortung des Postmonopols, alle Arten der organisierten Kommunikation gleichwertig anzubieten, keine zu benachteiligen und den Kunden die freie Wahl offen zu lassen.»

Die Broschüre ist zu beziehen bei Dr. Jost Schumacher, Alpenstrasse 1, 6004 Luzern,Tel. 041 419 70 70 oder via Mail: kanzlei@anwalt-schumacher.ch

14.01.2021 :: Gody Studer (gse)